Der ideale Hund!

Wo ist er? Wie sieht er aus, wo ist er versteckt?

Suchen auch Sie den perfekten Hund bei mir?  

In Zeiten der optischen Reizüberflutung habe ich manchmal ein wenig das Gefühl, mich in einem Institut für Partner-Vermittlungen zu bewegen.

Die Anfragen zu den einzelnen Hunden sind doch sehr sonderbar. So zum Beispiel: ......ich möchte eine Hündin, sie darf max. 4 kg wiegen und sollte kurzhaarig sein! Bitte keine Hängeohren und als Farbe kommt nur etwas Helles in Frage! 

Also gut, der kleine Rüde, den ich der Dame so gerne vermittelt hätte, hat mindestens das doppelte an Gewicht, ist schwarz mit kleinem weissen Brustfleck und ist stockhaarig.  Das passt nun ganz und gar nicht!  Und es würde so gut passen......Denn die Dame muss einen wohlerzogenen und ruhigen Hund haben, da er tagsüber mit im Geschäft sein soll. Ausserdem ist sie selber sehr nervös und dieser Glücksgriff von Hund ist durch nichts aus der Ruhe zu bringen. Aber leider, frau hat ihre Vorstellungen...... 

Und so geht es Woche um Woche: Potentielle Hundehalter betrachten die Bilder meiner Vermittlungstiere und „verlieben“ sich. Völlig ungeachtet dessen, was ihre Traumhunde für Charaktereigenschaften oder für Ansprüche haben.  Steht bei einem Husky-Mischling, er hat – wie alle Nordischen – einen Jagdtrieb, kommt die Bemerkung, dass der Hund, der ja genau den optischen Vorstellungen des Mannes entspricht,  aber abrufsicher ohne Leine im Schwarzwald laufen muss! 

Steht bei einer Terrier-Mix-Hündin, dass sie genetisch bedingt sicher kleine Beutetiere greifen oder jagen wird, kommt die Anfrage aus einer Kleintier-Aufzuchtstation mit vielen Katzen nach diesem Hund – denn“....sie sieht so süss aus“.

Es freut mich, wenn Leute die Bilder der Hunde verführerisch finden, aber es erstaunt mich, dass offensichtlich alles für ein weiteres gemeinsames Leben nur von der Optik bestimmt sein soll.  

Bei den Vergessenen aus Ahlum wird ein kleiner Rüde zu finden sein, der bestialisch durch seinen spanischen Vorbesitzer misshandelt wurde, ein Auge wurde ihm ebenfalls ausgeschlagen. Dieser Hund wird vermutlich von niemandem die Kriterien nach dem perfekten Hund erfüllen. Hat diese geschundene Seele deshalb kein Anrecht, keine Aussicht auf eine liebevolle Aufnahme bei Tierfreunden?

Wird niemand bei seinem Anblick an Adoption denken und ist dieses Wesen mit Gefühlen und panisch ängstlichem Blick deshalb verdammt, in diesem Tierheim bis an sein Lebensende ausharren zu müssen?

Ich hoffe nicht!  

Was ich wirklich hoffe, ist, dass Menschen einmal alle Vorstellungen über Bord werfen und ganz offen auf die Suche nach einem Hund gehen. Menschen, die – wie es erst EINMAL passierte, dafür aber immer in meiner Erinnerung bleiben wird – sagen, dass sie DEN Hund nehmen, der am wenigsten schön oder am wenigsten pflegeleicht ist.

Menschen, die nicht an sich und ihre Vorteile durch einen bestimmten Hund denken, sondern Menschen mit einem ganz grossen weichen und warmen Herzen, die einfach nur denken: Wo ist der Hund, dem ich mit meiner Anwesenheit, mit meiner Liebe sein Leben versüssen und wieder lebenswert machen kann???? 

 

Und wenn ich noch eine weitere Hoffnung äussern darf, dann ist es die, dass der Unfug mit der Frage nach Welpen einmal etwas in den Hintergrund tritt. Eigentlich möchte fast jeder einen Welpen haben! Und warum? Um ihn selber erziehen zu können......!! Na prima, dann tun sie es doch wenigstens!

Warum habe ich denn ständig junge pubertierende Hunde in der Vermittlung, die absolut nichts gelernt haben? Bei denen die Besitzer wieder einmal überfordert waren. Bei denen die Erziehung am Tag X, nur nicht am Tage des Einzuges beginnen sollte.

Ich kann es nicht häufig genug sagen: Ein Welpe ist kein Versuchsballon! Ein Welpe ist (in der Regel) kein Hund für Anfänger! Ein Welpe ist der Beginn einer nervenaufreibenden Zeit, die mindestens 12 Monate anhält. Deshalb sollten von vorneherein Mütter mit kleinen Kindern und Berufstätige für diese Aufgabe ausfallen. Man erzieht weder Kinder noch Hundewelpen mal eben im vorbeigehen. Es ist ein anstrengender Ganztagsjob, dem nur wenige gewachsen sind.  

Die Misere der vielen Vermittlungshunde und der vielen damit verbundenen Ausreden, weshalb die Hunde abgegeben werden, ist das Schuldeingeständnis einer gescheiterten Beziehung. Einer Beziehung, bei der einer meist über die Strenge schlägt und einer sich überfordert fühlt.

Und das passiert Ihnen nicht, wenn Sie sich einen älteren und/oder erzogenen Hund ins Haus holen, den Sie im günstigsten Fall bereits einige Male vorher besucht und/oder spazieren geführt haben.

Und wenn Sie bei dem Argument FÜR einen Welpen ins Feld führen, er würde noch so lange leben, dann kann ich nur antworten: Auch sehr junge Hunde erkranken und sterben.  Und auch Sie sind nicht unsterblich. Wissen Sie, ob Sie selber in 10 Jahren noch leben oder in der Lage sind, einen Hund zu führen? Wollen Sie wegen nebulöser Ideal-Vorstellungen von der Zukunft Hunden ein glückliches Leben an Ihrer Seite verwehren?

Ich würde mich freuen, wenn Sie meine Worte einmal ein wenig überdenken oder gar überschlafen würden und mir – im günstigsten Fall- recht geben würden.


 

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