Die Unvergessenen

 


                      

Oscar * August 1993 – 10. September 2010      


 …….und ich nahm ganz sanft seine Pfote und führte ihn über die Regenbogenbrücke……  

Ein sehr langes Hundeleben hat heute sein Ende genommen. Oscar hatte seit Tagen Schmerzen und Probleme beim Kotabsatz, er stellte die Futteraufnahme ein und eigentlich waren alle Vorzeichen eindeutig. Ich wollte meine Entscheidung jedoch von der Frischfleisch-Lieferung am heutigen Tag abhängig machen.  Rinderherz, sonst von ihm mit einem tiefen Zug inhaliert, erzeugte fast einen Ekel in ihm. Und dann war der Zeitpunkt gekommen…..

 



Oscar starb wie alle unsere Hunde "mitten drin" – in der Küche, umgeben von seinen Rudelmitgliedern . Und er starb bereits unter der Narkose, die nicht einmal höher dosiert war. Sein kleiner Körper, im achtzehnten Lebensjahr, war am Ende. Oscar wurde vor langer Zeit als junger Hund in einer Stadt in diesem Kreis gerettet, seine Halter trainierten einen jungen Rottweiler daraufhin, Oscar und seine Schwester dem grossen Hund zum Zerfleischen vorzuwerfen. Zum Glück wurden die beiden Kleinen ohne Aufsicht auf die Strasse gelassen. Es war ein leichtes Spiel, Oscar zu entwenden und zu uns in Sicherheit zu bringen. Leider hat niemand jemals mehr etwas von seiner Schwester gehört oder gesehen.
 





Oscar kam, sah und siegte! Er stand plötzlich inmitten eines grossen Rudels und behauptete sich mit seinem einen Jahr an Lebenserfahrung wie eine Kampfmaschine. Wer  auch immer zum damaligen Zeitpunkt zu nahe an den kleinen Burschen kam, wurde mutig attackiert und musste um sein Leben fürchten.
Es gab nur einen einzigen Hund, der von Anfang an Oscars grosse Liebe (und meine dazu) war: unser Mops Bruno. Oscar und der kleine Mops waren von der ersten Stunde an unzertrennlich und wir reisten oftmals mit den beiden Zwergen – "Reisegruppe Eins" genannt (es gab auch andere Reisegruppen, die Auswahl war gross).



Oscar kümmerte sich ein Leben lang um die Nasenfalte des Mopses, die immer wie neu roch und aussah. Er säuberte dessen Lefzen, die Ohren und eigentlich säuberte er gemeinsam mit dem damals noch lebenden Donny den ganzen Mops (der häufig wie gebadet wirkte – nass von der Nase bis zur schönen Rute).



Oscar war ein sehr wehrhafter kleiner Geselle mit dem Mut eines Löwen, der dafür sorgte, dass grosse töffelige Hunde sofort abgestraft wurden! Sie hatten sich zu benehmen und nicht auf alles zu latschen. Er war auf der anderen Seite aber auch ein Hund, der fest davon überzeugt war, dass er zum Schosshund geboren war. Auf Autofahrten lag er im Arm meines Mannes, immer gut gebettet und gestützt. Bei Rundgängen auf dem Grundstück forderte er lautstark ein (bei meinem Mann!), getragen zu werden. Und sassen wir im Sommer auf der Terrasse, war Oscar natürlich auf dem Schoss!  



Schlafen allerdings tat er nur bei mir, und zwar unter der Bettdecke in der Kniekehle. Eine wunderbare Wärmequelle, besonders, wenn er im Winter ungeschoren war. Die letzten zwei Jahre hatte er eine kleine dreistufige Treppe am Bett, die seinen Bett-Einstieg erleichterte. Schaute morgens nach dem Aufwecken einer der grossen Hunde keck über die Bettkante, sorgte Oscar sofort dafür, dasss die von ihm gesetzten Grenzen  eingehalten wurden!



Solange der Mops Bruno lebte, kuschelten er und Bruno eng aneinander, über Tag wie in der Nacht.  



Nach Brunos Tod vor fast genau sechs Jahren wurde Oscar zum Einzelgänger. Er mochte mit keinem der anderen Hunde mehr kuscheln und verbrachte sein Leben eigentlich allein inmitten des Rudels. Er war zwar immer neben mir am Schreibtisch, im Bett oder auch im Gelände, aber mit zunehmendem Alter wurde er auch mürrischer. Die grossen Hunde ängstigten ihn und er mochte  sein Kuschelbett oftmals nicht verlassen.



Als Oscar zu uns kam, habe ich ihn aus purem Egoismus behalten und ihn niemals inseriert. Heutzutage würde ich darauf achten, dass diese sehr kleinen Hunde nicht gezwungen werden, mit grossen Hunden in einem Rudel leben zu müssen. Wir haben in den vergangenen 16 Jahren, die er bei uns lebte, viel mit Oscar erlebt. Wir haben insbesondere gelernt, dass die armen kleinwüchsigen  Hunde meist falsch eingeschätzt werden und ein trübsinniges Leben auf Couchen älterer alleinstehender Damen verbringen müssen. Unser Oscar war ein richtziger Hund und wenn es erforderlich war, zögerte er nicht eine Sekunde lang, den sehr grossen Dobermann zu korrigieren.

Oscar war ein wichtiger Teil unseres Lebens. Und obgleich wir aufgrund seines hohen Lebensalters schon lange mit seinem Tode rechneten, ist dieser Abschied wie jeder andere von unseren Hunden auch, schwer zu begreifen und anfangs so unendlich traurig. Aber schon bald werden wir uns Geschichten über Oscar erzählen können und es werden uns viele kleine und lustige Anekdoten zu ihm einfallen. Heute und in den kommenden Tagen werden wir aber erst einmal  um einen nur 7 kg leichten, ganz grossen Hund trauern.



 
 
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