Hundeglück 2011

 

Ella    

 

Es ist passiert!

Nach fast einem Jahr und rechtzeitig zu ihrem vierten Geburtstag ist Ella aus dem Hundshuus in ein gemütliches ebenerdiges Häuschen mit grossem Grundstück umgezogen. Sie wohnt jetzt bei einer versierten Hundehalterin, die fit mit ihr die Wälder in fast unmittelbarer Nähe zum Hundshuus unsicher machen wird. Ich habe die Vermittlung langsam angehen lassen und die Hundshuus-Trainerin hat einige Einführungsstunden gegeben, damit die neue Besitzerin alles von Ella zwischenzeitlich Erlernte  auch gut anwenden kann.

  

Rückblickend betrachtet war es für Ella ein Segen, so lange vor Ort zu sein, denn es war eine ständige Verwandlung von einer Fast-Autistin in eine fröhliche Hündin zu beobachten. Als Silvia, der für die Rettung und ihre anschliessende lange Autofahrt von Bayern hierher ins Wendland grosser Dank gebührt, Ella brachte, sahen wir ein Nervenbündel mit blutig aufgebissener Rute.  Ella bekam grösstmögliche Schonung in sauberer, warmer Umgebung mit klassischer Musikberieselung. Frische Rinder-Gelenkknochen halfen ihr, den Stress des Umzuges gut und nachhaltig abzubauen. Die ersten Kontakte zu den anderen Hunden verliefen nicht sehr befriedigend, aber tägliche Gewöhnung half Ella schliesslich im Miteinander mit den anderen Hunden. Sie war nicht in der Lage, zu spielen. Andere Hunde durften keinesfalls in meine Nähe kommen, wenn sie sich neben mir befand.

Berührungen mit einer weichen Bürste oder einem Handtuch waren Stress pur und sie flüchtete oder warf sich sofort auf den Boden. Der „wunde Punkt“ – im wahrsten Sinne des Wortes – war ihre Rute. Schon eine Berührung an der Schwanzwurzel erzeugte sofortige Panik mit Abwehrreaktion (womit keinesfalls Beissen gemeint ist). Ella lebte in ihrer eigenen Welt und fühlte sich extrem wohl, wenn sie alleine in ihrem Hundehaus war.  Spaziergänge waren schwierig, da man Ella nicht geistig erreichte. Sie zog und zerrte ohne Ende, Fahrten am Quad liessen sie nicht die Umgebung erkennen – sie starrte während des Laufens wie hypnotisiert auf den Vorderreifen.

Ihre Kastration verlief gut und der während der Wundheilung getragene Kragen verhalf der Rute dazu, zuzuheilen.  Ellas Gesamtzustand aber blieb auf einem für uns alle frustrierenden Niveau eingependelt. Mit dem Wechsel der hündischen Bewohner im Hundshuus und mit dem Frühjahr wurde Ella etwas zugänglicher. Sie lernte, sich bürsten zu lassen und genoss es sichtlich. Trockenrubbeln war plötzlich kein Problem mehr und während der Ausfahrten und während der Unterrichtsstunden hatten wir plötzlich das Gefühl, dass Ella neue Eindrücke an sich heran liess. Und gegen Ende des Sommers war sie eine gute Schülerin, konnte per Stimme am Quad gelenkt werden, war fröhlich und liebte es, mit Bono zu toben. Ella war angekommen. Ihr Schutzpanzer, der sie all die Jahre vor den entsetzlichen psychischen Misshandlungen geschützt hatte, war zerbrochen.  Und so steht dem Glück von Ella und ihrer tollen neuen Halterin rein gar nichts mehr im Wege und ich wünsche den Beiden viele gemeinsame, gesunde und glückliche Jahre!

 

PS. Ella ist eine reinrassige Deutsche Schäferhündin, vermehrt bei einem der üblichen Züchter dieser Rasse, also in Zwingern geboren und gehalten. Als Junghündin wurde sie von der Mutter getrennt und lebte völlig alleine in einem kahlen Zwinger, zu Tode unterfordert. Der Kontakt zur Mutter war nur noch optisch möglich. Daher stammt ihre schwere Verhaltensstörung, sich im Kreise zu drehen und die Rute zu erhaschen. Als ein Simpel, ein Einfaltspinsel zum Züchter kam, um Ella zu kaufen, gab es natürlich seitens des  Züchters keine Überprüfung des neuen Zuhauses. Und so wurde diese junge auffällige Hündin in einen Minimal-Vorgarten gesteckt, sie verlebte ihre Tage bei Wind und Wetter, bei Schnee und heisser Sonne auf einem Treppenabsatz ohne jeglichen Zugang zur Wohnung. Zur Nacht wurde sie in einem eiskalten, dunklen Keller hinter einer Tür auf einem dreckigen Teppichrest verwahrt.

Silvia sah die Hündin täglich und wir waren deswegen schon lange in Kontakt. Durch einen glücklichen Zufall ergab sich die Möglichkeit, legal in den Besitz von Ella zu gelangen.




* 25.10.2007 - 60 cm Schulterhöhe -   33 kg – kastriert - geimpft  -  entwurmt – tätowiert und gechippt – registriert


 


 Am 27.11.2010  checkte Ella am Empfangstresen des Wellness-Hotels Hundshuus im Wendland ein. Sie hatte eine lange Anreise hinter sich und wirkte sehr erholungsbedürftig.  Ella kam mit kleinem Gepäck hier an, genauer geschrieben nur mit VDH/SV-Papieren und einem Impfpass. Ansonsten besass sie leider nichts.

 

Der für sie vorbereitete Hotelraum von ca. 100 m² wurde in Augenschein genommen und es schien ihr ausgesprochen gut zu gefallen. Leise Hintergrundmusik verhalf ihr zu etwas Entspannung, frische Kost und Delikatessen wurden gerne gefressen.   Ella wirkte auf mich, als sei sie nervlich am Ende ihrer Kräfte. Ihre am Körper befindliche Kleidung war wie von Motten zerfressen, ihre Hinterhand taumelte beim Laufen auf Grund von unterentwickelter Muskulatur und ihre Figur war erbärmlich dünn. Die lange Rute war nackt und blutig gebissen, ein Zeichen ihres enormen Stresses.  Aber wir hatten ja alle Zeit der Welt und was bei vielen anderen Gästen schon bald Wirkung zeigte, würde auch bei Ella zum Erfolg führen……

Ella bekam ein Sportprogramm erstellt und mit anfangs sehr behutsamem Training fing ihr Körper an, Muskulatur zu bilden. Ein versierter Tierarzt nahm eine Kastration vor, sie wurde mit einem Chip versehen, bekam nach vorher schon verspeister Wurmkur eine Impfung gegen alle relevanten Gefahren und hatte anschliessend eine längere Ruhephase, um sich zu erholen.

Und wie sie das tat: Ihre Wunde verheilte wie im Fluge, es war kaum mehr eine Narbe zu erkennen, ihre blutige Rute wurde nicht mehr gejagt und heilte perfekt zu, ihr Mottenpelz wurde abgestossen und sie war auf dem besten Weg, einem Zobel Konkurrenz zu machen. Ihre Haltung wurde gerade und stolz, der runde Karpfenrücken veränderte sich in eine gerade Linie. Ihre Psyche geriet in ein Gleichgewicht und vorher häufig zu hörendes nervöses Gefiepe verstummte  völlig.

Ella entdeckte die Spieltherapie und entschied sich für Ball- und Stock-Kurse. Die Pfützen auf den Waldwegen wurden zum Kneipp-Bewegungsbad umfunktioniert und stärkten Waden und Geist.

Die Diät-Assistentin hatte einen Speiseplan mit viel Lachsöl, Lunderland-Gemüsemix-Flocken, frischen Fleischsorten (Pansen, Herz, Saumfleisch und Leber) und Fisch (Ölsardinen) erarbeitet und Ella verschlang ihr Futter von nun an. Sie legte an Gewicht zu, die Markeinlagen in den frischen Rinder-Röhrenknochen halfen dabei, eine weibliche Figur zu bekommen. Exotische Dinge wie Quark oder hartgekochte Eier lernte sie lieben und bereicherten von nun an ihren Abendbrotstisch.  Alle waren zufrieden mit Ellas Verwandlung und konnten es kaum fassen, wie lebensbejahend und frohgemut sie geworden war.

Menschen auf dem Hotel-Gelände wurden freudig begrüsst, auch Kinder fand sie sehr nett und alles in allem wirkte ihre gute Laune ansteckend.
 

Inzwischen macht sie Touren von 5-7 km durch den Wald, ist immer an ihrer Umwelt interessiert und würde am liebsten täglich etwas lernen. Und nun hat der Vorstand des Hotels beschlossen, dass Ella, die als entspannt und geheilt eingestuft wurde, nun bereit zum Auszug ist. Lediglich eine Frage steht noch im Raum: wohin wird Ella ziehen? Ihre frühere, schäbige  Wohnung hat sie vor Einzug ins Hotel auf Anraten gekündigt und etwas Neues muss deshalb ausgewählt werden.

 

Dazu haben wir uns in einer Konferenz Gedanken gemacht und sind zu folgendem Wunschprofil gekommen:

Ella möchte sehr gerne ein sauberes und nicht zu kleines Haus bewohnen. Sie ist selber reinlich und möchte es im Umfeld gerne ebenfalls antreffen. Eine hundesichere Umzäunung ist eine gute Voraussetzung, Ella auch in Zukunft Sonnenbäder ohne Anwesenheit ihrer Mitbewohner zu gestatten (wobei sie am allerliebsten innerhalb des Hauses wohnt und draussen gerne in Begleitung weilt).

Die Besitzer des Hauses dürfen gerne aus jeder Altersgruppe Interesse bekunden, immer vorausgesetzt, dass sie mit Vorliebe körperlich aktiv sind und Ella mit grosser Begeisterung das Umland zeigen wollen. Sie sollten hundeerfahren sein, damit Ella durch evtl. falsches Verhalten ihrer Leute nicht Unarten annimmt, die ihr bisher fremd sind (Leinenaggressionen o.ä.) Ein Klickertraining wäre wunderbar mit Ella zu praktizieren, da sie allem Neuen gegenüber aufgeschlossen ist und ausserdem über grosse Intelligenz verfügt.

Was bitte keinesfalls im neuen Wirkungskreis sein sollte, sind diese pelzigen, gefährlichen Tiere – auch Katzen genannt. Andere Hunde mag Ella sehr, allerdings wäre es falsch, zu behaupten, dass diese auch Ella sehr schätzen. Aufgrund schlechter Isolationshaft bei einem klassischen Züchter ist Ella wenig sozialisiert worden und ihre Begeisterung beim Spiel mit Artgenossen ist deutlich im Bereich Grobmotorik einzuordnen.

Meine eigenen Hunde nehmen gerne Reissaus, wenn Ella zu sehen ist. Um also einer unzufriedenen oder auch nur unharmonischen Partnerschaft vorzubeugen, plädiere ich bei Ella für eine Einzelhaltung mit gelegentlichen Bekanntschaften.

Sollten Sie evtl. auch noch an einer Hundesportart wie mantrailing oder ähnlichem Interesse haben, würden Sie in Ella die perfekte Partnerin dazu finden.

 

Wenn Sie allerdings eher inaktiv leben, werden Sie gezwungen sein, des Abends ein bis zwei Stunden aus den Klassikern der Weltliteratur vorzulesen, denn irgendwie muss Ellas Geist gefördert und damit beweglich bleiben.

Interessante Angebote mit aussagekräftigen Details gerne an info@hundshuus.de

  

 

 

 

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