Effi
6.9.2010 – 11.3.2011
Ursprünglich sollte Effi mit ihrem ängstlichen Lebensgefährten
Urmel zusammen vermittelt werden, aber eines Tages standen überraschend
Menschen mit einem Effi-Klon vor der Tür und fragten nach der Hündin.
Nach einem ersten Kontakt kamen wir alle immer mehr zu der Ansicht, dass
es sich um einen Bruder von Effi handeln müsse.
Effi lebt nun mit ihrem (wahrscheinlichen) Bruder an der Elbe und
wird ein schönes und ruhiges Leben führen.
Effi (Briest)
Natürlich habe ich nach dem Einzug von Effi (Briest)
ins Hundshuus sofort einen Brief an die Queen geschrieben und sie
gefragt, ob sie Effi adoptieren wolle.
In der für die Queen typischen liebenswürdigen Art
schrieb sie mir umgehend zurück, dass sie „very honoured and deeply
grateful“ sei, einen so schönen und bezaubernden Hund angeboten zu
bekommen, sie aber leider aus verschiedenen Gründen absagen müsste. Dann
teilte sie mir „under the
pledge of secrecy“ mit, dass sie befürchte, dass im Falle ihres Todes
niemand in der Familie gewillt und vor allen Dingen geeignet sei, ihre
geliebten Hunde zu versorgen und zu umhegen. Ich möge bitte Verständnis
haben.
Und natürlich habe ich das und deshalb haben nun Sie,
liebe Leser, die aussergewöhnliche
Chance, einen Hund, der eigentlich der Queen zusteht, zu
adoptieren! Effi ist laut Impfpass ein reinrassiger
Jack-Russell-Terrier. Den Wahrheitsgehalt dieser Aussage kann ich nicht
beurteilen. Zu ihrem Verhalten allerdings kann gesagt werden: JRT durch
und durch!
Aber dazu später mehr. Nach Effis Ankunft machte ich
mich an die Recherche bezüglich ihrer Herkunft. Als ersten Anhaltspunkt
forschte ich in Bezug auf ihren Geburtsort. Effi wurde bei einem
Hunde-Vermehrer in Sachsen-Anhalt geboren, dessen Daten incl.
Telefonnummer nicht schwer zu bekommen waren. Ich rief dort an: nachdem
ich eine unfreundliche männliche Person, die offensichtlich „Ja“ hiess,
am Telefon hatte, bat ich um die Bestätigung, dass am 19.7.2003 eine
kleine Hündin vor Ort das Licht der Welt erblickt hätte. Dieses
unfreundliche Subjekt blaffte mich an, woher er das wissen solle…. Ich
liess mir bestätigen, Herrn St. am Telefon zu haben. Dann fragte ich, ob
er in seinen Büchern nachschauen könne, wann und wohin dieser kleine
Hund verkauft worden sei. Darauf bekam dieses Subjekt einen Wutanfall
und brüllte mich an, ob ich glauben würde, er liesse sich Namen und
womöglich Anschriften der Hundekäufer geben? Ich brüllte zurück, dass
ich es nicht glauben könne, dass er junge Hunde ungeprüft an für ihn
völlig fremde Leute verhökern würde, worauf ein fieses „Leck m…a.. A……“
ertönte und der Hörer aufgeknallt wurde.
Gut, damit war die Herkunft der kleinen Hündin
geklärt. Nachdem ich dann viel Zeit später und etliche
Cutter-Messer-Schneiden stumpfer meine Nachforschungen durch Schichten
von Tipp-Ex im Impfpass fortgeführt hatte, erschienen Name und Adresse
der offensichtlichen Ersthalterin.
Google sei Dank, sowohl der Name als auch die Landkarte ergaben
sinnvolle Ergebnisse und ich konnte unter zahlreichen Angeboten wie
Privatadresse, Berufs-Adresse, e-mail und Tel.-Nummer auswählen. Ich
rief die Dame, die 37 Jahre alt ist, im Amt einer Behörde
in Sachsen-Anhalt an und
erfragte, ob sie die Hündin in Z. bei Herrn St. gekauft hätte. Das wurde
mir bestätigt. Keine weitere Nachfrage ihrerseits…. Huch, was war das nun wieder? Ich erklärte, ich sei im
Besitz des Tieres, was ihr ein „das macht mich aber traurig…“ entlockte.
Keine Erschütterung, keine Frage danach, wo sie sofort ihren ehemaligen,
geliebten Hund abholen könne, keine Frage, wieso der Hund bei mir sei.
Nachdem ich ihr jede Information mühsam entlocken musste, weiss ich
jetzt folgendes: Klein-Effi wurde für die Kinder angeschafft, Oma wohnte
auch im Haus. Effi wuchs ausserdem mit zwei Katzen zusammen auf. Da Oma
ja auf den Hund aufpasste und er so niemals alleine war, wurde leider
bei der Erziehung versäumt, der kleinen Hündin beizubringen, alleine zu
bleiben. Die private Situation änderte sich, Effi war von Stund an
alleine und da sie nun protestierend bellte und die Tür zerkratzte, gab
es eine wunderbare Lösung: das Tierheim! Dorthin wurde Effi nach 6
Jahren (!) gemeinsamen Lebens abgeschoben. Dass es sich bei diesem
Tierheim, das den Namen wirklich nicht verdient, um eines der
Schlechtesten handelt, will ich hier nicht unerwähnt lassen.
Effi wurde bald darauf erneut vermittelt,
offensichtlich, ohne die neuen Halter darauf hinzuweisen, dass es sich
um einen Terrier und dazu um einen mit Verlustängsten handelt. Denn
schon einige Wochen nach Übernahme der Hündin durch ein Paar in
Niedersachsen war Effi wieder alleine. Das Paar machte eine längere
Flugreise nach Asien und Effi kam für Wochen in eine Pension. Nach der
Rückkehr durfte Effi noch ein paar Wochen vor Ort in dem Haus tagsüber
lange Zeit mutterseelenallein vor sich hin bellen, dann zog das Paar in
den Süden Deutschlands und Effi fand sich erneut in besagtem schlechten
Tierheim wieder.
Oft fehlt es an simplen Dingen wie eingezäuntem
Grundstück (ein Muss bei Terriern!), es fehlt an Zeit, an Erfahrung und
vor allen Dingen an Liebe! Einer grossen Portion Liebe, die alle
Anfangsschwierigkeiten am Beginn der Partnerschaft mit einem neuen Hund
klein erscheinen lässt! Wie geschrieben, diese Frau blitzte also damals
bei mir ab, bekam aber offensichtlich ohne Schwierigkeiten
Effi aus besagtem Tierheim. Und das Ende der Geschichte? Schon
drei Wochen später stand diese Person eines Sonnabends auf dem
Grundstück der Tierhilfe Wendland und bestand darauf, diesen Hund
„SOFORT loswerden zu können!“ Frau Konopatsch fragte bei mir an
und Effi, zu Tode erschreckt und ängstlich, mit Schwänzchen bis zum
Bauchnabel geklemmt, zog bei uns ein! Inzwischen von den Strapazen und dem Stress erholt,
zeigt sich diese Hündin, die ja eigentlich zur Queen gehört, als eine
kleine, bezaubernde Maus, die lebenserfahren und selbstsicher ist und
sich von Töffeln wie Benno nicht dumm kommen lässt. Sie hat – wie auch
Purzel – ihren Platz direkt unter meinem Schreibtisch zu meinen Füssen
und lebte von der ersten Minute an in dem Hausrudel, als sei sie schon
immer hier gewesen.
Alle Hündinnen haben sie akzeptiert, Ronja hat nach anfänglichem Zicken
erkannt, dass hier Alter und Erfahrung
mehr Gewicht haben und es scheint nun alles bestens zu klappen.
Clara und Effi laufen als Doppelgespann begeistert
neben dem Quad – Purzel, Effi und
Micky sind meine Pilz-Bodentruppe und so gibt es jeden Tag schöne Zeiten
mit einer dieser Gruppen. Effi ist eine siebenjährige, sehr fitte
und aktive kleine Jack-Russellin, die zum Abgabezeitpunkt frisch
kastriert, frisch geimpft und gechippt sowie registriert ist. Sie ist
selbstbewusst und lässt sich keineswegs die Butter vom Brot nehmen. Sie
ist in erster Linie als Bodenabwehr gegen Maulwürfe und andere
Eindringlinge einzusetzen, kann aber auch als lebendige Wärmequelle im
Bett Verwendung finden.
Effi hatte anfangs starke Verlustängste und konnte
nicht alleine bleiben. Beim Versuch, ihre Panik zu verarbeiten,
zerkratzte sie Türen. Inzwischen ist sie mehrmals mit den anderen Hunden
ohne uns Menschen alleine geblieben und hat keinerlei Dinge zerstört,
ebenso wenig war Protest zu hören. Nach der Kastration, noch unter Narkose-Einfluss,
wollte ich Effi inmitten des Hunderudels mehr Ruhe geben und legte sie
in eine Flugbox. Das war keine gute Idee und zeigte mir deutlich, dass
es dazu eine Vorgeschichte gibt. Effi geriet regelrecht in Panik und nur
die sofortige Befreiung und Lagerung unter meinem Schreibtisch liess sie
wieder in Ruhe ihre Narkose ausschlafen.
Meine Vorstellungen von ihrem neuen Zuhause wären folgende: Effi sollte zu einem lauffreudigen Paar, gerne mit
Katz`, umziehen, welches seinen
Lebensmittelpunkt überwiegend im heimischen Umfeld hat. Das kann sein,
weil entweder von zu Hause aus gearbeitet wird oder aber der
Arbeitsalltag bereits beendet wurde. Bei Ausflügen sollte die Begleitung
durch den Hund obligatorisch sein.
Natürlich könnte Effi auch zu einer einzeln lebenden
Person, hier müsste aber sichergestellt sein, dass Effi den Berufsalltag
mit der Person zusammen verbringen kann und nicht wieder lange Phasen
des Alleinseins zu ertragen hat. Effi ist ohne Panikattacken eine der
unauffälligsten und nettesten Hündinnen, die man sich vorstellen kann.
Zurzeit schläft sie (bewegungslos!) in einer kuscheligen Kudde neben
meinem Bett und muckst sich nicht. Ein einmaliger Versuch ihrerseits,
das Bett zu erobern, wurde durch mich getadelt und damit ist dieses
Thema erledigt. (Kleiner Nachsatz ein paar Tage später: Effi ist nachts
heimlich ins Bett auf den Platz von Seppi Seidenweich gehüpft und ich
habe es erst morgens bemerkt…. Ein SEHR konsequentes ABER AB!!! Hat sie
von einem erneuten Versuch abgehalten)
Effi ist nicht anders als andere Terrier: Sie ist sehr
intelligent, hat einen eigenen Kopf mit viel Lebenserfahrung angefüllt
und möchte deshalb unbedingt sehr konsequent und bestimmt geführt
werden, dabei viel Zuwendung bekommen und sich alles in allem gut
aufgehoben fühlen. Sie ist keinesfalls eine niedliche Kuschelmaus,
sondern ein ganzer Hund, wenn auch im praktischen XS-Format. Als
zukünftiger Wohnort wäre ein Haus mit Garten ohne zu dicht angesiedelte
Nachbarn sinnvoller als eine Wohnung, denn sollte Effi in ihrer Not
einmal bellen, können sich die Anrainer dann wohl kaum beschweren. Ich
habe dummerweise und zu voreilig Effi den Mund wässerig gemacht, als ich
ihr erzählte, sie würde bald im schottischen Balmoral wohnen und könnte
dann in voller Leidenschaft schottischen Moorhühnern
nachjagen. Und ich muss gestehen, dass ich es noch nicht fertig
gebracht habe, ihr von der Absage der Queen zu berichten.
Ich bringe es nicht über das Herz!
Wenn Sie also Interesse an Klein-Effi haben und sich
ihr vorstellen, wäre es nett, wenn Sie nicht gleich mit der Tür ins Haus
fallen würden und ihr von einem kleinen Häuschen berichten. Ich schlage
vor, wir bleiben bei der Version des schottischen Landsitzes, aber sie
sagen einfach, dass sie aus praktischen Gründen jetzt überwiegend in
……………. wohnen und nur noch selten in den Hochmooren wohnen und jagen. Mir wäre es sehr lieb, wenn wir eine stückweise
Annäherung an die Realität anstreben könnten, um der kleinen Zuckermaus
eine weitere Enttäuschung zu ersparen. Haben Sie das Gefühl, es mit
einer handfesten Russellin aufnehmen zu wollen und zu können, dann
dürfen Sie sich gerne ausführlich unter der bekannten Adresse
info@hundshuus.de um Effi
bewerben. Natürlich erwarte ich eine Schilderung der angestrebten
Haltungsumstände für Effi.
Ein
paar Gedanken zum Thema Verlassenheits-Ängste: Ich möchte eine grundlegende und überaus wichtige
Information an alle Beteiligten weitergeben, die Hunde besitzen, welche
Stress und Ängste beim Alleinsein entwickeln: Diese Art der Panik wird
NICHT aus niederen, hinterlistigen oder sonst wie vermenschlichten
Eigenschaften heraus gezeigt, sondern erfolgt als logische Abfolge einer
Kette von auslösenden Faktoren. Der Hund kann nichts für die gezeigten
Verhaltensweisen und eine Bestrafung hätte etwa den gleichen Effekt, als
würden sie ein kleines Kind dafür verprügeln, dass es vor ein Auto
gelaufen ist.
Eine Trennungsangst oder auch Verlustangst kann u.a.
durch eine sehr tiefe emotionale Bindung eines Hundes an seinen Besitzer
entstehen. Eher seltener tritt diese Verlassenheitsangst im Umgang mit
Artgenossen auf. Die Angst kann aber auch durch viele andere
einschneidende, traumatische Erlebnisse während der Welpenzeit erzeugt
werden. Dazu können die übermässig frühe, aber auch die sehr späte
Abgabe eines Welpen gehören, lange Phasen des Alleinseins in einem
Zwinger (vergleichbar mit Säuglingen, die lange Zeit in völlig
menschenleeren Räumen sich selber überlassen werden), es können
veränderte Abläufe des bisher gleichen Tagesrhythmus zu einer
Traumatisierung führen und viele Dinge mehr, die wir uns im Umgang mit
Welpen gar nicht bewusst machen. Wir „programmieren“ und erziehen oftmals unsere Hunde
zu übergrosser Abhängigkeit von uns und stärken nicht ihr
Selbstbewusstsein. Anstelle junge Hunde in selbstständigem Handeln zu
unterstützen, sie für mutige und bewältigte Abenteuer zu belohnen (durch
Stimme oder Leckerli), werden ihnen häufig Kontakte zu Artgenossen oder
Bewältigung von natürlichen Hindernissen wie z.B. Kletterpartien über
Baumstämme oder Mauern von vorneherein verboten, da „der Hund noch zu
jung ist“. Diese Erziehung zur Unsicherheit
des Hundes schafft zwangsläufig eine grosse Abhängigkeit des
Hundes von seinem Menschen. Fehlt dieser Mensch plötzlich, reagiert der
junge Hund nach völlig normalem Schema: er fiept, er weint, er ruft und
schliesslich schreit er in grosser Panik. In einem natürlichen Hundeverband wäre das Fiepen ein
Signal, damit die einzelnen Rudelmitglieder sich nicht aus den Augen
verlieren und nach Möglichkeit auch die Wurfhöhle nicht zu weit
verlassen. Wir Menschen machen uns diese instinktive Handlung bei der
Bindung des Welpen an uns zu eigen, indem kecke Welpen z.B. auf
Spaziergängen sich selbst überlassen werden und wir uns hinter einem
Baum o.ä. verstecken. Ganz schnell merkt der Welpe, dass er alleine ist,
entwickelt Panik, fiept oder schreit laut und geht sofort auf die Suche
nach uns. Hat er uns erfolgreich gefunden, wird er in Zukunft immer
wieder ein Auge auf seinen Rudelführer werfen, damit er gleiche
Situationen nicht mehr erleben muss. Was ist aber, wenn Welpen keinen Erfolg bei dem Rufen
nach ihrem Rudelführer haben? Wenn Menschen junge Hunde kaltherzig in
Räume oder Zwinger sperren, sich selber aber über Stunden nicht mehr
zeigen? Diese Hunde werden anfänglich zaghaft, dann immer lauter und
später in allergrösster Panik nach ihren Menschen rufen und bellen.
Dabei erzeugen sie grosse Mengen des Stresshormons Adrenalin, das sich
in ihrem Körper anreichern wird. Adrenalin im Übermass hat eine
verheerende gesundheitliche Wirkung, die hier aber nicht näher erörtert
werden soll. Nur so viel: Ein Hormon kann nicht innerhalb einer
kurzen Zeit wieder abgebaut werden. Ist also ein Hund einer grossen
Stresssituation ausgeliefert und produziert grosse Mengen dieses
Hormons, so lagert es sich im Körper ab und kann nur sehr langsam durch
stressfreie Umgebung und Haltung wieder abgebaut werden. Dieser Vorgang
kann 14 – 21 Tage dauern, immer vorausgesetzt, es wird kein neues
Adrenalin in den Körper ausgeschüttet. Man kann es sich gut an einem Krug verdeutlichen: ein
kurzer Wasserstrahl, der einen in der Sonne befindlichen Krug trifft,
verdunstet und ist ohne Belang. Ein Dauerstrahl hat keine Möglichkeit,
innerhalb des Kruges (des Körpers) zu verdunsten. Der Krug füllt sich
bis zum Anschlag und läuft schliesslich über und hat keine Chance, zu
trocknen. Und ein Hund, der dauerhaftem Stress ausgesetzt ist, hat keine
Chance, ausgeglichen und vor allen Dingen gesund zu bleiben. Es gibt zum
Glück inzwischen zahlreiche Bücher zum Thema „Stress bei Hunden“, wobei
das aus dem Animal-learn-Verlag sehr anschaulich geschrieben und
bebildert ist und für mich die erste Wahl wäre. Leider ist das Thema der Verlassenheits-Angst
ebenfalls ein sehr vielschichtiges und ich könnte auch dazu ein kleines
Buch verfassen. Im Alltag meiner Vermittlungsarbeit hat sich jedoch ein
Punkt als Ursache sehr deutlich herauskristallisiert, den ich hier
einmal beschreiben möchte. Menschen, die einen Hund übernehmen und
trotzdem einen Beruf ausüben, haben die Tendenz, sich zum Übernahmetag
und in den folgenden Tagen Urlaub „zur Eingewöhnung“ zu nehmen. Der Hund
erlebt also i.d.R. einen Haushalt, in dem immer jemand anwesend ist. Er
erlebt meist auch die geballte Aufmerksamkeit seiner Familie: die Kinder
spielen und knuddeln ohne Pause mit ihm, sie zeigen den Hund ihren
Freunden, die Verwandtschaft wird zum Kaffee oder Grillabend eingeladen
und es herrscht nur Ruhelosigkeit vor. Bei einem Hund, der u.U. aus
einem stressigen Umfeld wie einem Tierheim oder einer Tötungsstation
kommt, erzeugt das einen enormen Stress. Aber auch ein vor der Abgabe
gut und gesund aufgezogener Welpe kann durch eine Umsiedlung natürlich
enormem Stress ausgesetzt sein, es betrifft im Grunde genommen alle
Hunde jeglichen Alters und jeglicher Herkunft: Umzug in ein neues Umfeld
bedeutet ein Übermass an Fremdreizen und diese erzeugen Stress. Dann plötzlich kehrt der Alltag ein, dass Interesse
der Kinder flaut ab und der Urlaub ist zu Ende. Plötzlich verlassen alle
Familienmitglieder zu fast gleicher Zeit die gemeinsame „Höhle“. Der
Hund, ohnehin nervös und hibbelig durch grosse Mengen des Adrenalins,
beginnt umherzulaufen und zu rufen. Keine Reaktion! Aber beginnende
Panik! Es wird in Windeseile das gesamte Haus, die gesamte Wohnung
durchsucht – alles ohne Erfolg. Die Stress-Situation legt sich auf den Darm, das
Adrenalin zeigt seine Wirkung. Der Hund hat auf einmal schrecklichen
Durchfall, ohne auch nur die geringste Chance, nach draussen geführt zu
werden. Er kotet und uriniert in die „Höhle“, die Wohung. Es wäre jetzt dringend nötig, dass erneut Urlaub
genommen wird und der Hund mit Minimal-Trainingseinheiten lernt, dass
Alleine- bleiben völlig normal ist und zum Alltag gehört. Dieses
Training – nachdem ein Hund bereits die Verlust-Ängste entwickelt hat –
ist mühsam, da die Anfangsintervalle, in denen der Hund ohne Panik
alleine bleiben kann, oft nicht länger als 10 – 20 sek. sind. Sie können
sich leicht ausrechnen, wie lange es dauert, bis ein Hund gelassen max.
4 – 5 Std. Berufsalltag des Halters erträgt. (Ich kann nur hoffen, dass
sich niemand überlegt, einen Hund zu halten, der noch länger völlig
alleine auf seinen Rudelführer warten muss!) Einige Hilfen, die es einem Hund ermöglichen, ohne
Panik auf das Alleinsein zu reagieren: Gewöhnen Sie sich ab, beim Verlassen der Wohnung,
ebenso wie bei der Rückkehr, den Hund zu beachten! Es klingt grausam,
ist aber aus Sicht des Hundes eine normale Reaktion auf eine normale
Angelegenheit. Als Beispiel: sprechen Sie zu Ihrem Hund, wenn Sie ins
Badezimmer oder auf die Toilette gehen? Oder lenken Sie alle
Aufmerksamkeit auf diese Tätigkeit hinter der Bad-Tür, die ihr Hund
meist nicht gemeinsam mit Ihnen durchlaufen darf?
In der Regel wohl nicht, Sie werden dort kommentarlos
verschwinden und kehren nach kurzer Zeit wieder. Aber auch dann werden
Sie den Hund nicht loben und umarmen, sondern werden wortlos am ihm
vorbei in einen anderen Raum gehen oder ruhig die Dinge weiterführen,
die Sie vorher taten. Der Hund lernt: das ist Alltag! Hier wird hinter Türen
verschwunden, hieraus kommt aber auch jeder wieder zurück. Es ist also
eine Routine-Handlung, die vom Hund ohne Reaktion zur Kenntnis genommen
wird. Wenn nun dieser Ablauf in Zusammenhang mit Ihrer
Haustür gleich von Anfang an in sehr kurzen Zeitintervallen geübt wird,
dann ist es für den Hund kein Unterschied, ob Sie hinter der Haus- oder
aber der Badezimmertür verschwinden. Das Training kann sich neben der
Zeiteinheit auch auf gleichbleibende Geräusche ausdehnen. Wenn Sie also
i.d.R. immer die Autoschlüssel oder die Jacke greifen, wenn Sie die
Wohnung verlassen, können Sie das auch einmal vor dem Gang ins Bad
machen. Oder aber Sie gehen im Bademantel vor die Haustür und kommen
nach einiger Zeit kommentarlos zurück. Ich möchte Ihnen vermitteln, dass Dinge, die in Ihrem
eigenen Kopf als „normal“ eingestuft werden, auch im Kopf des Hundes
keinerlei Emotionen erzeugen sollen. Und weder der Gang in den Keller
noch ins Bad oder in den Garten lösen bei Ihnen den Drang aus, sich zu
verabschieden oder eine gewaltige Begrüssung zu zelebrieren. Wenn also Menschen lernen, „hündisch“ zu denken und
den Hund sowohl bei Weggang als auch bei Wiederkehr völlig zu ignorieren
und erst nach ca. 15 – 20 min. einmal zum Streicheln heranrufen, dann
wäre das bereits eine erfolgsversprechende Basis im täglichen Alltag,
KEINE Verlustängste aufzubauen. Durch das übermässige Geplapper a la
„so, mein Lieber, Mami muss jetzt gehen, Du bleibst schön zu Hause,
blabla-blabla- blabla……“ wird der Hund in eine nervöse Vorstimmung
versetzt und gerät schon ohne wirklichen Anlass in Panik, schüttet
Adrenalin aus. Und der gleiche Ablauf passiert meist nach Rückkehr der
Hundehalter: ein Wortschwall ohne Ende, blabla – blabla….. Kommen Sie
nach Hause, als seien Sie eben im Bad gewesen und alles verliert die
exotische Sonderstellung. Was aus meiner Sicht ebenfalls zu Panik-Attacken des
neuen Familienmitglieds führen kann, ist eine starke Reizüberflutung zu
Beginn des Einzugs (bereits im oberen Text angedeutet). Lassen Sie den
Hund in Ruhe, zeigen Sie ihm Räume, die am Anfang wichtig sind,
erweitern Sie aber dann schrittweise die Tour durch Haus oder Wohnung.
Der Hund wird viele Jahre bei Ihnen leben, Sie werden viele Jahre Zeit
haben, ihm Menschen, Wege, Zimmer oder den Garten zu zeigen. Als Beispiel: Kommen Verwandte von einem anderen
Kontinent zu Ihnen ins Haus, wird auch diesen erst einmal Ruhe gegönnt
und der gemeinsame Gang ins Kino, in einen Park oder zu Freunden erst
nach Tagen in Angriff genommen, wenn der Besuch ausgiebig geschlafen,
gegessen und Koffer ausgeräumt hat. Fazit:
Bereiten Sie sich selber vor Übernahme eines Hundes gedanklich auf die
Umstellung vor. Wenn Sie sich trotz genannter Tipps gerne auf einen
Hund mit Trennungsängsten – vielleicht bereits im Vorfelde - einstellen
oder etwas über die Lösungsmöglichkeiten aus den Ängsten heraus erfahren
möchten, so wird Ihnen diese Lektüre sicher dabei helfen:
1. Trennungsangst
beim Hund [Broschiert]
James O'Heare,
//15 Euro
2. Waldi allein zuhaus: Wenn
Hunde Trennungsangst haben [Broschiert]
Patricia B. McConnell,//
6.90 Euro
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