Hundevermittlung & Alltag

 

Liebe Hundshuus-Leser, heute hat fast jede website einen "blog". Ich möchte dieses Wort nicht verwenden, werde aber hier an dieser Stelle nach Datum sortiert aus der Alltags-Szene der Hundevermittlung plaudern.

 

neuere Beiträge / Tagebuch 2008 +hier

 

 

 

19.11.07

Es waren wieder wilde Tage......
Elise, vormals Sandra, hat uns besucht. Können Sie sich erinnern? Die nackte, von Milben fast zerfressene Hündin, die deren Besitzer gerne aus dem Haus (Weg?) räumen wollten. Und zu Elise werde ich einen Extra-Link erstellen, der dann VORHER -NACHHER heissen wird.

Dann ist wunderbarerweise die kleine Betti vermittelt worden. Die kleine Leishmaniose-positiv Hündin, die sich im Allgäuer Raum in einer Pflegestelle befand und die ich, da sie mich so ansprach, auf die SCHICKSALE des Monats mit auf die website genommen hatte. Und nun - oh Wunder - wohnt Betti in einem Nachbarstädtchen bei einer Frau, die eigentlich einen kleineren Hund bei mir suchte und nach einem Besuch mit meiner momentanen Auswahl nicht so ganz glücklich war - es funkte
nicht..... Aber als sie Betti sah, da funkte es sofort. Und so fuhr das Ehepaar samt Collie-Mix-Hündin gen Süden und Betti erkannte SOFORT den Ernst der Lage und zeigte sich von ihrer allerbesten Seite. Was ihr nun - nach langer Warteposition - den Super-Platz verschaffte. Was bin ich froh!

Dann kam Connor zum Fototermin ins Hundshuus. Was eigentlich eine Routine-Arbeit werden sollte, entwicklte sich zu einer
"Husch-Sitzung"...... Soll heissen, dass Connor, der ein wenig
unterbeschäftigte Gordon-Setter, das gesamte Grundstück derart auskostete, dass ich nicht in der Lage war, eine grosse Anzahl vernünftiger Bilder zu erstellen. Ich habe über 100 Aufnahmen nur in den Papierkorb getan, da man nur "Husch und weg" erkennen konnte. Meine Güte, hat dieser freundliche Rüde die Grösse des Grundstücks genossen.....
Und wohlweislich habe ich ihn erst einmal nur im ZERG-Portal gelistet, was genau zur Folge hatte, was ich vermutete.... Eine Unmenge von Interessenten hat sich gemeldet und möchte ihm ein neues Zuhause geben.
Das wird eine etwas längere Auswahl-Zeit zur Folge haben. Es wird schön für Connor enden, aber weshalb kann ich niemals dieses Interesse an meinen anderen Schützlingen erleben? Was hat ein Setter, was ein Hund wie Poldi oder Gismo nicht
haben????

 

 

27.10.07

Die Leute, die über Hundshuus einen Hund adoptieren, sollen in das Fernsehen.......!!

Vor einiger Zeit habe ich eine Anfrage einer Filmgesellschaft erhalten, die die neue Familie eines adoptierten Hundes auf Schritt und Tritt begleiten und filmen wollte.

Zitat aus der Anfrage:

 

Wir, xxxxxxxxxxfilm GmbH, sind eine xxxxxxx Fernsehproduktionsfirma, die für öffentlich-rechtliche und private Sender arbeitet.
 

Unser Anliegen ist Folgendes:  Für eine Dokuserie im Familienprogramm von Super RTL mit dem Arbeitstitel „Familienbande“ suchen  wir Familien, die wir mit der Kamera auf dem Weg zu einem wichtigen Ereignis oder Einschnitt im Leben begleiten möchten. Es soll um ihre Hoffnungen, Träume, Erwartungen und Ängste gehen.

Wir fänden es sehr spannend, in diesem Rahmen eine Familie vorzustellen, die den Entschluss gefasst hat einen Hund in die Familie aufzunehmen. Handelt es sich dabei um Tiere mit trauriger Vorgeschichte, wie es bei Ihnen des öfteren der Fall ist, so würden wir gerne die Vermittlung und das Einleben des Hundes in ein neues schönes! Zuhause dokumentieren.

 

Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie uns Kontakte zu Familien herstellen könnten, die Interesse an einer Hundevermittlung haben.

Ich habe dankend abgelehnt und versucht, ihm zu erklären, dass ich erstens "meine" Leute nicht der Öffentlichkeit (welcher auch immer) preisgeben möchte und ausserdem die Eingewöhnung eines Hundes eine SEHR sensible Angelegenheit ist, bei der extrem wenig Aufregung, verbunden mit Umweltreizen, im Spiel sein sollte.  Die Vorstellung, dass ein ohnehin gestresster Hund auch noch ein Filmteam ertragen muss, jagt mir Angstschauer über den Rücken.

Der Herr hat diese Ablehnung nicht kommentiert, er sieht es natürlich aus einem anderen Winkel.....


Meine Frage an die Hundshuus-Leser: Wäre jemand gerne bei diesem procedere gefilmt worden?  War die Antwort eventuell zerstörerisch in Bezug auf eine grosse Filmkarriere.... ;-) ??


Ganz nebenbei: In meinen Schutzverträgen müssen die neuen Halter auch zustimmen und unterschreiben, dass "meine" Hunde nicht länger als drei Tage zu Filmaufnahmen heran gezogen werden dürfen......
 

 

 

 

24.10.07


Wozu gibt es eigentlich Vorkontrollen?

Diese Frage kommt Ihnen sicher ungewöhnlich vor, gehen Sie doch davon aus, dass meine Hunde nach erfolgter Kontrolle vermittelt werden!  Das ist zwar korrekt, aber mir geht es auch mehr um die Bedeutung HINTER den Worten. Wer macht diese Kontrollen, aus welchem Umfeld stammen die Kontrolleure?
Sind sie elitär denkend und somit auch einmal "vernichtend" urteilend, sind sie sehr tolerant, sind sie kritisch in Bezug auf Lebensumstände? Haben sie Lebenserfahrung, sind sie "Psychologen" oder eher Chaoten?

Sind sie Familien mit Kindern gegenüber eher negativ oder positiv eingestellt?

Entwickeln sie unterschwellig einen Besitzneid in sehr luxuriösem Umfeld? Finden sie ein eher ärmlich wirkendes Umfeld abschreckend oder können sie sich sagen, dass Hunden der Reichtum innerhalb eines Rudels egal ist? Lassen sie sich durch Worte blenden? Haben sie die Möglichkeit, sich selbstbewusst über Phrasen hinweg zu setzen und gezielt zu fragen?

Sie sehen selber - der Möglichkeiten einer "schiefen" Berichterstattung gibt es viele.....

Aus diesem Grunde mache ich selber IMMER Fotos bei den von mir für andere durchgeführten Vorkontrollen und lasse dann auch die optischen Eindrücke auf den Betrachter/Vermittler  einwirken.

Um zum Punkt zu kommen:

Im März des Jahres 2006 übernahm ein im Berliner Umfeld ansässiger Verein, der sich um die Aufnahme und Vermittlung von Welpen kümmert, eine Hündin samt ihrer ca. 7 Tage alten Welpen.   Die Hunde waren einem hiesigen Verein, der meist Katzen betreut, förmlich auf`s Auge gedrückt worden. Nach einigen mails war es klar: Jungmuttern verlässt den Landkreis und geht nach Berlin.
Als die Welpen abgabebereit waren, machte ich für einen der Jungrüden eine Vorkontrolle in unserer Gegend in einem Nachbardorf.


Es handelte sich übrigens um fast rassereine Border-Collie-Mischlingswelpen.

Speziell in Hinblick auf die Rasse und deren Eigenschaften schaute ich mir die Bewohner des Hauses an und erinnere mich gut an meine später gemailte vernichtende Beurteilung: Der Teil der Familie, die den Hund übernehmen wollten, lebte im ersten Stock. Zu erreichen über glatte geflieste Stufen, die in eine kalt wirkende sterile Küche übergingen. Dort sollte der Hund seinen Platz haben!
(Schon das reicht mir persönlich, einer WELPENvermittlung nicht zuzustimmen! Welpen gehören neben das Bett ins Schlafzimmer - ohne wenn und aber!).


Die Interessentin war stark übergewichtig!  Das ist für mich (ebenfalls zu schwer..) kein Problem, wenn es sich um einen ruhigen Hund handeln würde. Hier aber sollte ein quirliger Welpe einer der bewegungsfreudigsten Rassen überhaupt einziehen. Dicke Menschen laufen nicht gerne! Sonst wären sie nicht dick...

Im Erdgeschoss lebten die Eltern eines der beiden zukünftigen Halter, diese waren BEIDE fast bewegungsunfähig und taten ganz offensichtlich nichts weiter, als ohne Pause zu rauchen! Die Luft enthielt garantiert keinerlei Sauerstoff mehr und wie mir freudig zugebrüllt wurde (beide alten Leute waren extrem schwerhörig), herrschte  bereits hohe Freude in Erwartung des Welpen. Sollte er doch tagsüber bei Opa und Oma mit im Raum bleiben.....Der Lungenkrebs und damit frühe Tod des Hundes war vorprogrammiert!

Noch ein kurzen Inspektion des nicht Welpen-sicher eingezäunten Ziergartens verliess ich fluchtartig diese Rauchhölle und schrieb einen vernichtenden Bericht, der mit Fotos gespickt wurde.  Zu meinem grossen Entsetzen wurde mir kurze Zeit später mitgeteilt, dass Raucher kein Hinderungsgrund für Vermittlungen darstellen würden, auch dicke Menschen seien kein Problem und die Lage direkt an einem grossen Waldgebiet innerhalb eines kleinen Dorfes sei wichtiger.

Ich versuchte, die locker hingestreuten Entkräftigungen ins rechte Lot zu rücken, musste aber erfahren, dass der Rüde bereits zugesprochen worden war!

Batz! Das sass! Meine Vorkontrolle war eine Farce, der arme kleine Wurm würde ein schreckliches Leben haben!  Und nun, fast eineinhalb Jahre später, machte ich erneut eine Vorkontrolle in dieser Gegend - lediglich einige Häuser entfernt.
Natürlich streckte ich meine Fühler gen Border Collie aus und erfuhr,  das der Rüde  ein ganz, ganz armer Wicht sei. Er käme nie raus (das hatte ich gesehen beim Wenden meines Autos: Hoftor offen, Zaun viel zu tief für einen Hund dahinter, keine Spuren im Garten!), ein lustloser Mann würde ihn alle paar Wochen einmal an kurzer Leine um die Büsche führen und das wäre nun sein Schicksal. Er wäre schon sehr häufig weggelaufen, dann hätte er aber massiv Ärger mit seinem Rudel bekommen, die ihn nun lieber im Haus unter Kontrolle hielten!

Was hat mich diese Aussage deprimiert! Ich brauchte drei Tage, um meine Traurigkeit zu verlieren und dachte mit Entsetzen daran, wie übereifrige Gutmenschen, die ja ach so tolerant sind, durch falsche und unkritische Vermittlungen ein Hundeleben zerstören können!
Klar, es kommen laufend neue Welpen in den Verein und wie lange soll man denn da suchen, um einen Junghund unterzubringen? Schliesslich hat meist keine Vermittlungsstelle Platz im Überfluss!!

Ich werde, damit ich weiterhin beruhigt schlafen kann, für diesen Verein keinerlei Kontrollen mehr fahren und werde Mütter mit Welpen - soweit es bei mir im Hundehaus belegt ist - anderweitig unterbringen.

Ich würde mich freuen, ein paar Eindrücke der Leser zu Vorkontrollen in der Meinungsecke zu finden.....

 

17.9.2007

Naja, wenn mein Griechisch so gut wäre wie Mickys Deutsch, wäre ich zufrieden...... ;-)
 

Sucht dringend ein festes zuhause


Hallo Ich micky suche ein neues zuhause ich komme aus Grichenland und bin zur zeit bei einer Pflegefamile. Ich bin total verschmust und mag Kinder die ca. 6 Jahre und aufwerds sind. Ich bin leider noch nicht Kastrirt und habe eine Mittelmeerkrankheit mitgebaracht die sich gozeidank nich auf andere Tiere und Menschen überträgt.

Ich bin auch auf der Hompaitsch von XXXXXXXXXXX zu sehen bitte meldet euch so schnell wie es geht. Liebe Grüße Mick

 

 

12.9.2007

 

 



ANFRAGE AN MICH am 11.9.2007:
 
Hallo liebe Hundefreunde,
 
für meinen dreieinhalbjährigen Staffordrüden RXXXXX muss ich leider ein neues Zuhause suchen, da es uns aus Zeitmangel leider nicht mehr möglich ist, dem Hund das zu bieten, was er braucht. Tierheim kommt für uns gar nicht in Frage, denn darin sehe ich für RXXXXX keine Perspektive.

Nun wollte ich Sie fragen, ob Sie mir vielleicht bei der Vermittlung von RXXXXX helfen könnten? Ich wäre auch bereit, z.B. eine Patenschaft eines anderen Stafford zu übernehmen. Mir ist es wirklich wichtig, dass er ein neues Zuhause findet, denn wie gesagt, im Tierheim, denke ich, bedeutet das die Endstation für RXXXXXX.
 
Ich freue mich auf eine Antwort.
 
 
Liebe Grüße
XXXXXXXXXXX  XXXXXXXX

 

*****



Hallo Frau  XXXXXXXXXXXXX,
bevor Sie sich weiter mit dem Gedanken tragen, einen Hund dieser Rasse vermitteln zu wollen ( warum haben immer diese Hunde unzuverlässige und nicht lebenslang für sie sorgende Halter???),  möchte ich Sie bitten, diesen unten folgenden Text zu lesen. Wenn Sie dann nach einschlägiger Lektüre der website Kampfschmuser und Bullterrier in Not immer noch der Meinung sind, einen weiteren zu  den vielen Tausend unglücklichen Hunden hinzu gesellen zu wollen, dann melden Sie sich erneut bei mir.  Ich würde Sie aber auch am Rande noch gerne bitten, den Text von HANK auf meiner website www.hundshuus.de zu lesen.

Mit freundlichem Gruss
Birgit Schmidt


Die Lektüre für Sie:

 

*****

 

 

Celina - Staffordshire Hündin 1996 bis 2003


Schwarzer Engel ohne Flügel


Anmerkung:


Celina’s Geschichte in ihrer Gesamtheit ist fiktiv.
Die Autorin hat jedoch die Schicksale einzelner Hunde, die ihr bekannt wurden, hier verarbeitet.

*Kapitel 1, Lebens-Station 1

…bis 18. Mai 1996 *

**Kurze Vorgeschichte

Ein kleines Dorf in Hessen. Hier lebten 1996 Familie Jacobi und Familie Schmidt.
Der blonde Labrador der Schmidts deckte die schwarze Staffordshire Terrier-Hündin der Jacobis. Man nahm dies eher gelassen zur Kenntnis. Es war ja schliesslich nicht verboten.

Einer der daraus entstandenen Hunde war Celina.

Celina hatte rabenschwarzes, kurzes Samt-Fell und war gut bemuskelt…mit einem breiten Grinsen um die Hundeschnauze und Knicköhrchen, liebevolle Sorgenfalten zwischen den grossen rehbraunen Hundeaugen…
Celina wurde im Frühjahr 1996 als Staffordshire (-Mix) geboren.

Mit knapp 8 Wochen zog sie zu Familie Maurer: Das Ehepaar Horst und Maria Maurer, sowie deren 15jährige Tochter Maren.
Die Jacobis hatten bis dahin alles „für ihre Welpen getan“, doch mit dem Auszug der kleinen Hunde legten sie auch sämtliche Verantwortung für das weitere Leben der wachsenden Welpen, IHRER WELPEN, ab. Einmalig aus Versehen zu Hobbyzüchtern geworden, sahen sie ihre Möglichkeiten damit als bestens erledigt an.

*Kapitel 2, Lebens-Station 2
Mai 1996 – Januar 1998 *

*Welpe Celina bei Familie Maurer


Die Sonne wirft auch erste Schatten *

Celina wuselte durch das Haus und dem aufregenden grossen Garten der Maurers. Im hinteren Teil des Gartens war eine Ecke abgeteilt, wo Celina auch mal herzhaft buddeln und sich lösen durfte. Celina lernte schnell, das genau dieses eben auch nur genau dort erwünscht war.

Horst Maurer fuhr schon morgens um 5 Uhr weg zur Arbeit und kam nie vor fünf Uhr abends wieder. Meist sogar noch später. Anfangs spielte er dann noch mit Celina, doch bald war er dazu zu kaputt.

Maren Maurer besuchte die 10. Klasse der Realschule. Bevor sie zur Schule aufbrach, joggte sie eine kleine Runde mit Celina.

Wenn Maren dann zur Schule war, kam die Zeit von Hausfrau Maria Maurer und ihrem schwarzen Schatten.

Maria genoss es, nun auch tagsüber etwas Lebendiges um sich zu haben und sprach den ganzen Vormittag mit freundlicher Stimme mit Celina. Celina wackelte Rute-wedelnd jeden möglichen Schritt der freundlichen Menschen-Frau mit und lauschte aufmerksam dem melodischen Klang der Stimme.

Maria hatte eigentlich keine grosse Lust mit Celina spazieren zu gehen und die Erziehung zu übernehmen, das überließ sie ihrer Tochter.

Doch die Hausfrau und die Hündin genossen die intensive Zeit miteinander und Celina lernte vieles einfach nebenbei, schon bald, wenn Maria sagte „Ich muss jetzt staubsaugen“, lief der pfiffige Welpe vor zum Wandschrank, in dem der Staubsauger stand.

Und wenn Maria Maurer die Küche fegte, saß Celina aufmerksam dabei und wartete ungeduldig auf das Kommando„Handfeger“, den sie dann voller Freude brachte.

Celina wollte dem Menschen, der den ganzen Tag für sie da war, einfach nur gefallen und sie gefiel diesem Menschen.

Manchmal kam auch die Nachbarin vorbei. Oft brachte sie ihren wilden Sohn Momo mit und dieser und die Hündin Celina genossen Tobe- und Kuschelspiele. Celina lernte schnell mit Menschenkindern vorsichtig umzugehen und wenn es ihr genug war, ging sie einfach davon.

Doch eigentlich war Celina viel zu geduldig und auch zu verspielt, um wirklich mal genug zu haben und so ließ sie sich nie lange bitten, die nächste Spielrunde einzuläuten. Momos Mutter und Maria Maurer beobachteten lächelnd das Spiel des ungleichen Paares.

Wenn die 15jährige Maren von der Schule kam, wurde erstmal mit Celina getobt. Noch bevor sie ihrer Mutter auch nur Guten Tag sagte.

Maren nahm die vorher abgesprochene Aufgabe der Hunde-Erziehung sehr ernst und opferte einen grossen Teil ihres Taschengeldes für die Hundeschule im Nachbar-Ort.

Celina war ein kleiner Star der Spielgruppe dort und lernte schnell und immer voller Begeisterung.
Celina lernte problemlos Komm, Bei Fuss, Sitz, Platz, Mach Rolle, Gib Pfötchen, Schäm Dich, Links und Rechts.Und einige andere Kunst-Stückchen.
Und da sie so ein begeisterter Schüler war, lernte sie diese Befehle sowohl auf Stimme wie auch auf Sichtzeichen.

Ebenso gab es in der Hundeschule immer wieder die Möglichkeit zum Spiel mit Artgenossen, was Celina über alles liebte. Sie lernte ihre Kraft gemäßigt einzusetzen und damit die Hundepartner nicht zu überrollen.
So konnte man Celina ausgelassen mit dem Berner-Sennenhund Josh spielen und rangeln sehen und im nächsten Moment lag sie sich kaum bewegend am Boden, um die beiden Langhaardackel-Welpen, die auf ihr herum sprangen, nicht zu verletzen.

Auch außerhalb des Hundeplatzes hatten Maren und Celina viele Freunde. Beinahe täglich gingen sie mit einem Podenco spazieren und trafen meist noch andere Hunde. Celina lernte vom Chihuahua bis zur Dogge alle Hunderassen kennen und stellte sich sozial und Instinkt-sicher auf diese ein.

Jeder Mensch, ob klein oder gross und jeder Hund, ob klein oder gross, war begeistert, Celina unterwegs zu treffen.

Diese offene Freude machte aus der wachsenden schwarzen Hündin eine sehr freundliche Hündin, deren Rute sich ständig vor Freude und Lebenslust wie ein Propeller im Kreis drehte.

Niemand hier hatte Angst vor Celina oder vor der Rasse der Staffordshire Terrier.

Maren bereitete ihre Hündin Celina auf die Begleithunde-Prüfung vor. Auch zeigte diese bereits viel Freude an leichten Agility-Übungen und legte viel Talent in erste Versuche zur Ausbildung als Rettungshund

In ihren ersten 1 ½ Jahren lernte die Hündin ausschließlich die Sonnenseiten des Lebens kennen. Celina machte Freude – und machte sich Freunde!- wo immer sie mit ihrem Teenager-Frauchen auftauchte.
Gleichzeitig begann sich aber ab Celinas 18. Lebensmonat doch ein kleiner Schleier auf die Leichtigkeit des Seins der Hündin zu legen.

Maren schien irgendwie enttäuscht, das Celina auf jeden anderen Menschen ebenso hörte wie auf sie und sogar zu ihrer Mutter noch eine tiefere Bindung zu haben schien als zu ihr. Außerdem war sie das erste Mal so richtig schwer verliebt und teilte ihre Freizeit nun lieber mit dem Jungen als mit Celina.

Horst und Maria Maurer stritten laut, sobald Horst von der Arbeit heimkam. Schon lange würdigte er der Hündin keinen Blick mehr und Celina war sehr verunsichert dem Herrn des Hauses gegenüber. Mit ihm verband sie kaum schöne Momente, aber immer, wenn er kam, schien sich die Stimmung zu verschlechtern und niemand kümmerte sich um die manchmal dadurch verunsicherte, traurig in der Ecke sitzende Celina.

Einmal schien die Stimmung des Ehepaar Maurers nicht ganz so schlecht und sie nahmen sich zärtlich in die Arme. Celina war ausser sich vor Glück, erinnerte sie diese Szene doch stark an ihre ersten so sorglosen und glücklichen Monate bei dieser Familie, und sie sprang tollkühn und bellend an Horst Maurer hoch.

Dieser trat der Staffordshire Hündin in den Bauch und schnauzte „Hau ab, blöde Töle!“
Und der nächste Menschen-Streit war der Schlimmste, den die Hündin Celina je erlebt hatte. Maria Maurer schrie in Tonlagen, die die Hündin von ihr bis dahin nicht kannte und die ihr Angst machten. Horst Maurer warf brüllend ein Glas durch die Gegend und haute immer wieder drohend mit der Faust auf den Tisch.
Celina saß zitternd in ihrem Körbchen.

Und da saß sie von nun an immer, wenn Horst Maurer nach Hause kam. Knapp 1 ½ jährig, 58cm hoch und 34kg wunderschön geschmeidig bemuskelt, verlor die Hündin etwas von ihrer unvoreingenommenen Fröhlichkeit und war eigentlich viel zu ruhig für so einen jungen Hund.  Doch die Menschen waren viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um zu merken, dass die junge Hündin völlig verwirrt war.

Maren flüchtete viel zu anderen Jugendlichen, niemand aus ihrer Familie nahm wahr, dass sie die erste Enttäuschung in der Liebe verarbeiten musste. Sie hatte inzwischen ihren Realschul-Abschluss mit Bravour in der Hand und wusste noch immer gar nicht so recht, was sie werden sollte. Als sich dann die Gelegenheit ergab, auf einem Reiterhof ein Praktikum zu machen, sagte sie spontan zu. Maren ritt seit ihrem 6. Lebensjahr und verbrachte seitdem auch alle Sommerferien und oft auch noch die Herbstferien dort.

Der Reiterhof lag weit entfernt und Maren sollte dort für ein Jahr hin, hätte danach auch die Möglichkeit dort eine Lehre als Pferdewirtin zu machen.

Es war die Nacht vom 1. auf 2. Dezember 1997 als Maren weinend neben Celina lag und ihrer Hündin versprach, sie ganz oft zu besuchen. Celina spürte die Traurigkeit ihres kleinen Frauchens, aber auch die unendlich große Zärtlichkeit in der Stimme und hörte aufmerksam zu. Celina liebte diese Zwiegespräche zwischen Hund und Mensch. Auch wenn sie die Fülle der menschlichen Wörter kaum verstand, genoss sie einfach die sanft-vertraute Zweisamkeit zwischen sich und ihren Menschen.
Sie hatte ihren hübschen schwarzen Kopf zwischen ihre Vorderpfoten gelegt, die Knickohren aufmerksam aufgestellt und mit ihren braunen Kulleraugen beobachtete sie sorgfältig die Miene des traurigen Menschens vor sich.
Wenn Maren von den Pferden sprach, wurde ihre Stimme wieder ein klein wenig hoffnungsvoller und Celina wedelte zaghaft mit der schwarzen Rute.

In dieser Nacht nahm Maren die schwarze Schönheit mit in ihr Bett und schnell war das seidig-schwarz-glänzende Fell der Hündin von Tränen durchnässt.
Am nächsten Morgen fuhr Maria die Tochter weg.
Maren verschwand aus dem Leben der jungen Hündin.
Horst blieb zuhause, trank sehr viel Alkohol und schimpfte die ganze Zeit vor sich hin.
Und Celina bekam eine dunkle Ahnung von Einsamkeit und Traurigkeit und saß ängstlich zitternd in ihrem Körbchen.

Das Zittern ließ erst nach, als Maria am nächsten Tag heimkam.

Doch auch Maria umgab eine Traurigkeit, eine Schwere, die der Hund nicht begreifen konnte. In den folgenden Wochen redete sie kaum mit Celina, strich ihr nur manchmal sehr traurig über den Kopf.
Die Hausarbeit, die immer beiden soviel Freude gemacht hatte, machte Maria Maurer nur noch seufzend.

Nur der wilde Momo, der Sohn der Nachbarin, spielte und tobte weiterhin ausgelassen mit der Hündin,wann immer sich die Gelegenheit dazu erbot und Celina sehnte täglich die Minuten herbei, an denen der kleine Mensch vom Kindergarten kam und gemeinsam buddelten sie Löcher, versteckten sich hinter Büsche und bestanden viele wilde Abenteuer. Die Begeisterung des kleinen Kindes weckte auch in Celina wieder und wieder die Begeisterung für Menschenkinder.

Dabei war Celina immer vorsichtig und einfach nur an der Seite des kleinen Bengels. Niemals war sie so wild wie Momo selbst und die Erwachsenen konnten sich 100% auf Celina verlassen.

Manchmal kamen fremde Menschen und schauten sich das Haus an. Wenn diese dann weg waren, weinte Maria.

Horst kam irgendwann gar nicht mehr nach Hause. Horst war aus Celinas Leben verschwunden. Wie ja kurz zuvor bereits Maren. Und ganz am Anfang ihres Lebens die Familie Jacobi.

Celina verstand nicht, was passierte. Wollte jedoch ihrem Frauchen Maria nicht noch mehr Kummer bereiten und wartete so einfach immer nur artig auf ein liebes Wort, auf einen kleinen Spaziergang, auf eine kleine Streicheleinheit.

Manchmal unternahm ja Maria auch noch kleine Kuschelrunden mit Celina und die Hündin zwang sich weiter dazu artig abzuwarten und jedes bisschen Liebe einfach nur dankbar anzunehmen.

Und Maria?

War einfach froh, um die selbstlose Treue der Hündin und nahm diese selbstverständlich an.

Celina war der Haltepunkt in ihrem Leben, um nicht völlig zu verzweifeln. Und auch der Kontakt zur Gesellschaft! Der Draht zur Welt ausserhalb ihres eigenen Kummers.



*3. Kapitel, Lebens-Station 3,
Januar 1998 – Mai 1998

Celina und Maria in der Stadt
Die Schatten werden länger *

Maurers trennten sich bald endgültig, das Haus wurde verkauft und Maria Maurer zog mit dem Hund in die entfernte Großstadt in eine 2-Zimmer Wohnung.

Nachdem Maria Maurer schon vorher bei ein paar Vermietern gemerkt hatte, dass ein Hund zwar kein Problem sei, ein Staffordshire aber eben doch, hatte sie bei der Besichtigung dieser Wohnung angegeben, einen Labrador-Mix zu besitzen, was ja auch noch nicht mal wirklich gelogen war.

Nur hatte Celina wirklich wenige Äußerlichkeiten von ihrem Hundevater geerbt, sie sah halt aus wie eine Staff-Hündin und es begannen erste Stimmen lauter zu werden, dass diese Hunde eventuell gefährlich sein könnten.

Tierschützer machten bereits seit mehreren Jahren darauf aufmerksam, dass diese Hunderassen für höchst merkwürdige Zwecke missbraucht werden. Doch das wollte niemand hören!

Maria drückten diese zusätzlichen Probleme schwer auf der Seele. Wenn sie aber in Celinas geduldigen und treuen Augen schaute, versprach sie ihr in die Pfote, sie niemals im Stich zu lassen.

So wie Celina immer für Maria da gewesen war, so wollte Maria immer für Celina da sein.

Ihr kleiner schwarzer Engel, der sie im Alltag aufrecht hielt und wirklich immer nur lieb, brav und einfach da war.

Am Tag ihres Einzugs kam auch der Vermieter vorbei und regte sich sehr über Celina auf. Maria bot all ihre innere Stärke auf …Schliesslich erlaubte er den Einzug doch, aber drohte ihr bei den kleinsten Beschwerden von Nachbarn Konsequenzen an.

Celina war wieder einmal sehr verwirrt, von der nicht greifbaren schlechten Stimmung, die Maria Maurer zu umgeben schien, sobald ein männliches Wesen aufkreuzte und zog sich still in ihr Körbchen zurück, das bereits in der engen Wohnung stand. Die Hündin hatte in ihrem jungen Leben gelernt, das stilles Abwarten am schnellsten zur ersehnten Harmonie zurückführte.

Und als der Mann weg war, schien ihr Menschen-Frauchen sehr erleichtert und Maria lud die Hündin ein, neben ihr auf dem Sofa Platz zu nehmen und Celina hörte wieder einmal aufmerksam und tröstend den Worten von Frau Maurer zu.

Maren Maurer wurde von ihren Eltern vor vollendete Tatsachen gestellt und zog die Konsequenz, Abstand zu ihren Eltern zu halten und diese erstmal zu ignorieren. Es war inzwischen klar, dass sie im Sommer die Ausbildung als Pferdewirtin beginnen würde. Sie hatte auch gefragt, ob sie Celina holen dürfe, doch die sonst sehr netten Reiterhof-Betreiber stellten sich da völlig stur und wollten auf keinen Fall >so einen Hund auf dem Ferien-Hof< Maren bat ihren Hund in Gedanken um Abbitte und versprach, ebenfalls via Gedanken-Gruss, Celina zu sich zu holen, sobald sie ihr Leben geregelt hätte.Sie hielt oft gedankliche Zwiegespräche mit der Hündin, doch wieder gesehen hat sie diese eine sehr lange Zeit nicht.

Maria Maurer nahm eine Stelle bei einer Gebäude-Reinigungs- Firma an und war nun von 7 Uhr bis 12.30 Uhr ausser Haus und Celina alleine in der lauten und kleinen Stadt-Wohnung. Etwas, was Celina nie wirklich gelernt hatte, denn bis dato war eigentlich immer jemand da und wenn sie mal ein Stündchen alleine gewesen war, hatte sie die Möglichkeit gehabt, auch in den Garten zu laufen.

Hier hatte die Staffordshire Hündin auf einmal nur noch die Möglichkeit, wartend in ihrem Körbchen zu liegen. Celina vermisste Sand und Gras unter ihren Pfoten, die Hündin trauerte auch um ihren kleinen wilden Menschenfreund Momo und sehnte sich nach langen Wanderungen durch den heimischen Wald, sowie nach wilden Renn- und Tobespielen mit anderen Hunden, aber auch nach den Aufgaben auf dem Hundeplatz mit Maren.

Ihr einst so spannendes und von Liebe und Stolz begleitetes Leben verlief trist und eintönig.

Wenn Maria von der Arbeit kam, ging sie mit Celina spazieren. Das war so ziemlich das Einzige rund um den Hund, was sie noch nie besonders gerne gemacht hatte. Doch nun war sie mehrmals täglich dazu gezwungen. Und so sehr sie die schwarze Hündin Celina liebte, so sehr war sie von diesen Spaziergängen auch genervt. Und angestrengt.

Denn die Spaziergänge mit der Staffordshire-Hündin wurden langsam zu einer Art Spießruten-Lauf.

Der Ruf der Rasse Staffordshire-Terrier wurde immer schlechter und die Menschen schienen beinahe froh, ein Feindbild zu haben. So machte sich kaum jemand die Mühe, Celinas tolles Wesen kennen zulernen, sondern man zeigte lieber angewidert mit dem Finger auf den Hund.

Im Stadtpark musste Celina die ganze Zeit an der Leine bleiben und die anderen Hundebesitzer duldeten keine Kontaktaufnahme. Das so lebensfröhliche Power-Paket Celina wusste schon bald nicht mehr wohin mit all der Energie und begann beim Spazieren gehen, die ganze Zeit über aufgeregt zu bellen.

Bald ging Maria nur noch 10 Minuten mit Celina und dies auch nicht öfter als 2mal am Tag.

Danach brachte Maria die Pelznase heim und erledigte allerlei der vielen menschlichen Aufgaben, ging aber oft auch einfach nur genießerisch Schaufenster bummeln, um ihre Gedanken zu ordnen.

Luft holen, ohne angefeindet zu werden.

Celina saß dann zuhause und weinte ihre Einsamkeit und ihre aufgestaute Energie, aber auch ihre Unsicherheit, aus sich raus. Anfangs leise winselnd im Körbchen, dann immer lauter werdend. Manchmal klopften dann die anderen Bewohner des Mehrfamilienhauses an die Wohnungstür und Celina bellte aufgeregt und freudig in der Hoffnung, dass der Mensch da vor der Tür sie zu einem aufregenden Spaziergang abholen wolle.

Celina weinte vielleicht um ihr Leben, das sie geführt hatte: Als Hund mit Denkaufgaben, körperlicher Auslastung und vollem Familienanschluss.

Nun war sie ein einsamer Stadt-Hund und wartete immer nur darauf, dass Maria heimkam. Und wenn die dann heimkam, war auch nichts mehr wie früher.

Celina spürte, dass da bald die nächste Veränderung auf sie zukommen würde.

Die Nachbarn hatten Angst vor der muskulösen Hündin und verwechselten ihr lachendes Hundegesicht mit dem Gesichtsausdruck eines angreifenden Hundes. Das Jaulen Celinas nahmen sie zum Anlass, sich über den „unberechenbaren Hund“ zu beschweren.

Marias Vermieter schickte einen Brief, mit der Auflage, den Hund sofort aus dem Wohnhaus zu entfernen.

Maria hatte keine Kraft mehr um Celina zu kämpfen. Sie wollte nun erstmal um ihr eigenes Leben kämpfen.

Den Gedanken, dass die schwarze Staff-Hündin all die letzten Monate ihr einziger Lebenshalt gewesen war, verdrängte sie dabei erfolgreich.

Schließlich und schlussendlich „war doch Celina nur ein Hund“!

Maria Maurer verteilte Zettel in den Einkaufsläden ihrer Umgebung. Auf denen sie ein neues Zuhause für Celina suchte.

Am 18. Mai 1998, 2 Jahre nach dem Einzug des kleinen schwarzen Welpen bei den Maurers, nachdem das Glück für Celina so perfekt erschienen war wie der 6er im Lotto, wurde die treue vierbeinige Freundin per Handschlag weitergegeben an die Studentin Carmen. Die versprach, sich nach besten Wissen und Gewissen um Celina zu kümmern.
Maria verlangte keine Schutzgebühr, machte keinen Vertrag, wusste von Carmen keinen Nachnamen, sondern verließ sich eher erleichtert und nur leicht zögernd auf das „gute Gefühl, für den Hund das Beste gemacht zu haben“

Maria Maurer verschwand einfach so von einem Tag auf den anderen aus Celinas Leben. Celina verstand die Welt nicht mehr!
Am 18. Mai 1998, an ihrem zweiten Geburtstag, verließ die Hündin an der Seite einer fremden Frau –ihrem neuen Frauchen Carmen- , den Menschen, für den sie ihr eigenes Leben ohne zu zögern gegeben hätte.



*4. Kapitel, Lebens-Station Nr.4,
Mai 1998 – Juni 1998

Celina und Carmen
Auch wenn die Sonne nur kurz scheint,
scheint sie in diesem Moment hell
…und wirft Schatten!*

Carmen studierte BWL und war gerade von ihrem Freund verlassen wurden. Ihre Eltern gaben Carmen finanziell alles, was die Studentin nur wollte und so füllte Carmen ihre Einsamkeit mit Celina.

Carmen hatte ein langes Gespräch mit Frau Maurer geführt und spürte wirklich einen tiefen Willen in sich, für diese Hündin zu sorgen.
Carmen war zwar oft gedankenlos, aber nicht herzlos und so erkannte sie mit sicherem Gespür, die kalte Faust der Unsicherheit und Angst, die das Hundeherz umgab. Und sie versprach der Hündin, immer gut für sie zu sorgen.
Celina hörte -wie immer- aufmerksam der menschlichen Stimme zu und ihre Rute wedelte freudig erregt, da diese Zweisamkeit wieder da war, die die Hündin doch so sehr liebte und brauchte.

Carmen nahm Celina überall mit hin, beim Fernsehgucken saß Celina neben ihr auf dem Sofa und manchmal teilten sie sich sogar eine Tüte Chips. Abends lag sie mit im Bett eng an Carmen gekuschelt. Am Tage fuhr Carmen mit ihrem knallrotem VW-Beatle-Cabrio und der süßen schwarzen Hündin oft in den Wald und liess auf einsamen Wegen Celina auch frei laufen.

Celinas Lebenslust kehrte sehr schnell zurück.Nach nur wenigen Tagen reagierte sie auf das kleinste Kommando ihres neuen Menschen und dankte mit Treue und Freundlichkeit.
All ihr hündisches Urvertrauen steckte sie in diese junge Menschen-Frau, so dass sie auch wieder problemlos ein paar Stunden alleine blieb, wenn Carmen an der Uni war. Danach gab’s ja Freizeit für und mit dem Hund pur.

Die Abende verbrachten sie oft an einem Baggersee. Abends war es noch recht frisch und die Badegäste gingen nach Hause, das war dann die Zeit für übermütige Wasserspiele zwischen Carmen und Celina.
Und die ganze Zeit arbeitete Carmen dabei die Vergangenheit mit ihrem Exfreund auf. Celina hörte freudig gespannt zu.

Diese Zweisamkeit, in der eine freundliche weibliche Stimme viele Worte zu ihr sprach, diese Zweisamkeit machte die Stafford-Shire Hündin in wenigen Tagen wieder glücklich. Denn damit verband die Hündin ihr erstes absolut sorgloses Lebensjahr, damit wurde sie vom tapsigen Welpen zum glücklichen Hunde-Teenie. Celina war wieder einmal binnen kürzester Zeit genau das, was der Mensch vom Hund erwartet: Sie war einfach der beste Freund des Menschen, dabei selbst völlig anspruchslos.

Als Carmens Exfreund Marc wieder auftauchte, schwebte Carmen auf rosaroten Wolken und während sie Marc noch etwas zappeln liess, überschüttete sie Celina mit Zärtlichkeiten und Aufmerksamkeit.

Als Marc dann nach kurzer Zeit wieder einzog, flog Celina erst aus dem Bett und schliesslich auch vom Sofa.
Doch da Carmen so glücklich war, war es Celina auch. Celina liebte und wurde geliebt, mehr wollte die Hündin doch nie vom Leben.

Als Marc dann anfing, von einem kompletten Neuanfang zu sprechen, von Semesterferien in den USA…da hatte Carmen nur kurz ein schlechtes Gewissen der neuen vierbeinigen Freundin gegenüber; verschenkte die Hündin dann aber kurzerhand an eine WG in Hannover, wo auch ihre Cousine Kati wohnte. Sie brachte Celina dorthin, ließ der Mädchen-WG eine Menge Geld da und hatte damit ihrer Meinung nach „das Beste für den Hund getan!“

Nach zwei kurzen, aber sehr intensiven Monaten verschwanden Marc und Carmen einfach aus Celinas Leben.
Celina blieb wieder einmal verwirrt in einem für sie völlig neuem Leben bei völlig fremden Menschen zurück.



*5. Kapitel, Lebens-Station Nr. 5,
Juni 1998 – Mai 2001

Celina in der Mädchen WG


Vom Schmusehund zur Kampfbestie!
Die Sonne hat nicht immer genug Kraft zum wärmen*

In der WG lebten 3 junge Frauen zwischen 18 und 22 Jahren und zwei Katzen. Celina hatte bisher noch keine näheren Kontakte mit Katzen gehabt, doch die drei Frauen Kati, Maja und Jule ließen soviel Geduld und Tier-Verstand mit einfliessen, das die schwarze Hündin und die beiden schwarz-weiß gefleckten Katzen schon nach 4 Wochen zusammen im Körbchen lagen.

Die Katzen Dascha und Minou hatten schon allerlei Besucherhunde erlebt und zeigten sich neugierig aufgeschlossen. Während die ältere Dascha vor allem genoss, angekuschelt an der Hündin zu dösen, entwickelten Minou und Celina ihre ganz eigene Art, in der Wohnung miteinander zu spielen. Und selbst auf Spaziergängen sah man oft die Katze Minou als Begleiterin an der Seite der großen schwarzen wunderschönen Hündin.

Celina mit ihrem sanften und sensiblen Wesen war nach nur knapp vier Wochen der Mittelpunkt der Mädchen-WG und die vertraute große Freundin der miauenden Samtpfoten.
Die Mädchen wurden öfter skeptisch-neugierig nach der Rasse der schwarzen, kräftigen Hündin gefragt und antworteten zielsicher und lachend: „Stoff-Terrier!“ Wenn die Mädchen da so ausgelassen lachten, stand ihr „Stoff-Terrier“ glücklich die Rute schlagend daneben und ihr Vertrauen zum Partner Mensch war wieder aufgebaut und unendlich gross.

Jule war mit 22 die Älteste und arbeitete als Krankenschwester. Maja war ihre 18jährige Schwester, die gerade eine Ausbildung zur Floristin machte und Kati eine 20jährige Lehramt-Studentin, die auch die Katzen mit in die WG gebracht hatte.

Eigentlich war immer eine von den dreien für Celina da und wenn Freunde kamen oder Urlaub angesagt war, dann war auch Celina dabei. Auch lernten sie im nahen Stadt-Park Leute kennen, die keine Angst vor Celina hatten und endlich durfte Celli, wie sie nun meistens gerufen wurde, erstmals wieder offiziell frei laufen und mit anderen Hunden spielen. Celli dankte es mit Verlässlichkeit und absoluter Unkompliziertheit. Das Leben war wieder leicht und Celina war es auch.

Das schönste Erlebnis war für Kati, als sie mit der Hündin im Wald spazieren ging – Celli hatte inzwischen schon wieder rund um die Uhr ihr berühmtes Lachen im Gesicht- als ein ca. 2jähriger Menschen-Steppke auf den Hund zulief; „Hund-ei,Hund-ei“ rufend und der Papa lachend in die Richtung von Kati und der Staffordshire-Hündin rief: „Keine Angst, der will nur spielen“.

Celina liebte nach wie vor Kinder und ließ diese tollpatschigen kleinen Finger mit einer beispiellosen Geduld durch ihr Fell wandern. Ihr ausgelassenes Temperament schraubte sie dann stets auf ein Minimum herunter und nie hätte sie ein Kind auch nur aus Versehen umgerannt.Celli war durch und durch ein verlässlicher Hund.
Ihre drei Frauchen hatten alle feste Freunde, aber auch diese hingen mit männlicher Zärtlichkeit am schwarzen Vierbeiner und Celina entwickelte auch wieder Vertrauen zu Männern.
Die Mädel-WG war in Celinas jungem Leben nicht ihr erstes Zuhause. Doch ganz dem Wesen des treuen Freund des Menschen entsprechend, zeigte Celli immer wieder die Fähigkeit, sich neu und unvoreingenommen zu binden. Ihre Sensibilität, ihr Willen dem Menschen zu gefallen, machten aus ihr einen ganz besonderen Hund. Und alle, die Celina, die schwarze Staffordshire-Hündin, kennen lernten, freundeten sich schnell mit ihr an.

Einer sprach sogar von der „Wiedergeburt Lassies im schwarzen Fell“!
Und ihr Lerneifer, die schnelle Auffassungsgabe, der Mut der Hündin, alles zu tun, was die Menschen wohl erwarteten, gepaart mit eigener Kombinationsgabe, hätte selbst Kommissar Rex blass werden lassen vor Neid.

Celina hatte alle Charakterzüge eines gut sozialisierten Staffs in sich verankert: kinderlieb, flexibel, lernwillig, wasserfreudig, sozial, hohe Toleranzschwelle, verspielt…

Aber diese Wesenszüge sprach man dem Staffordshire-Terrier allmählich ab.
Obwohl bereits Diskussionen um sogenannte Kampfhunde immer lauter wurden (in denen die Warnungen von Tierfreunden aber weiterhin komplett ignoriert wurden), hatte Celina eine glückliche Zeit und wurde allmählich ein sicherer Stadthund, der auch brav mit Strassenbahn fuhr oder im Cafe artig unter dem Tisch lag.
Celina hatte gelernt, sich auf den Befehl „Mach fein“ zu lösen, so dass die Mädels etwas beeinflussen konnten, wo Celina machte und es auch in dieser Beziehung keinen Anlass zum Ärger gab.

Alle hatten Spaß mit diesem tollen Hund!
Celina gehörte in ihrer Wohngegend einfach dazu und war wieder ein fröhlicher ungezwungener und vor allem sehr sozialer Hund, der liebte und geliebt wurde.

Ein Staffordshire-Terrier, wie es viele gab und doch ein ganz besonderer Hund,
wie jeder Hund für seinen Menschen etwas ganz besonderes sein sollte.

Dann passierte dieses Unglück in Hamburg, wo der kleine Volkan von einem Hund der gleichen Rasse wie Celina tot gebissen wurde.  An diesem Unglück war der kleine Volkan 100% unschuldig… …aber Celina doch auch!

Welche Schuld könnte die in Hannover lebende Hündin an einem Unglück in Hamburg treffen?
Wenn ein Mercedes-Fahrer bei Rot über die Ampel fuhr, würde man ja auch nie darauf kommen, allen Mercedes-Fahrern für vier Wochen den Führerschein zu entziehen.

Dieses Unglück des kleinen Jungen Volkan war ohne Frage mehr als schrecklich. Und so unnötig und grausam.
Aber ebenso ohne Frage war es nicht die Schuld der Hündin Celina!

Dann überschlugen sich die Presse-Meldungen mit Berichten über Opfer von Kampf-Hunde-Attacken.
Denn endlich konnte die Presse Schlagzeilen bringen.
Der Staffordshire-Terrier…ein beisswütiger Kampfhund!

Tatsächlich gab es in zwielichtigen Szenen viele, vor allem junge, Männer, die ihr nicht vorhandenes Selbstbewusstsein mit dieser muskulösen Hunderasse aufpolierten. Darauf machten Tierfreunde ja seit Jahren aufmerksam!

Gerade diese Hunderasse war bekannt dafür, alles zu tun, was ihr Mensch von ihnen verlangte und wenn man nur ordentlich suchte, fand man auch Menschen, die Opfer von Beißattacken von scharf gemachten Hunden waren.

Und diese Opfer waren unschuldig. …aber Celina auch!
Doch Celina war jetzt nicht mehr der Stoff-Terrier aus der Mädchen-WG.
Celina war seit diesem tragischen Unglück „eine von diesen“.

Ein Kampfhund,
eine Killer-Maschine,
eine Bestie,
unberechenbar…

Kein Lassie mehr!
Und erst Recht kein Rex mehr!
Kein treuer Freund des Menschen!

Celina war auf einmal eine Gefahr für Menschen!
Und für andere Hunde!
Schlicht für alles und jeden!

Celina…über die gestern noch die Menschen gelacht hatten, weil ihre Rute stets und ständig wie ein Propeller im Kreis drehte und man befürchtete, dass sie gleich in die Luft abhebe …war heute zum Kampfhund auserkoren!

Nachbarn - die vor kurzem noch liebevoll mit Celina geschmust und gespielt hatten- schrieen, wenn sie Celina sahen.

Drohbriefe flatterten ins Haus, Celina durfte nicht mehr frei laufen, musste einen Maulkorb tragen…

Mütter rissen ihre Kinder hoch, wenn sie Celina sichteten, die Hündin durfte nicht mehr in den Gemeinschafts-Garten des Wohnhauses der WG.

Ältere Männer liefen mit der Harke in der Hand hinter Celina her und ältere Hausfrauen spuckten den Mädels und der Hündin vor die Füsse.
Gestern war Celli noch ein Idol unter den Hunden, wurde gleichgesetzt mit berühmten Fernseh-Hunden wie Lassie und Kommissar Rex…Heute schon war aber Celina gefährlicher als jeder überlebende Dinosaurier.

Die Dreier-WG wurde unsicher wegen der Reaktionen der Umwelt…Celina wurde unsicher, weil sich ihr Leben wieder so schlagartig geändert hatte und all die Unbeschwertheit war auf einmal wieder weg. Ihre Menschen flitzten meist nur noch im Dunkeln schnell mit Celli um die Ecke.

Celli durfte weder in die Straßenbahn noch ins Cafe und die ganze Lebenssituation war sehr angespannt.
Aber nicht einmal in all dieser Unsicherheit und Zeit der Veränderungen und Anfeindungen hat Celina geknurrt oder gar böse geguckt. In den wenigen Stunden, die Celina alleine war, begann sie wieder ihre Unsicherheit herauszuheulen.

Sie war nun nicht mehr das süße schwarze Staff-Mädchen, der schwarze Engel der 3er WG, sie war nun ein Kampfhund!
Der Vermieter duldete „das“ nicht mehr und alle Gesetze und Nachbarn waren auf seiner Seite.

Jule, die bisher eh am wenigsten Kontakt zu Celina hatte, war inzwischen schwanger und zog mit ihrem Freund zusammen. Ein bisschen schlechtes Gewissen hatte sie schon, ihre Freundinnen und Celina so im Stich zu lassen, doch da die Schwangerschaft nicht ganz komplikationslos verlief, war sie auch noch mit ganz anderen eigenen Sorgen beschäftigt.

Maja hatte nun ihre Ausbildung beendet, nebenbei hatte sie in der Abendschule das Abi nachgeholt und begann nun zu studieren. Ausgerechnet am anderen Ende von Deutschland, in Bayern! In diesem Bundesland, noch dazu im Studenten-Heim, brauchte sie nicht mal darüber nachzudenken, sich weiter um Celli kümmern zu können. Beinahe war sie ein bisschen erleichtert darüber, die Verantwortung für den Hund somit abschieben zu können.

Blieb Kati, die alleine die Miete für die WG Wohnung nicht mehr aufbringen konnte, keine neue bezahlbare Wohnung fand mit 2 Katzen und einem so genannten Kampfhund und unter grossem Druck der Öffentlichkeit stand.

Ihr wurde sogar klargemacht, dass sie ihre beruflich angestrebte Laufbahn als Grundschul-Lehrerin an den Nagel hängen könnte, wenn sie sich weiter in der „Kampfhund-Szene“ rumtreiben würde!

Ihre ganze Zukunft hing davon ab.
Ihre ganze Zukunft hing davon ab, sich für oder gegen eine Zukunft mit dieser Hündin zu entscheiden.
Kati war nervlich am Ende und hielt dem Druck der Öffentlichkeit nicht länger stand.
In ihrer Not gab Kati eine Anzeige im Tiermarkt-Anzeiger auf und gab Celina dem einzigen Bewerber mit, der sich darauf meldete.

Jonas erschien Kati mit seinen knapp 50 Jahren als sehr vertrauenserweckend.
Kati drückte die Katzen Dascha und Minou weinend an sich, als Celina mit Jonas um die Ecke verschwand.

Sie spürte das ungute Gefühl in sich.
Sie spürte das Verlangen, Celina an sich zu reißen und zu beschützen.
Doch ihr alleine fehlte der Mut.
Der Mut, im Jahre 2001 einen Hund zu lieben, der ein schwarzer Staffordshire-Terrier war.

So verschwanden innerhalb kürzester Zeit nochmal sechs Menschen und zwei Katzen-Kumpel aus dem Leben der schwarzen Staff-Hündin Celina, die doch bisher einfach immer nur artig gewesen war.

Und auch diese Menschen gaben, wie all die Menschen zuvor, nicht nur Celina ab, sondern auch die Verantwortung für das Leben der Hündin, die doch zuvor eine kleine Zeit lang das eigene Leben so aufgewertet hatte.

 



*6. Kapitel, Lebens-Station Nr.6
Mai 2001 (3 Wochen)

Celina wird als Kampfhund verheizt
In zu betonierten Hinterhöfen scheint fast nie die Sonne*

Jonas befand sich nun schon länger auf der schiefen Bahn, Drogen und Alkohol hatten ihn seinen Job gekostet, seine Frau war mit einem jüngeren Mann durchgebrannt, seine beiden Töchter hatten sich angewidert von ihren Eltern abgewandt. Jonas hatte einen immensen Schulden-Berg und sah seine Chance mit Celina gekommen.
Durch die ganze Panik- Mache in den Boulevard-Zeitungen hatte der ehemaliger Journalist recherchiert und wirklich Kontakt zur Kampfhund-Szene bekommen und er wusste, um welche Gelder es da ging.

Jonas wusste auch, das man die eigentlichen wirklichen Kampfhunde nie in der Öffentlichkeit sah und er wusste, das diese Kampfhunde, die für Hundekämpfe eingesetzt werden, dem Menschen nie was tun würden. Sie mussten dem Menschen gegenüber den „Will-to-please“ aufweisen und das war eben auch ein Charakterzug der Staffs & Co, der es überhaupt erst möglich machte, diese Rasse so zu missbrauchen.

Also nahm er die inzwischen 5 jährige und sehr kräftig gebaute und gut bemuskelte Celina mit.

Es folgte eine „Ausbildung im Hinterhof“.
Unter Ausschluss der Öffentlichkeit und wahrscheinlich fern der Phantasie der meisten normalen Hundehalter:

Celina bekam Schläge,
mit Eisenstangen und noch glühenden Holzscheiten,
wurde getreten und schwer misshandelt,
immer dann, wenn ein anderer Hund in die Nähe kam, der wütend bellte.
Es wurde mit Elektro-Schocks gearbeitet,
die Hündin musste hungern und dursten.
Celina wusste kaum noch wohin vor Angst
-und genau das wars, was die Männer erreichen wollten:

Dass der Hund vor Angst irre wird!
Nach 3 Wochen wurde ein bereits gedrillter Hund auf Celina losgelassen.
Dieser andere Hund hatte nie etwas anderes gelernt, als andere Hunde zu töten und so ging er auch auf Celli los.

Celina wehrte sich nicht, sondern kauerte sich ängstlich in die Ecke und ergab sich ihrem Schicksal.
Sie verstand nicht, was passierte…
…aber wenn die Menschen sie lieber tot sehen würden, würde sie sich eben anstandslos totbeissen lassen.

Der Kampf wurde von den Menschen beendet.
Die fremden Menschen gingen lachend, spuckend und gröhlend mit ihrem Sieger-Hund davon und ließen Jonas verachtend stehen. Celina war sehr schwer verletzt und Jonas registrierte, dass er aus diesem Hund keinen Sieger in der dunklen Szene machen konnte.

Dafür war Celina einfach zu lieb. Trotz oder gerade wegen ihrer Rasse-Zugehörigkeit und ihres anfänglich so wunderbaren Lebensstarts.
Wütend drückte Jonas eine Kippe auf dem zerschundenen Körper von Celli aus und steckte diese dann in einen Jute-Sack, lud den ins Auto und schmiss den Sack, dessen Inhalt die verletzte Hündin war, bei nächster Gelegenheit über eine Brücke.

Keiner hatte ihn dabei gesehen.
Und wenn doch: Keiner würde sich mit ihm anlegen.
Menschen wie Jonas sind nicht unschuldig. Aber Menschen wie Jonas sind stark, manchmal einflussreich, auf jeden Fall aber sehr gewalttätig.
Da ist es für die anderen Menschen und die Boulevard-Presse halt einfacher, auf Hunde wie Celli zu schimpfen, als auch nur einmal auf Menschen wie Jonas zu schimpfen.
Und diese Hunderasse dann zu verbieten, war weitaus einfacher, als sich Gedanken darüber zu machen, welcher Stelle unser gesamten Gesellschaft so versagt haben könnte, dass Menschen wie Jonas so einflussreich werden konnten..

Zumindest einflussreich genug, dass lieber alle beschämt wegsehen und NICHTS SEHEN WOLLEN!
Jonas dachte an die verwetteten Gelder, die ihm verloren gegangen waren.

Und er freute sich an dem Gedanken, dass der Hund wahrscheinlich noch nicht ganz tot war und nun jämmerlich im Jute-Sack ersoff.

*7. Kapitel, Lebens-Station Nr. 7

Mai 2001 ( 2 Tage)

Celina unter der Brücke
Ein selbstgewähltes Schatten-Plätzchen*

Celina kam irgendwie aus dem verschnürtem Jute-Sack frei, schwamm mit letzter Kraft an Land, schleppte sich humpelnd weiter und leckte sich im Schutz von hochgewachsenen Büschen unter einer anderen Brücke ihre Wunden.

ZweiTage verbrachte sie dort.
Dem Tod sehr nah.

Doch sie focht den einzigen Kampf, den sie jemals gekämpft hatte:
Sie kämpfte ums Überleben.
Leise, still, alleine.
Ein Kampf - den sie nicht wissend- inzwischen mit vielen anderen Staffordshire-Terriern teilte und nicht zum letzten Mal kämpfen musste.

*8. Kapitel, Lebens-Station Nr. 8,
Mai 2001 (1.Tag)

Celina und Marius
Wenn ein Blick wärmt wie ein starker Sonnenstrahl*

Marius, 12 Jahre, spielte manchmal an dieser Stelle des Flusses unter der Brücke.
Der blonde Junge mit den Sommersprossen stand gerade an der verwirrenden Schwelle vom Kind zum Teenie und er genoss oft die Einsamkeit und Stille am Fluss.

Er ließ dort gerne seine Papierboote zu Wasser, aß alleine sein mitgebrachtes Butterbrot und verzettelte sich in wilden Tagträumen, in denen er stets der Held war.
Marius hörte ein leises Wimmern, ein Stöhnen und entdeckte die kraftlose Hündin.
Er hatte viel mitbekommen von dem, was mit sogenannten Kampfhunden passierte. …er hat auch seine Mutter weinen sehen.

Seine Mutter weinte um den kleinen Volkan…und sie weinte um die vielen unschuldigen Staffs. Um die Opfer auf beiden Seiten. Die unschuldigen Leidtragenden!
Um die Hunde, die es nun auf einmal nicht mehr geben durfte. Hunde wie Celina.

Seine Mutter hatte oft gefragt: „Wo führt das nur hin, mein Kind?“
Marius beobachtete die schwarze fremde Hündin --- er erkannte in ihr die Rasse, vor der viele erwachsene Menschen Angst hatten.
Marius hatte auch etwas Angst, vor allem aber hatte er ein Gespür für Hunde und zögernd ging er Schritt für Schritt näher an Celina, die ihn ebenso aufmerksam und auch etwas ängstlich beobachtete.

Marius redete mit der Hündin und Celina begann mit der Rute zu wedeln. Ein Kind, eine sanfte Stimme…da wusste die kluge Hündin, das sie keine Angst zu haben brauchte.

Und ihr kluges Gesicht entspannte sich.
Und der kluge Marius sah die Hundeschnauze tapfer lächeln.
Er wusste, er spürte es in sich, dass dieser Hund ihm niemals etwas tun würde.

Und – noch ganz Kind - verließ er sich auf dieses Gespür der reinen Wahrheit und näherte sich langsam dem wimmernden Vierbeiner, der sich inzwischen ganz klein machte und mit allem nur möglichen Körpersignalen anzeigte, dass von ihm keine Gefahr ausginge.

Marius verstand.
Er lächelte der Hündin zu. Celina legte sich von Schmerzen gezeichnet seitlich -und die lange Rute klopfte vorsichtig und freundlich auf den staubigen Boden.
Der Junge zog sein Brot aus dem mitgebrachten Rucksack und gab es Celina zu fressen. Vorsichtig nahm sie Happen für Happen aus den Fingern des kleinen Menschen.

Sie blickte ihn an.
Marius blickte die Hündin an.
Und er hörte zu, wie sie mit stillem Augen-Aufschlag ihre ganze Geschichte erzählte.
Marius streichelte sanft über das schwarze Fell der Hündin und er sprach mit ihr und erkannte die Misshandlungen an Celina, soweit diese ein Kind erkennen kann.

Celina wedelte als Zeichen gegenseitigen Verstehens und Vertrauens weiter mit der Rute.
Das Wedeln schmerzte ihren ganzen Körper und doch konnte sie nicht anders, als die Freundlichkeit des Jungen zu erwidern.
Marius streichelte nochmal sanft die verletzte Hündin und versprach ihr, Hilfe zu holen.

In seinen Tagträumen hatte Marius oft mit wilden Bestien gekämpft und ging als Sieger hervor.
Hier unter der Brücke am Fluss, gemeinsam mit der verletzten fremden Hündin, begriff der 12jährige Junge auf einmal sehr viel von der Welt und dabei spürte er unendlichen Zorn in sich.

Und er versprach der Hündin, dass dies nun seine Chance war, wirklich ein Held zu werden. Und tief in sich, spürte er, dass er bereits ein Held war. Ein Sieger. Weil er nicht verlernt hatte, mit Tieren zu sprechen. Sie auch stumm zu hören.
Marius redete und redete auf Celina ein, das er wüsste, dass sie kein böser Kampfhund sei. Sondern eben einfach nur ein Hund…der beste Freund des Menschen…und er erzählte ihr, das er vielleicht noch klein sei, aber in dem Augenblick,als er ihr in die Augen geschaut hatte, sehr viel begriffen habe von der Welt und das er nun versuchen wolle, erwachsen zu sein, um der verletzten Hündin zu helfen.

Celina hörte aufmerksam zu und wedelte weiter mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte, verstehend mit ihrer pechschwarzen Rute.
In nur wenigen Minuten waren Marius und Celina beste Freunde. Marius spürte, wie sehr er diese Hündin brauchte. Und die Hündin spürte, wie sehr sie dieses Kind brauchte.

Liebe!

Entstanden in einem zärtlichen Augenblick des Erkennens und Verstehens. Ohne wenn und aber. Einfach Liebe, sofort.
Wie sie eben nur Kinder geben und empfangen können.

Und Tiere!
Marius eilte davon.

Seine Mutter war noch zur Arbeit, er wollte aber nicht mehr warten und fuhr – ahnend, dass es ein Fehler sein könnte - zu seinem Onkel.
Der Junge erzählte die verworrene Geschichte vom verletzten Kampfhund unter der Brücke, der kein Kampfhund sei und schließlich folgte ihm der erwachsene Mann, der gerade begonnen hatte, seinen wohlverdienten Feierabend mit einem Bier zu begrüßen.

So kam Marius mit seinem sehr skeptischen Onkel zurück zur Hündin Celina.
Celina spürte sofort das Misstrauen und die Angst des erwachsenen Mannes… Celina roch das Bier und extrem verunsichert stand sie geschwächt auf. Bereit, sich sofort zurück zu ziehen.
Sie konnte sich kaum auf den Beinen halten, aber dieser Mann, und dieser Geruch, machten ihr Angst.
Marius` Onkel hatte ebenfalls Angst und nahm einen großen Ast zur Verstärkung und schlug damit vor sich her in Richtung der verletzten Hündin, um diese zu beeindrucken und zu verjagen.

Dabei schrie er wilde Beschimpfungen dem Hund zu und hielt mit einer Hand seinen Neffen zurück, der sich schluchzend zu befreien versuchte und doch nur der Hündin helfen wollte.
Celina rannte in Panik davon.
Noch viele Kilometer hörte sie das verzweifelte Schreien voller verständnisvoller Liebe des Jungen und in all ihrer Panik wurde ihr doch das Herz sehr schwer, dass es ihnen nicht vergönnt war, gemeinsam nach einem Weg zu suchen.
Celina verschwand aus dem Leben von Marius, und Marius verschwand aus dem Leben von Celina.

Doch auch wenn dieses gemeinsame Leben nicht einmal einen halben Tag andauerte, so wussten beide, dass sie an diesem Tag unendlich viel gelernt hatten.
Mehr, als manche Menschen in ihrem ganzen Leben lernen.

Sehen, verstehen, zuhören.
Vorurteilsfrei aufeinander zugehen.
Signale des anderen wahrnehmen.
Respekt vor dem anderen Lebewesen.
Vertrauen.
Instinkt.

Dann begleiteten die panische Hündin bald schon entsetzte Blicke und Angstschreie von Menschen, denen sie begegnete. Andere Hunde bellten wütend, Sirenen-Geheul und immer mehr Panik begleiteten ihren wahnsinnigen Run… …bis sie schliesslich erschöpft zusammenbrach.

************************************************************
Der Polizei-Beamte brachte die Hündin ins Tierheim der nächsten Stadt.

Dort wurde Celina versorgt und dann in ein Auffang-Lager für solche Hunderassen gebracht.

In einer grossen Stadt, mit einem grossen Hafen…

*9. Kapitel, Lebens-Station Nr.9
Mai 2001-Juni 2003

Celina in Haft
Ohne Sonne erlischt jegliches Leben*

Welcher Engel Celina bewachte, dass sie dort in diesen Hallen nicht sofort eingeschläfert wurde und ob das wirklich ein Engel war, das mag man als Mensch, der Hunde liebt, nicht zu beurteilen.

In diesem Auffang-Lager für Kampfhunde saß Celina 2 Jahre in einem 1,5 m² kleinem Draht-Käfig, der nicht mal mehr der Bezeichnung Zwinger standhielt.

Ohne Sonnenlicht, ohne Beschäftigung, ohne Zuwendung…
…aber immer mit viel Lärm und auch Gestank von den anderen Hunden. Celina war gezwungen, in ihren Zwinger zu machen, alle paar Tage wurde dieser mal gesäubert. Bei diesen Säuberungen wurden die Käfige mit einem kalten und harten Wasserstrahl ausgespritzt. Die Hunde hatten keine Rückzugsmöglichkeit, keine Chance, diesem Strahl auszuweichen.

Manche Hunde sprangen in wilder Panik hin und her, wenn Menschen mit dem Schlauch in der Hand sich den „Zwingern“ näherten.
Anfangs sprang auch Celina auf, wenn diese Männer kamen. Voller Hoffnung sah sie ihnen entgegen. Doch schon bald merkte sie, dass nur kalter Hass oder Gleichgültigkeit zurückkam und so blieb sie einfach still liegen.

Ruhig abwartend.
Der anfangs so hoffnungsvolle Blick immer stumpfer werdend. Und doch täglich ums Überleben bettelnd!
Manche Hunde schlossen ihre Augen für immer und erst viele Stunden später, manchmal auch erst Tage später bekam das jemand mit.

In diesen Hallen herrschten das Wimmern, der Geruch und die Angst von hunderten Hunden.

Der Angst vor dem sinnlosen Tod.
Von „solchen Hunden“!
Solchen Hunden!
Hunden wie Celli, einst sehr geliebt und geachtet. Nun missachtet.
Einst gebraucht. Nun missbraucht.

Celina sass die langen zwei Jahre dort zusammengekauert in einer Ecke auf nacktem, kaltem Beton.

So eng in sich zusammen gerollt, dass die anderen vor Verzweiflung und Angst schier wahnsinnigen Hunde sie auch nicht durch das angrenzende Gitter ihres Käfigs packen konnten.
Ab und an kamen Menschen, die freundlich schauten und 2-3 Hunde mitnahmen, manchmal kamen auch Menschen, die nach Tod rochen und ebenfalls 2-3 Hunde mitnahmen.
Manchmal kamen 2-3 neue Hunde und da die jung waren, gingen dann 2-3 alte Hunde weg…
Wohin gingen sie nur?
Warum ?
Wie viele Hunde hat man in diesen Hallen zerstört?
Wie viele Kinder haben um diese Hunde, die ihre Freunde waren, geweint?

Im Juni 2003 kamen junge Menschen aus einer niedersächsischen Tierschutz-Organisation.
In Niedersachsen hatte sich die Situation der sogenannten Kampfhunde etwas entschärft und die Menschen begannen dort zu begreifen, dass ein Staffordshire noch immer genau so ein toller Hund sein konnte wie noch vor dem Jahrhundertwechsel.

Die Tierfreunde kamen, um fünf solcher Hunde mit aus diesen Hallen in ihr Tierheim zu nehmen. Fünf, für mehr bot ihr kleines Tierheim keinen Platz.
Die Tierschützer hatten schon viel gesehen und erlebt, doch dieses Auffang-Lager trieb ihnen Tränen des ohnmächtigen Zorns, hilfloser Wut und ohnmächtiger Trauer in die Augen.
Sie blieben an Celinas Käfig stehen.
Sie sahen den schwarzen Hund, der, mit Narben übersät, ängstlich in der Ecke kauerte.

Sie sahen in die dunklen Hundeaugen, die trotzdem dem Blick des Menschen standhielten - und sie sahen: Hoffnung!

Und sie nahmen Celina mit in ihr Tierheim.

*10.Kapitel, Lebens-Station Nr.10,
Juni 2003 bis Oktober 2003

Celina im Tierheim
Vielleicht geht morgen die Sonne wieder auf*

In diesem Tierheim bekam Celina einen Zwinger mit Innen- und Außenbereich.

Zum ersten Mal seit 2 Jahren konnte Celli wieder die Nase an die Gitterstäbe drücken und den Wind spüren. Sie konnte das Gras riechen, Schmetterlinge beobachten, sehen wie die Sonne aufgeht und spüren wie das staubige, stumpfe Fell vom Regen weich gespült wird. Wie die prasselnden Regentropfen ihre Narben massierten…Celina konnte erstmals wieder beim Atmen Luft holen!
Celina stand viele Tage im Außenbereich ihres Zwingers und schien die lebendige Welt in sich einzusaugen.

Sie nahm keinerlei Kontakt auf, weder zu Mensch noch zu Tier, weder freundlich noch böse, aber Celina stand da an ihrer Zwingertür, die Nase im Wind, die traurigen Augen weit in die Ferne gerichtet…und erfüllte ihren Körper nach und nach wieder mit Leben und Lebendigkeit.
Sie fraß und trank.

Es schien so, als hätte sie abends Angst, dass am nächsten Morgen die Sonne nicht mehr aufgehen würde. Oft weinte sie wie ein Wolf die untergehende Sonne an.
Im Tierheim taufte man die schwarze Hündin auf den Namen Angel.
Ein Mitarbeiter, Steffen, stand oft an ihrem Zwinger und erzählte von seinem Tag und begann auch bald, mit Angel spazieren zu gehen.

Nach ein paar Wochen nahm Celina freudig zur Kenntnis, wenn Steffen bei ihr stehen blieb und mit ihr redete oder gar das Halsband für einen gemeinsamen Spaziergang umlegte.
Zwiegespräche zwischen Mensch und Hund. Celli gab den Weg zu ihrer Hundeseele frei.

Angel-Celina lebte für Steffen.
Sie trauerte nicht ihrem alten Leben hinterher, als Hund verschwendete sie keinen Gedanken an die gute alte Zeit.
Sobald sie Steffen sah, spürte oder roch, wurde ihre undurchdringliche Miene wieder ganz weich, die inzwischen angegraute Schnauze zog sich zu einem breiten Grinsen und die Rute drehte sich wieder so temperamentvoll im Kreis, dass der Hintern mitwackelte.
Das schwarze Fell bekam trotz der vielen Narben wieder einen seidigen Schimmer und Celina wurde durch die tägliche Bewegung und Zuwendung beinahe wieder der schöne vor Kraft-strotzende Hund, der vor etwas mehr als 7 Jahren in diese Welt geboren und mit offenen Armen empfangen worden war.

Und Steffen fand immer ein paar Minuten Extra-Zeit um Angel zu streicheln oder einfach nur mit ihr zu sprechen.
Er holte bald ein anderes Staff-Mädchen mit in den Zwinger der schwarzen, sanften Angel. Die helle Kimba und Angel freundeten sich an. Steffen träumte von einer gemeinsamen Vermittlung der beiden so sanften Hundefreunde.
Denn Kimba war jung und ungezwungen, verbotenerweise als Staffordshire im Jahre 2002 geboren, saß sie seitdem im Tierheim und suchte eine Lebensaufgabe.

Celina, jetzt ja Angel, hatte noch immer soviel Liebe in sich. Und die teilte sie nun auf für ihre Hundefreundin Kimba und den Menschen Steffen.

Vor anderen Menschen, besonders vor anderen Männern, hatte Celina sehr große Angst. Sie kniff die Rute ein, legte die Ohren an und kauerte sich knurrend und zitternd zusammen. Drehte der Bedrohung Mensch den Rücken zu. Sie hätte niemals einen Menschen gebissen, doch das ja wusste keiner.

Manchmal schaute sie sehnsüchtig Kindern hinterher, die zu Besuch im Tierheim waren - und darum beschloss man, diese Blicke völlig falsch deutend, Angel keinesfalls an eine Familie mit Kindern zu vermitteln.

Kimba fand dann doch Menschen, die sie lieben wollten. Ohne Angel.

Man machte sich im Tierheim die Entscheidung nicht leicht, doch die helle Hündin Kimba hatte diese Chance verdient und so trennte man, was man miteinander verbunden hatte.

Und gerade als Angel-Celina dem Leben wieder etwas Leichtigkeit zusprechen wollte, verschwand wieder ein vertrauter Stützpunkt einfach so aus ihrem Leben. Kimba war weg!
Ihre Nähe, ihr Geruch…einfach weg. Und kehrte nie zurück, so sehr die schwarze Hündin auch die Nase in den Wind hielt.

Von diesem Moment an akzeptierte Angel-Celina keinen anderen Hund mehr in ihrer Nähe. Wahrscheinlich war das ihre Art, die Traurigkeit ihres Lebens und den Verlust der Hundefreundin auszudrücken.
In der Woche darauf hatte Steffen auf dem Weg ins Tierheim einen Unfall und kam ins Krankenhaus.
Diesen Tag und auch die Tage danach, wartete Angel-Celina vergeblich auf diesen Menschen. Sie stand da, die Nase an die Zwingergitter gepresst und versuchte, die Nähe von Steffen zu erschnuppern.

Sie stand da und dachte, wenn sie nur lang genug ihre Nase in den Wind drücken würde, würde dieser auch den vertrauten Geruch von Steffen zu ihr rüberwehen.
Sie strengte die Ohren an und hoffte doch so sehr, seine Stimme zu hören. Doch sie hörte sie nie wieder.
Mit jedem Tag des Wartens mehr schien die einst so wunderschöne Hündin auch immer mehr in sich zusammen zu fallen, kleiner und dünner zu werden.

Ein schwarzer Engel ohne Flügel.
Verloren in dieser Welt.
Und doch noch in dieser Welt.

Nach einer Zeit vergeblichen Wartens resignierte die vom Leben so enttäuschte Hündin und legte sich apathisch in eine Ecke ihres Zwingers.

Bereit zu sterben, auf den Tod wartend.
Auf was sollte sie auch sonst noch warten?

Nur noch selten drückte sie die Nase in den Wind …. Es spielte für die schwarze Hündin keine Rolle mehr, ob die Sonne auf- oder unterging.

Man hörte sie nie wieder den Sonnen-Untergang mit ihrer Stimme begleiten.
Die örtliche Presse berichtete in einem grossen Artikel von „Angel - dem schwarzen Engel ohne Flügel“
Diesen Artikel las Pferdewirtin Maren Maurer, inzwischen 23 Jahre …

Maren wohnte weit von ihrem damaligen Zuhause und auch ihrer Lehrstelle entfernt. Und sie wollte einfach nicht wahr haben, dass so weit von ihrem ehemaligen Zuhause und so nah dran an ihrer jetzigen Heimat eine Hündin, enttäuscht vom Leben und mit Narben gekennzeichnet, vor sich hinvegetierte, die sie so stark an ihre Celina erinnerte.
Celina.
Der Hund, der ihr viele Monate lang so eine wichtige Lebensstütze gewesen war, den sie dann aber doch aus ihren Gedanken verdrängt hatte.

Und doch…
…dieses Bild in der Zeitung, diese Augen…
Maren haderte noch eine Woche, dann fuhr sie ins Tierheim.



*11. Kapitel, letzte Lebens-Station
1. November 2003

Ein letztes Mal Celina und Maren
Wenn die Sonne für immer untergeht*

Maren stand am Zwinger der geschundenen Angel und wusste doch sofort, dass dort ihre Celina saß…abgemagert, entkräftet, enttäuscht von der Welt und trotzdem nie böse.
Maren wusste, dass sich dort ein Hund aufgegeben hatte, der zwar ein Staffordshire-Terrier war, aber nie ein Kampfhund.
Maren wusste nicht, welche Schicksalswege Celina gegangen war, aber sie sah der Hündin an, dass es nicht einfach gewesen war. Dass es sogar mehr als schrecklich und hart gewesen war.
Maren liefen die Tränen in Sturzbächen übers Gesicht…

Sie hasste sich für ihre jugendliche Unbeschwertheit, mit der sie damals das Schicksal ihrer Traum-Hündin einfach aus den Augen verloren hatte.
Sie hasste sich dafür, nie den Mund aufgemacht zu haben, als andere Besitzer von Stafford-Shire-Terriern für ihre Hunde kämpften und Hilfe erhofften.
Sie hasste sich dafür, noch diese Woche gezögert zu haben, bis sie endlich den Mut aufgebracht hatte, ins Tierheim zu fahren.

Das alles erzählte Maren mit leiser Stimme der Hündin.
Ihrer Hündin.
Celina, der schwarze Engel ohne Flügel, der stets alles im Leben richtig gemacht hatte .
Und Celina schaute auf und wedelte als Zeichen des Erkennens und Verstehens leise und kaum sichtbar mit der Rutenspitze.
Die Hündin Celina spürte zwar einen kleinen Funken Glück in sich, aber viel grösser war die Angst.
Und mit dieser kalten Faust der Angst, die ihr Herz endgültig umgriff, bevor der warme Funken der Liebe dort ankommen konnte, schloss die Hündin Celina ihre Augen.
Für immer.

Celina spürte die Streicheleinheiten, die Tränen und die verzweifelte Liebe von Maren nicht mehr.
Celina wusste nicht, das sich der kranke Steffen um sie sorgte.
Celina ahnte nicht, wieviele Menschen in diesem Moment stumm um sie weinten.

Celina starb allein.
Celina war ein schwarzer Staffordshire-Terrier.

Hinterm Regenbogen aber wird sie mit allen Menschen und Hunden spielen, die genauso unschuldig Opfer wurden wie sie, die schwarze Staffordshire-Hündin Celina.

Und sie versprach Gott in ihren letzten Atemzügen, allen Kindern dieser Welt ein guter Schutzengel zu sein.

*Denn die Kinder von heute sind die Erwachsenen von Morgen,
die wieder bereit sein werden, den Tieren und der Natur zuzuhören.*

Mit freundlicher Genehmigung von

www.acusihund.de

©Tanja Leuschner


 

 

 

 

8.9.2007


Meine Güte, was schreiben Menschen für einen Schwachsinn zusammen!! Und dumme Leute, die es lesen, glauben es dann!

Unter diesem Link: http://familiennetz.eltern.de/foren/showthread.html?t=165394 meint so ein besonders Schlauer, dass die Geschichte von Hank
erfunden und in die Reihe der Endlos-mails gehören könnte!

Wenn diese Person sich einmal die Mühe machen und auf einschlägige websites schauen würde, wie z.B. Bullterrier in Not oder in die Kampfschmuser-Gemeinde, dann wüsste sie, dass diese Schicksale  im Bereich der Listenhunde keine Seltenheit sind! Und wenn dieser Hirni dann auch noch etwas mehr recherchieren würde, dann wüsste er zusätzlich, das Tierheime es zum Glück nicht als ihre Aufgabe ansehen, Hunde zu töten noch das Langeinsitzer "einen an der Klatsche" haben.

Diese unsäglichen Foren, in denen halbgebildete (im besten Fall) ihre Tageszeiten totschlagen, sind eine Pest. Es ist meist nur seichtes Gelaber, keiner ergreift die Initiative, in diesem Fall z.B. diesem tragischen Hundeschicksal ein Ende zu bereiten.

Wenn ich schon immer lesen: ........wenn ich.....dann würde ich.....!! Meine Güte, jeder kann. Sei es nun ein Päckchen packen und so einem Hund etwas Gutes schicken oder in diesem offensichtlich stark frequentierten Forum Leute finden, die vor Ort wohnen und Gassi-Gänger werden oder oder oder!

Aber immer dann, wenn Hundeschicksale besonders schlimm sind, kommt ein Trottel daher und unterstellt mir Unwahrheiten. Den Text für Hank habe ich verfasst und die Vermittler sind ebenfalls als seriös bekannt und Hank ist ein wunderbares
Tier - nochmal zum mitschreiben für alle!!!!!

In diesem Sinne, schreibt nur weiter Banalitäten, anstatt zu helfen!

 

 


6.9.07


Die ersten Spenden gehen für das rumänische Tierheim ein. Ich freue mich, weil es wieder Stammleser sind, die bei jeder meiner seltenen Spenden-Aufrufe sofort helfen. Es ist ganz sonderbar, aber es entstand über die Jahre fast so etwas wie
ein Familiengefühl mit den Stammlesern. Sie sind immer mal wieder im Gästebuch oder der Meinungsecke, sie schreiben privat, einige haben sogar Päckchen geschickt und es ist einfach toll, wenn man beim Lesen eines Namens sofort ein "Erkennungsgefühl" hat. Obwohl ich mich immer bemühe, Besuche abzublocken, da ich einfach nie Zeit habe, lange Kaffee zu trinken, haben einige Menschen sich nicht abhalten lassen, ganz keck trotzdem Besuche anzukündigen. Und das war gut so! Denn unter anderem habe ich meine Freundin Sonja von den
Wolfskindern deshalb kennen gelernt. Oder die netten Tierheimleiter aus Oelzschau...  Oder meine Dömitzer, die bis vor kurzem einen Appenzeller besaßen und nach dessen Tode ihren neuen Liebling über das Hundshuus bekamen. Und Niklas und Regina, die ebenfalls vor Jahren einfach ihren Besuch ankündigten, einen frischen gebackenen Kuchen mitbrachten, uns  zum Thema Hundevermittlung Löcher in den Bauch fragten und heute ist Niklas ein wunderbarer 1. Vorsitzender des Potsdamer Tierheims. Und es gibt viele andere die ich über diese Internet-Präsenz kennen und schätzen gelernt habe. Aber dazu ein andermal mehr.
 




Spendenaufruf - das ist immer so eine Sache.... Ich fühle mich sehr verantwortlich für das Geld der Leute, die ich bitte, es einem Projekt zu geben. Bisher hatte ich das Glück, dass die dahinter verborgenen Aktionen alle seriös waren. Aber ich habe auch schon 2 Jahre Hunde für einen sogenannten Gnadenhof betextet und mit auf Hundshuus vorgestellt, als sich herausstellte, dass der "Gnadenhof" ein Dreckloch und getarnter
Hundehandel war. Zum Glück war ich schon etwa 2 Jahre vor dem Skandal wegen meines Bauchgefühls auf Abstand gegangen.....

Und bei diesem aktuellen Spendenaufruf war der Ursprungstext eigentlich die Bitte, gleich zwei verschiedenen Projekten zu helfen, bzw. sich für eines davon zu entscheiden. Als eine gute Bekannte von dem zweiten Aufruf hörte, gab sie mir den Namen eines Mannes, der vor Jahren genau gegen den Betreiber des zweiten Projektes prozessiert hatte. Nach einem Telefonat mit ihm entschloss ich mich, meine Bitte um eine Spende nicht
mehr zu veröffentlichen. Es mag viele Dinge im Leben geben, die sich anders darstellen, es mag auch Fehlurteile geben - aber ein Ruch von Unseriösität bleibt bestehen. Und wenn Menschen sich gegen eine Anklage wegen Tierquälerei verantworten müssen, ein großes deutsches Tierheim sich deutlich distanziert - dann kann nicht alles mit rechten Dingen zugegangen sein.....
Also das 2. Projekt wieder entfernt und damit im Endeffekt hoffentlich bei Ihnen immer Vertrauen erweckend für Ziele, die ich Ihnen auf der website näher bringen möchte.





Der letzte der sechs Welpen ist heute in sein neues Zuhause umgezogen. Und das ist gut so, denn die Aufzuchtbedingungen für die kleinen Zwerge waren gut, aber nicht optimal. Ich konnte deutlich sehen, dass hier zwei alte Menschen mit den Folgen einer nicht beaufsichtigten läufigen Hündin überfordert waren. Was die Aufzucht des Nachwuchses zusätzlich erschwerte, war eine grundsätzliche Lebenseinstellung, die zwischen sparsam und knauserig einzustufen ist.

Die Hunde bekamen nicht die von mir vorgeschlagenen Handtücher oder Decken aus dem Wurflager in das neue Zuhause mit. Es wurden keine weichen Kuscheltiere besorgt, damit ein vertrautes Spielzeug über den Verlust der Mutter und der Geschwister hinweg tröstet. Das Futter wurde genau nach Angabe abgewogen - kein Gramm mehr, also auch keine dicken und zufriedenen Knuddel-Welpen, sondern oftmals im Hintergrund am Telefon zu hörende laute und unzufriedene Jungtiere. Keine Markknochen zum spielen, wenig Abwechslung durch fehlende selbst gebastelte Spielsachen, ein minimales eingezäuntes Areal im pedantisch gepflegten großen Garten und alles in allem eine eher pflichtbewusste Atmosphäre.

Keine Tränen bei der Vermittlung der Welpen und eher Wut auf Seiten der Welpenhalter, wenn in lauteren Gesprächen zwischen dem Mann und mir meine Forderung nach einer Vorkontrolle eines Platzes nicht unterblieb.  Besonders wütend war er, als er einer Familie eines selber vermittelten und bereits angezahlten Welpen wieder absagen musste, da ich ihm deutlich machte, dass ich ihm sonst keinesfalls - wie versprochen - weiterhelfen würde, die Tiere gut unterzubringen. Die von ihm ausgesuchten Leute wohnten an einer unglaublich befahrenen Hauptstrasse und besaßen keinerlei Zaun, aber "die anderen dort lebenden Hunde würden den Welpen erziehen und so von der Strasse fernhalten"........
(Ohne Kommentar - außer vielleicht: Und solche Menschen dürfen wählen!!!)   Nun gut, die Welpen haben alle ein gutes Zuhause bekommen, aber mir wurde wieder einmal bewusst, dass Hundeliebe und Hundeliebe zwei Paar Schuhe sein können..........

 

 


30.8.07

Endlich sitzen wir beim Abendessen, geniessen die zufriedenen Hunde um uns herum, 21.20 h - da klingelt das Telefon. Wie seit 27 Jahren denke ich immer: Die Hunde gehen vor, ich bin immer erreichbar und es kann ja auch ein Notfall sein......

Es ist eine Frau, die sich nicht für die späte Störung entschuldigt, es auch mit der Namensnennung nicht sonderlich genau nimmt und einfach wissen will, "ob die Welpen noch da sind?".
Natürlich sind sie, sonst wären sie aus dem Internet gelöscht worden.
Meine Befragung der Anruferin ergibt, dass sie zu Besuch bei uns im Norden ist und eigentlich in Baden-Württemberg wohnt. Und der Welpe soll für die Eltern sein.... Meine Frage, ob sie keinen kleinen Hund im eigenen Bundesland findet ( und damit "meinen" Welpen den Transport erspart) wird etwas muffig verneint.
Ich erkläre ihr, dass ich vor jedem Transport eines Hundes die Adresse der neuen Haltern - also ihrer Eltern - benötige, um eine Vorkontrolle durchführen zu lassen. Nach ggf. positivem Besuch könnten wir wieder ins Gespräch kommen.
Sie verspricht, alle Daten sofort zu mailen.

Preisfrage: Habe ich die mail jemals erhalten? Natürlich nicht! Aber wieder ein dummes Gefühl, von unhöflichen, unseriösen Leuten benutzt worden zu sein. Die Stimmung beim Essen ist gelaufen, ich bin wütend über mich selbst und beschliesse zum hundertsten Mal, feste Telefonzeiten einzuführen. Es kann einfach nicht so weiter gehen, dass ab 7 h bis oft noch 22 h das Telefon unentwegt bimmelt.

Was für ein Frust.........

 


27.8.07


Unentwegt suchen Leute im ZERGPORTAL nach bestimmten Hunden ihres Geschmacks.
Jeder Hundevermittler schaut immer mal wieder voll Erwartungen in diese Spalte, in der Hoffnung, diesen Leuten DEN Traumhund anbieten zu können. Das sonderbare ist jedoch, dass diese Leute offensichtlich bei fast 10.000 gelisteten Tieren im Portal nicht EINEN Hund in ihr Herz schließen mögen.

Das wirklich merkwürdige und für mich völlig unverständliche ist allerdings, dass noch NIE auch nur eine Person sich für die Mühe bedankt hat, wenn sie Informationen zu bestimmten Tieren per mail geschickt bekommt. Weder ein Kommentar zu den Hunden noch ein Dank für die Mühe!  Auch die vom Zeitlimit her abgelaufenen Anfragen werden einfach nicht gelöscht......

Und als ich wieder einmal einen Traumhund auf eine Anfrage nach einem Jagdhund oder Mix daraus beantwortet habe, natürlich ohne die geringste Resonanz, hier mein hinterher geschickter Wortlaut: (Achtung: Ironie!!)

Vielen Dank auch für Ihre herzliche und freundliche mail, in der Sie sich so nett für meine Arbeit bedanken, Ihnen auf IHR Gesuch hin geantwortet und mir damit Arbeit gemacht zu haben.  Tue ich doch gerne neben der zeitaufwendigen und arbeitsintensiven Arbeit tagtäglich bei der Versorgung der Vermittlungstiere.

Und natürlich unterstütze ich Ihr Gesuch völlig und helfe Ihnen auch weiterhin gerne bei der Suche, denn ca. 9000 im ZERGPORTAL gelistete Tiere reichen offensichtlich nicht aus, Ihre Vorstellungen zu befriedigen.

Birgit Schmidt

 



26.8.07

Ich würde Ihnen so gerne tolle und niedliche Geschichten in diesem Tagebuch präsentieren, aber ich glaube, ich habe diese Idee auch deshalb verwirklicht, um meinen wirklich sehr häufig traurigen Alltagskram mit jemandem zu teilen und die Sachen auch einmal los zu werden. Eine gute Bekannte sagte neulich sicher völlig im Recht, dass es wunderbar wäre, wenn die Hundevermittler sich in einer Balinth-Therapie-Gruppe treffen könnten, um sich gegenseitig das Leid zu erzählen und es besser abgeben zu können.


Diesen Brief bekam ich von einem Freund, den ich fragte, wie seine Urlaubsreise nach Israel gewesen sei:

Hallo Birgit,
wie man´s nimmt...
War auf eigene Faust, Billigflieger und XX Euro am Tag zum Leben um das Land zu erkunden, was bei den Buspreisen dort durchaus möglich war. Geschlafen habe ich in einem Hostel in der Altstadt vonNazareth im Sechsmannzimmer, war aber zum Glück fast immer alleine dort.
Landschaftlich und klimatisch ein Traum. Allerdings weht über
diesem Land spürbar der Wind des Krieges und Touristen, sogar Pilger sind rar geworden. Ich bin mir inzwischen ziemlich sicher, dass es dortnoch zu meinen Lebzeiten zur Katastrophe kommen wird.  Womit ich jedoch nicht in diesem Ausmaß gerechnet habe, ist dasTierelend !!!

Wobei man in diesem Land nicht genau sagen kann, wen man dafür verantwortlich machen kann: Juden oder Araber ( ich denke aber beide zu gleichen Teilen).  Es vermischt sich in der schlechten Behandlung der Tiere.
Der Bezug zum Tier als Lebewesen ist einfach nicht vorhanden.
Streunende Hunde in Touristenstädten - ganz schlimm:
überall runtergekommene, magere Katzen; den meisten sieht man an, dass sie gerade trächtig waren.

Ich bin in manchen Situationen schnell weitergegangen - aus Angst, wieder so was zu erleben wie im Frühjahr in der Türkei (s.u.). An einer Strasse entlang laufen ist Masochismus. Als ich das zum ersten Mal tat, führte mich der süssliche Geruch zu einem Cocker mit Halsband, der im Strassengraben vor sich hin verweste.

Im Frühjahr in der Türkei: Mann mit zwei Hunden steht an der Strasse, der junge, nicht angeleinte läuft auf die Strasse und Bumm..., direkt vor meinen Augen.
Sogar den kurzen Todeskampf musste das Tier alleine durchstehen, weil derMann sich umdrehte und seelenruhig wegging. Der Hund blieb einfach liegen, ich habe ihn dann halb unter Schock weggetragen.

Weisst Du, man macht sich ja manchmal Traumgedanken. Was wäre, wenn ichim Lotto gewänne......??? Bisher war es immer ein SOS-Kinderdorf inAfrika mit Lebensrecht, Unterkunft und Verpflegung auf Zeit für mich.

In Tiberias, einer Touristenstadt am See Genezareth, sind mir drei Streuner begegnet, die mit einer Gemütsruhe eine Strasse
überquerten, wo alle Sekunden ein Auto mit 80 Sachen entlang gedonnert kommt.  Ich will keine Beziehung mit solchen Hunden durch Berührung, Füttern o.ä. aufbauen, weil es mir im wahrsten Sinne des Wortes ein Stück meines Herzens zerreißt. Dem einen kleinen Schwarzen habe ich dann doch tief in die Augen geschaut und hätte was dafür gegeben, ihn mitnehmen zu können.

Zurück zu den Traumgedanken: In diesem Moment war mir klar, ich würdedort unten ein  Heim aufmachen für Streuner mit Tierarzt u.s.w.  Immerhin habe ich nun kein Problem mehr, nachzudenken, an wen ich ab und an 25 Euro spenden soll:  http://www.tierhilfe-sueden.de/

viele Grüsse
Peter

 




Unser lieber Benno hat einen Brief geschrieben, Sie können ihn unter DIE GLÜCKLICHEN 2007 finden.




24.8.07


Benno, mein Sahnestückchen, hatte einen Tag lang Besuch und es war klar: Er hat seine Leute gefunden! So zog er am späten Nachmittag gen Heimat, die er nach vier Stunden Fahrt gut erreichte. Seine erste Nacht meisterte er ohne Probleme und ich hoffe, dass seine neue Familie so viel Freude mit ihm haben wird, wie wir das taten.

Anrufe von überall her - es müssen Hunde untergebracht werden. Alleine über das Veterinäramt sind es zwei Tiere. Beide von Alkoholikern, beide misshandelt, wobei die eine Hündin per Spaten erschlagen werden sollte und nur das mutige Eingreifen der Nachbarn verhinderte noch schlimmeres. Jetzt hat Asta eine genähte, ehemals klaffende Wunde auf der Stirn sowie ein verletztes Schulterblatt.

Der zweite Alkoholiker bekam seinen Hund über unsere Gemeinde-Zwinger, sozusagen die "Quellen" meiner Hunde. Dort ist das Problem, wenn ich nicht schnell genug von einem einsitzenden Hund erfahre und irgend ein Hirni fragt, ob Hunde dort wären, dann gibt die Gemeinde die Tiere ohne Vorkontrolle an Hinz und Kunz . Egal, ob diese Leute Ahnung, Platz, Liebe oder sonst was haben. Die Personen werden nicht befragt, die Plätze nicht kontrolliert und damit sind wir bei dem Brief des Herrn XXX aus Düsseldorf......

Und zu dem ist eine Menge bei mir gelandet. Und zwar nicht in der Meinungsecke, sondern an mich privat geschickt. Und das Unglaubliche: AUS ANGST vor Reaktionen der belasteten Vereine!  Und was für Inhalte in den mails - es graust mich!

Ich werde jetzt Inhalte dieser mails zitieren. Wenn eine Hundevermittlung meint, sich zu erkennen und per Anwalt die Löschung der Texte erreichen möchte, so kann ich nur sagen: SCHANDE über Euch und vor allen Dingen: Die Original-Texte der ehemaligen Mitarbeiter liegen mir vor! Ich werde nur Bruchstücke zitieren, die weder die Personen oder Vereine kenntlich machen, ich möchte aber ereichen, dass Vermittler und Hunde-Interessenten den Geist erkennen, der sich offensichtlich zum Teil in diesem Umfeld entwickelt hat.


1.Beispiel:

...... wir hatten einen Flugpaten für eine kleine Hündin, die als dreijährig auf den Vermittlungsportalen gelistet war. Es ging ihr schlecht, aber wir wollten den
Paten nicht verlieren. Eine kurze Untersuchung vor der Abreise machend, meinte die Tierärztin, dass die kleine Fellnase um die zehn Jahre sein müsste und es
ihr sehr sehr schlecht ginge. Sie könnte nicht fliegen. XXX entschied sich aber dafür!
Sie meinte, vielleicht hat der Hund in Deutschland eine Chance und wir hätten kein Geld, kranke Hunde zu behalten.  Die Hündin starb auf dem Flug auf dem Schoß der Flugpatin und alle waren schockiert.   XXX meinte, wo gehobelt wird, fallen Späne. Ich habe nach einem
ähnlichen Vorfall meine Arbeit bei Tierschutzorganisationen eingestellt und betreue heute Leute in der Bahnhofsmission. Dort habe ich die Verachtung Lebenden gegenüber noch niemals gespürt.......



2. Beispiel

...... Wir haben zu viele Hunde in zu kleinen Boxen aus ................... mitgenommen. Die Hunde waren in Panik, es war klar, dass es Ärger geben würde. Meine Einwürfe wurden mit der Bemerkung weggewischt, die Fahrt muss sich doch lohnen. Wenn alle durchkommen, haben wir die Unkosten wieder raus.  Als wir nach 12 Std. am Ziel waren, hatten sich zwei Rüden totgebissen. Beide waren verblutet. Mit den Worten, das kann schon mal passieren, wurden sie weggebracht.  Ich schreibe das an Sie, Frau Schmidt, weil ich es los werden muss und Angst habe, etwas zu unternehmen. Bitte geben Sie auf keinen Fall den Verein oder meinen Namen bekannt, ich würde dort grossen Ärger bekommen.......


3. Beispiel

........Mit großem Interesse lese ich zur Zeit dein Tagebuch – immer wieder….
Weißt du, ich stimme 100%ig mit dir überein, deshalb bin ich jetzt auch „arbeitslos“ – ich wurde praktisch von .......................... gegangen, weil
- ich fand, daß die Vorkontrollen zu lasch waren
- ich fand, daß Hunde in die falschen Familien kommen (gerade in den letzten 2 Wochen gabs 5 Rückläufer!)
- daß zu viele Kompromisse gemacht wurden bei der Vermittlung – Welpen kamen zu Berufstätigen mit 4 kleinen Kindern etc.
- ein blinder Minixxxxxx mußte 4x (!!!!) die Familie wechseln und biß am Ende nur noch um sich.
- meine Vorkontrollen zu lange dauern und ich doch tatsächlich auch negative hatte….

Tja, so jemanden wie mich wollte man nicht mehr dabei haben – weil „wir wollen ja Hunde vermitteln und wir haben doch so viele und eigentlich gar keine Zeit“
– auf Teufel komm raus? Auf Kosten der Hunde? Zur Befriedigung des eigenen Egos? Hauptsache vermittelt…scheinbar….
Naja, nun bin ich also ohne Wirkungskreis und wieder um eine Erfahrung reicher – in meiner Naivität dachte ich echt, dort ist es anders.

Nun les ich deinen Blog und sehe zumindest: ich bin mit meiner Einstellung nicht allein. Danke dafür, hab mir fast einreden lassen, ich würde spinnen. Zum Glück nur fast. Ärgerlich nur,  daß ich solange gebraucht hab, um zu durchschauen.



4. Beispiel

........... ich bin Dir dankbar, dass Du diesen Typen so ausführlich geschrieben hast. Wenn ich das so sagen könnte, hätte ich es auch getan, als man mich rausgegrault hat, weil ich so viel gemosert habe bei den Vermittlungen hier bei ..................................................
Sie geben Hunde an absolute Idioten ab, die haben keine Ahnung und das ist vorher klar. Wenn ich das sage, sagen sie immer: das wird schon werden und sonst kriegen wir den Hund eben zurück.

Wir haben einen so ängstlichen ...........................gehabt, der brauchte ganz liebe Leute. Er kam zu einer Familie mit kleinen Kindern und als er in Panik schnappte, haben die
ihn verdroschen. Er ging noch auf drei Stellen, aber als die letzten ihn beim Tierarzt einschläfern liessen, sagte unsere Vorsitzende: nun sind wir ihn zum Glück los. Ich habe tagelang geweint und fühlte mich so schuldig. Ich hätte den armen ....................doch bei mir in der 6. Etage halten sollen. Aber ich hatte Angst, einen ........................Jagdhund, der so viel Angst hatte.
Bitte schreibe nichts über mich, ich habe Angst, dass sie mich dann noch bedrohen oder mir mit ihrem Anwalt Ärger machen.  Ich finde das toll, das deine Hunde so lange bleiben dürfen und du so lange rumschaust. Mach bloß weiter so. Wenn ich nicht so weit weg wohnen würde, würde ich dir helfen.


DAS sind die wichtigsten Mails, die mir deutlich zeigen, dass in großen und bekannten Vereinen fast mafiöse Strukturen herrschen!  Ich werde nicht gegen die Vereine wettern, aber SIE, die SIE EINEN HUND SUCHEN: Machen Sie die Übernahme von intensiven Vorgesprächen, von gründlichen Vorkontrollen und von netter Atmosphäre abhängig. Wie zeigen sich die Hunde? Haben sie eine Bindung zur Vermittlungs- oder Pflegestelle?

Wenn nicht, suchen Sie weiter. Und zahlen Sie keine horrenden Schutzgebühren. Was erwartet Sie im Gegenzug dafür? Ein gechiptes, kastriertes, geimpftes, entwurmtes Tier?
Seien Sie vorsichtig bei Direkt-Importen ohne Pflegefamilie dazwischen. Die Hunde erhalten oft wahllose Texte, damit sie schneller Abnehmer finden.  In meiner Linkliste finden Sie Menschen, von denen ich denke, dass sie seriösen Tierschutz betreiben.

Sind Sie unsicher, fragen Sie im ZERGPORTAL den Herausgeber nach Vereinen oder gerne auch mich. Falls ich die Vereine "kenne", gebe ich gerne Auskunft.

Ihnen und Ihren Hunden ein tolles Wochenende.

 


22.8.07


Die Hundshuus-Leser sind schon eine Extra-Klasse!! So viele waren bemüht, mir bei der Begriffsfindung weiter zu helfen und ich möchte Ihnen einige der Aussagen nicht vorenthalten:

1.)

Ich bekomme auch nichts über diese Almöis heraus. Keine Suchmaschine kann das Wort erklären und wenn man es "guhgelt" findet man u.a. eine äußerst primitive Kritik über ein Fußballspiel zwischen Schalke 04 und irgend einem anderen Verein. Das muss also ein Ausdruck aus der Gegend um Düsseldorf und Gelsenkirchen (Schalke 04) sein.
Ich habe eben noch unseren Österreicher in Berlin angerufen, weil ich dachte, dass es evtl. etwas mit Leuten aus den Bergen zu tun hat und vielleicht eine Verbindung zwischen Alm und "Ösis" besteht - aber er kennt das Wort auch nicht! Wahrscheinlich ist es ein Slangausdruck der Gattung Menschen, mit denen wir normalerweise nichts zu tun haben!

2.)

Wenn mich meine (in der Tat mageren) literarischen Kenntnisse nicht täuschen, dürfte hier der „Alm – Öhi“ gemeint sein, das war m. E. n. der „Beruf“ von Heidi’s Großvater, auf dessen Alm sie den Ziegen-Peter kennen gelernt hat. Den Großvater nannten die anderen Leute im Buch alle den „Alm – Öhi“ ! Wenn mich meine (geringfügig fetteren) linguistischen Kenntnisse nicht täuschen, handelt es sich bei dem Wort „Öhi“ um eine schwytzer-dütsch verballhornte Form des alten deutschen Wortes „Ohm“ für „Onkel“, im Niederländischen heute noch „oom“ oder „oomtje“ für „Onkelchen“. Es gibt im Deutschen noch eine Reihe dieser alten Verwandtschaftsbezeichnungen, z. B. „Ohm“ für „Onkel“, „Muhme“ für „Tante“, „Base“ für „Cousine“ etc.pp, sind im aktiven Sprachgebrauch aber so gut wie ausgestorben. Seltsamerweise hat sich „Vetter“ gehalten, warum das so ist, weiß ich auch nicht, da war ich krank und habe in der „Baumschule“ gefehlt. (..werden aber vermutlich Frequenz-Gründe sein).
Mir ist allerdings nicht ganz klar, was man gegen „Alm – Öhis“ haben kann, bei „Heidi“ ist das (meiner Erinnerung nach) ein absoluter Sympathie–Träger mit einem Bart, der noch länger und grauer als meiner war, der für Heidi und den Ziegen-Peter immer sehr viel Verständnis hatte und sie vor den anderen in Schutz genommen hat, der hatte immer viiiieel Zeit und seine Kühe und Ziegen mochten ihn…..

…….ach, diese Rheinländer…..



3.)
Liebe Frau Schmidt,
das ist der Großvater von Heidi, der das gesunde Leben auf der Alm lebt- etwas verschroben und altmodisch vielleicht- in sofern ist es doch gar nicht so falsch, Almöhis für die Hunde zu suchen, ich hoffe, es gibt sehr viele in jeder Altersklasse und jeden Geschlechts davon, die sich für Hunde interessieren.
Und Klara aus der Großstadt Frankfurt hat er auch aus dem Rollstuhl geholt und zum Laufen gebracht! Mit einem Hund wäre das vielleicht auch noch sehr schön gegangen!!!



Toll, nun wäre dieser Punkt geklärt, denn der Herr aus Düsseldorf hat sich leider nicht zu einer Definition herab gelassen......


Zu meiner Antwort habe ich noch eine andere - und wie ich finde, SEHR richtige - Zuschrift erhalten:



......Deiner Antwort-Mail ist nichts hinzuzufügen, sie trifft den Kern der Sache. Tiervermittlung kann immer nur das Wohl des Tieres im Auge haben. Es geht nicht darum, Hunde so schnell wie möglich aus der Vermittlung in Familien zu bringen.
Die Lebens-Qualität des Hundes muss sich verbessern. Wer meint, dass er bereits etwas für den Tierschutz tut, nur weil er einem Hund ein neues Zuhause bietet, liegt hier falsch.
Ein Beispiel: Im Moment haben wir seit 5 Tagen den 4. Pflegehund, weil ihre Adoptiv-Eltern mit ihr nicht zurechtkamen. 8 Monate alt und Epileptiker.

Der Hund wurde von unserer Organisationen Leuten anvertraut, O-Ton neue Besitzer: "Mit der Krankheit kommen wir klar". Die Realität: Verzweifelte Anrufe nach nur einer Woche, aber auch Enttäuschung und Scham, weil man sich falsch eingeschätzt hat. Wer hat die A-Karte gezogen ? Natürlich die kleine Hündin.
Kommt aus Griechenland hier her, lebt sich in ihrer Familie ein, und wird dann doch herausgerissen. Ich kann das dummdreiste Geplapper von Leuten, die meinen, unbedingt etwas Gutes tun zu müssen, langsam nicht mehr hören. Ich wollte Dir Mut machen, dich von diesem Geschreibsel nicht beirren zu lassen (aber ich denke, das kann eh´ niemand ;-)).
Tierschutz und Tiervermittlung kann nicht anders funktionieren.


Was meinen Sie?  Wird zu wenig sortiert bei den Vermittlungen? Gehen Vermittler zu oberflächlich vor, wenn Hunde z.B. aus Massenauffangstationen direkt in eine neue Familie vermittelt werden? Ihre Meinung wie immer gerne unter MEINUNGSECKE.

 

 

20.8.07

Alleine heute Anrufe für sechs Hunde, die "dringend" vermittelt und am liebsten bei mir aufgenommen werden sollen. Nimmt es denn nie ein Ende?

Welcher "Züchter" verkauft einem Pärchen einen Husky-Welpen,  das in einer 3-Zimmer-Wohnung im vierten Stock wohnt?  Absolutes skrupelloses Verhalten einem Lebewesen gegenüber für lumpige Euro?   Widerlich!  Der Kleine ist jetzt 6 Mon. und beginnt, Tische und Bänke zu zerlegen  - was Wunder....





Drei freundliche und begeisterte e-mails, die schon früh am Morgen den herrlichen Kommentar von Herrn Sollmann gelesen und genossen haben. Schön!

 


19.8.07

Brief-Zitat an mich:

Hallo aus Düsseldorf,

ich glaube es ist besser Sie behalten Marek für sich !! Weil außer Ihnen kann ja anscheinend keiner mit Hunden umgehen. Welpen nur in direkte Umgebung – damit auch alle 2 Tage kontrolliert werden kann und Marek am liebsten an kinderlose, arbeitslose Almöis mit Hundesprachen Erfahrung vermitteln.

Mir ist Ihre Seite empfohlen worden und ich dachte, ich nehme einen Hund von Ihnen und gebe ihm ein neues, gutes Zuhause. Aber nachdem ich Ihre Aussagen und Vorstellungen über Mareks neues Zuhause gelesen habe und das mit meiner Bekannten durchgesprochen habe nehme ich sehr sehr großen Abstand von Ihrer Seite!!! Selbst meine Bekannte, die aktiv im Tierschutz tätig ist hat nur ein Kopfschütteln dafür übrig.

In der Hoffnung das kinderlose, arbeitslose und Hundesprachesprechende Almöis nicht aussterben verbleibe ich

XXXXX
 

 

Daraufhin meine Antwort an Herrn X......

 Werter Herr X,
 ich danke für Ihren Brief bzgl. Mareks Vermittlung. Ihrer Darstellung   muss ich widersprechen. Es ist keineswegs so, dass ich der Meinung  bin, dass außer mir niemand mit Hunden umgehen kann. Wenn ich aus der  Vielzahl der Bewerber schließlich mir geeignet erscheinende Halter  aussuche, dann gehe ich immer davon aus, dass diese mit dem zu  vermittelnden Hund umgehen können – andernfalls würde ich sie ja nicht
 auswählen.

 Ansonsten missverstehen Sie die Situation völlig. Bei der Institution  des Hundshuus handelt es sich um eine rein private Hundevermittlung  und nicht um einen gemeinnützigen, spendenfinanzierten Verein. Ich  habe außer meinem Mann keine Mitstreiter und bitte die Öffentlichkeit  nicht um Spenden. Aus diesen Gründen bin ich auch niemandem  Rechenschaft darüber schuldig, aufgrund welcher Überlegungen ich einen
 Hund vermittle. Alle bei der Hundevermittlung anfallenden Kosten werden ausschließlich von uns privat getragen.

 Die Schutzgebühren  decken nur einen Bruchteil der tatsächlich anfallenden  Kosten. Mein Mann und ich haben bei der Hundevermittlung keinerlei kommerzielle  Interessen zu wahren, bzw. Rücksichten auf die Empfindlichkeiten der
 Menschen zu nehmen. Die Verweildauer im Hundshuus ist - sicher anders  als in Tierheimen oder bei Vereinen mit vielen Zulauftieren - zeitlich  nicht begrenzt. Wenn ein Hund nicht DIE richtigen Leute findet, bleibt  er auf unbegrenzte Zeit. Auch ein langer Aufenthalt eines Hundes  veranlasst mich nicht, vorschnell Tiere zu vermitteln.

 Daher bin ich glücklicherweise bei der Auswahl der Bewerber nicht  gezwungen, irgendwelche windigen Kompromisse einzugehen, die nur zu  Lasten der Hunde gehen würden.
 Das entscheidende Vermittlungskriterium ist also das Wohl des
 individuellen Hundes. Ansonsten ist es für mich selbstverständlicher  Standard, mit Hilfe einer Vorkontrolle zu überprüfen, ob die Angaben  des Bewerbers auch den Tatsachen entsprechen.

 Da ich ebenso selbstverständlich bereit bin, einen von mir ehemals  vermittelten Hund im Falle eines Falles wieder im Hundshuus  aufzunehmen, lege ich allerdings bei den Bewerbern großen Wert darauf,  dass diese im weitesten Sinn auch zum Hundshuus passen. Das bedeutet  unter anderem, dass die Bewerber ähnliche Vorstellungen von  Umgangsformen und Höflichkeit haben wie wir. Andernfalls wäre der sich  im Regelfall ergebende jahrelange Kontakt nur schwer erträglich.

 Ansonsten darf ich Ihnen versichern, dass das Interesse eines
 Bewerbers für einen Vermittlungshund bei mir nicht generell einen  Begeisterungssturm auslöst. Ich bekomme tgl. zahlreiche Anfragen, da  die website HUNDSHUUS in der Suchmaschine Google bei der Suche nach  dem Begriff „Hundevermittlung“ unter 70.000 gelisteten Links auf Platz 4 liegt.

 Ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl der Interessenten und
 zukünftigen Hundehalter ist unter anderem die Art und Weise, wie sich  diese Menschen bei mir vorstellen. WENN die Schreiber einen Hund von  mir übernehmen, dann ergibt sich hieraus oft ein Kontakt, der sich  über viele Jahre hinzieht. Dies setzt voraus, dass diese Bewerber  nicht alle Regeln der Höflichkeit missachten und außer einigen  nachlässig hingehauenen Sätzen keinerlei Einblick in ihre  Lebensumstände geben und es mir dadurch unmöglich machen, die  zukünftigen Haltungsbedingungen des in Frage kommenden Hundes
abzuschätzen. Wenn dies so ist – wenn also der Bewerber nicht zum  Hundshuus und seinen Hunden passt - DANN nehme ich selbstverständlich  von einer solchen Vermittlung Abstand.

 Ich betreibe die private Hundevermittlung an diesem Ort seit 27
 Jahren. Wie bereits gesagt, habe ich noch nie um Spenden für mich,  bzw. meine Tätigkeit gebeten. Alle Ausgaben werden privat durch meinen  Mann und mich getätigt. Ich denke, unter diesen Voraussetzungen bin  ich niemandem Rechenschaft darüber schuldig, nach welchen subjektiven  Kriterien ich die Bewerber aussuche. Ich vermittle die Tiere nur an  Personen, die ich für geeignet, erfahren, respektvoll und sensibel im  Umgang mit einem Hund halte. Und dies beurteile ich ganz allein. Wie
heißt es so schön „Der Rechtsweg ist ausgeschlossen..“

 Wenn Ihre im Tierschutz aktive Bekannte im Zusammenhang mit der von  mir betriebenen Hundevermittlung nur den Kopf schütteln kann, so nehme  ich dies zur Kenntnis. Vielleicht liegt dies daran, dass sie - wie  viele Hundevermittler – keine allzu hohen Ansprüche an die zukünftigen  Halter stellt? Ein Kopfschütteln ist ansonsten völlig bedeutungslos  und darf keineswegs mit einem fundierten Werturteil gleichgesetzt
 werden......

 Dass ich bei den Bewerbern ausschließlich kinder- und arbeitslose  Menschen suche, ist eine durch nichts begründete Fehldeutung meiner  Anforderungen an zukünftige Hundehalter und lässt sich aus meinen  Texten so auch nicht herauslesen. Selbstverständlich haben viele der  von mir ausgewählten Bewerber größere Kinder und gehen oft einer  Berufstätigkeit nach. Allerdings vermittle ich Hunde nur selten in Familien mit sehr kleinen Kindern. Auch eine ganztägige Berufstätigkeit der Hundehalter wird von mir nur in Ausnahmefällen positiv bewertet.

 Um es noch einmal auf den Punkt zu bringen: für mich sind die
 Interessen der mir anvertrauten Hunde von entscheidender Bedeutung und  nicht der Wunsch einer mir fremden Person nach einem Hund. Wenn Sie  mir freundlicherweise den mir unbekannten Begriff "Almöi" definieren  könnten, dann nehme ich auch gerne hierzu Stellung.

 Wie Sie den weiteren Auswahlkriterien entnehmen können, kommt ein  städtisches Umfeld für die derzeit zur Vermittlung anstehenden Hunde  nicht in Frage. Einem Hund wird kein Gefallen getan, wenn er aus einem  Dorf mit 11 Einwohnern (und einem (Post)-Auto pro Tag) in die Großstadt  vermittelt wird. Ich denke, ein wenig Sensibilität und Interesse am  Wohlbefinden der Hunde   sollte auch bei den Interessenten vorhanden sein.

 Zur Vermittlung der auf meiner website angebotenen Welpen: Wenn ich im  Auftrag andere Hundehalter Tiere liste, so halte ich mich  selbstverständlich an deren Wünsche, bzw. Vorgaben. Wenn Sie die vom  Eigentümer der Welpen gewünschten Kontrollen (be)fürchten, sollten Sie  Ihren Wunsch nach einem Hund noch einmal selbstkritisch überprüfen.

Ansonsten empfehle ich Ihnen dringend, einen Hund über Ihre im  Tierschutz tätige Bekannte zu adoptieren.

 Mit Grüssen
 Birgit Schmidt

 

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