Ella
Es ist passiert! Nach fast einem Jahr und rechtzeitig zu ihrem vierten Geburtstag ist Ella aus dem Hundshuus in ein gemütliches ebenerdiges Häuschen mit grossem Grundstück umgezogen. Sie wohnt jetzt bei einer versierten Hundehalterin, die fit mit ihr die Wälder in fast unmittelbarer Nähe zum Hundshuus unsicher machen wird. Ich habe die Vermittlung langsam angehen lassen und die Hundshuus-Trainerin hat einige Einführungsstunden gegeben, damit die neue Besitzerin alles von Ella zwischenzeitlich Erlernte auch gut anwenden kann. Rückblickend betrachtet war es für Ella ein
Segen, so lange vor Ort zu sein, denn es war eine ständige Verwandlung
von einer Fast-Autistin in eine fröhliche Hündin zu beobachten. Als
Silvia, der für die Rettung und ihre anschliessende lange Autofahrt von
Bayern hierher ins Wendland grosser Dank gebührt, Ella brachte, sahen
wir ein Nervenbündel mit blutig aufgebissener Rute.
Ella bekam grösstmögliche Schonung in sauberer, warmer Umgebung
mit klassischer Musikberieselung. Frische Rinder-Gelenkknochen halfen
ihr, den Stress des Umzuges gut und nachhaltig abzubauen. Die ersten
Kontakte zu den anderen Hunden verliefen nicht sehr befriedigend, aber
tägliche Gewöhnung half Ella schliesslich im Miteinander mit den anderen
Hunden. Sie war nicht in der Lage, zu spielen. Andere Hunde durften
keinesfalls in meine Nähe kommen, wenn sie sich neben mir befand. Berührungen mit einer weichen Bürste oder einem
Handtuch waren Stress pur und sie flüchtete oder warf sich sofort auf
den Boden. Der „wunde Punkt“ – im wahrsten Sinne des Wortes – war ihre
Rute. Schon eine Berührung an der Schwanzwurzel erzeugte sofortige Panik
mit Abwehrreaktion (womit keinesfalls Beissen gemeint ist). Ella lebte
in ihrer eigenen Welt und fühlte sich extrem wohl, wenn sie alleine in
ihrem Hundehaus war.
Spaziergänge waren schwierig, da man Ella nicht geistig erreichte. Sie
zog und zerrte ohne Ende, Fahrten am Quad liessen sie nicht die Umgebung
erkennen – sie starrte während des Laufens wie hypnotisiert auf den
Vorderreifen. Ihre Kastration verlief gut und der während der
Wundheilung getragene Kragen verhalf der Rute dazu, zuzuheilen. PS. Ella ist eine reinrassige Deutsche
Schäferhündin, vermehrt bei einem der üblichen Züchter dieser Rasse,
also in Zwingern geboren und gehalten. Als Junghündin wurde sie von der
Mutter getrennt und lebte völlig alleine in einem kahlen Zwinger, zu
Tode unterfordert. Der Kontakt zur Mutter war nur noch optisch möglich.
Daher stammt ihre schwere Verhaltensstörung, sich im Kreise zu drehen
und die Rute zu erhaschen. Als ein Simpel, ein Einfaltspinsel zum
Züchter kam, um Ella zu kaufen, gab es natürlich seitens des
Züchters keine Überprüfung des neuen Zuhauses. Und so wurde diese
junge auffällige Hündin in einen Minimal-Vorgarten gesteckt, sie
verlebte ihre Tage bei Wind und Wetter, bei Schnee und heisser Sonne auf
einem Treppenabsatz ohne jeglichen Zugang zur Wohnung. Zur Nacht wurde
sie in einem eiskalten, dunklen Keller hinter einer Tür auf einem
dreckigen Teppichrest verwahrt. Silvia sah die Hündin täglich und wir waren
deswegen schon lange in Kontakt. Durch einen glücklichen Zufall ergab
sich die Möglichkeit, legal in den Besitz von Ella zu gelangen.
Der für sie
vorbereitete Hotelraum von ca. 100 m² wurde in Augenschein genommen und
es schien ihr ausgesprochen gut zu gefallen. Leise Hintergrundmusik
verhalf ihr zu etwas Entspannung, frische Kost und Delikatessen wurden
gerne gefressen.
Ella bekam ein Sportprogramm erstellt und mit
anfangs sehr behutsamem Training fing ihr Körper an, Muskulatur zu
bilden. Ein versierter Tierarzt nahm eine Kastration vor, sie wurde mit
einem Chip versehen, bekam nach vorher schon verspeister Wurmkur eine
Impfung gegen alle relevanten Gefahren und hatte anschliessend eine
längere Ruhephase, um sich zu erholen.
Und wie sie das tat:
Ihre Wunde verheilte wie im Fluge, es war kaum mehr eine Narbe zu
erkennen, ihre blutige Rute wurde nicht mehr gejagt und heilte perfekt
zu, ihr Mottenpelz wurde abgestossen und sie war auf dem besten Weg,
einem Zobel Konkurrenz zu machen. Ihre Haltung wurde gerade und stolz,
der runde Karpfenrücken veränderte sich in eine gerade Linie. Ihre
Psyche geriet in ein Gleichgewicht und vorher häufig zu hörendes
nervöses Gefiepe verstummte
völlig. Ella entdeckte die Spieltherapie und entschied
sich für Ball- und Stock-Kurse. Die Pfützen auf den Waldwegen wurden zum
Kneipp-Bewegungsbad umfunktioniert und stärkten Waden und Geist.
Die Diät-Assistentin hatte einen Speiseplan mit
viel Lachsöl, Lunderland-Gemüsemix-Flocken, frischen Fleischsorten
(Pansen, Herz, Saumfleisch und Leber) und Fisch (Ölsardinen) erarbeitet
und Ella verschlang ihr Futter von nun an. Sie legte an Gewicht zu, die
Markeinlagen in den frischen Rinder-Röhrenknochen halfen dabei, eine
weibliche Figur zu bekommen. Exotische Dinge wie Quark oder hartgekochte
Eier lernte sie lieben und bereicherten von nun an ihren
Abendbrotstisch. Alle waren zufrieden
mit Ellas Verwandlung und konnten es kaum fassen, wie lebensbejahend und
frohgemut sie geworden war.
Inzwischen macht sie Touren von 5-7 km durch den
Wald, ist immer an ihrer Umwelt interessiert und würde am liebsten
täglich etwas lernen. Und nun hat der Vorstand des Hotels beschlossen,
dass Ella, die als entspannt und geheilt eingestuft wurde, nun bereit
zum Auszug ist. Lediglich eine Frage steht
noch im Raum: wohin wird Ella ziehen? Ihre frühere, schäbige
Wohnung
hat sie vor Einzug ins Hotel auf Anraten gekündigt und etwas Neues muss
deshalb ausgewählt werden. Dazu haben wir uns in einer Konferenz Gedanken
gemacht und sind zu folgendem Wunschprofil gekommen: Ella möchte sehr gerne ein sauberes und nicht zu
kleines Haus bewohnen. Sie ist selber reinlich und möchte es im Umfeld
gerne ebenfalls antreffen. Eine hundesichere Umzäunung ist eine gute
Voraussetzung, Ella auch in Zukunft Sonnenbäder ohne Anwesenheit ihrer
Mitbewohner zu gestatten (wobei sie am allerliebsten innerhalb des
Hauses wohnt und draussen gerne in Begleitung weilt).
Die Besitzer des Hauses dürfen gerne aus jeder
Altersgruppe Interesse bekunden, immer vorausgesetzt, dass sie mit
Vorliebe körperlich aktiv sind und Ella mit grosser Begeisterung das
Umland zeigen wollen. Sie sollten hundeerfahren sein, damit Ella durch
evtl. falsches Verhalten ihrer Leute nicht Unarten annimmt, die ihr
bisher fremd sind (Leinenaggressionen o.ä.) Ein Klickertraining wäre
wunderbar mit Ella zu praktizieren, da sie allem Neuen gegenüber
aufgeschlossen ist und ausserdem über grosse Intelligenz verfügt. Was bitte keinesfalls im neuen Wirkungskreis sein
sollte, sind diese pelzigen, gefährlichen Tiere – auch Katzen genannt.
Andere Hunde mag Ella sehr, allerdings wäre es falsch, zu behaupten,
dass diese auch Ella sehr schätzen. Aufgrund schlechter Isolationshaft
bei einem klassischen Züchter ist Ella wenig sozialisiert worden und
ihre Begeisterung beim Spiel mit Artgenossen ist deutlich im Bereich
Grobmotorik einzuordnen.
Meine eigenen Hunde nehmen gerne Reissaus, wenn
Ella zu sehen ist. Um also einer unzufriedenen oder auch nur
unharmonischen Partnerschaft vorzubeugen, plädiere ich bei Ella für eine
Einzelhaltung mit gelegentlichen Bekanntschaften. Sollten Sie evtl. auch noch an einer Hundesportart wie mantrailing oder ähnlichem Interesse haben, würden Sie in Ella die perfekte Partnerin dazu finden. Wenn Sie allerdings eher inaktiv leben, werden
Sie gezwungen sein, des Abends ein bis zwei Stunden aus den Klassikern
der Weltliteratur vorzulesen, denn irgendwie muss Ellas Geist gefördert
und damit beweglich bleiben.
Interessante Angebote mit aussagekräftigen Details gerne an
info@hundshuus.de
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