Süßes Gift Weintrauben
von Barbara Welsch
(Erstabdruck in der Zeitschrift "Partner Hund")
Weintrauben und Rosinen können für Hunde das pure Gift sein. So
warnen unabhängig voneinander ein amerikanisches (ASPCA’s Animal
Poison Control Center) und ein britisches (Veterinary Poisons
Information Service) Zentrum für Vergiftungsanfälle bei Tieren.
Beide Zentren sammeln alle Daten über
Vergiftungen bei Tieren, die ihnen von Tierärzten übermittelt
werden.
Merkwürdige Vergiftungen
Bei der Analyse dieser Daten stießen die Forscher auf merkwürdige
Vergiftungen bei 19 Hunden (10 in den USA und 9 in Großbritannien).
Alle
Hunde hatten unterschiedlich große Mengen an Weintrauben oder
Rosinen
gefressen – Leckereien, die man eigentlich als harmlos einstufen
würde.
Die Symptome der Hunde glichen sich: Einige Stunden nach dem Verzehr
der Früchte erbrachen sich die Tiere und wurden appetitlos.
Durchfall und Bauchschmerzen stellten sich bei einigen Hunden ein.
Nach 24 Stunden zeigten die am schwersten betroffenen Hunde die
Symptome eines Nierenversagens. Sie wurden sehr ruhig bis
lethargisch und konnten kein oder nur noch wenig Wasser lassen.
Bei Blutuntersuchungen stellten die behandelnden Tierärzte neben
dramatisch
erhöhten Nierenwerten auch eine Hyperkalzämie (zu viel Kalzium im
Blut) fest. Von den zehn amerikanischen Hunden überlebten nur fünf
Tiere.
Bei Verdacht auf eine Weintraubenvergiftung sollten die Hunde zur
Entgiftung rasch zum Erbrechen gebracht werden. Evtl. kann man mit
Aktivkohle das Gift im Darm binden. Danach muss der Tierarzt vor
allem dem drohenden
Nierenversagen vorbeugen. Bei schweren Vergiftungen sollte der Hund
vom Tierarzt stationär aufgenommen und mindestens 48 Stunden lang
unter Kontrolle der Blutwerte mit Infusionen versorgt werden.
Rosinen sind eventuell gefährlicher
Noch weiß man sehr wenig über die Ursache dieser Vergiftungen. Denn
außer dem Verzehr von Weintrauben wiesen sie keine Gemeinsamkeiten
auf: Die Vergiftungsfälle ereigneten sich nicht in einer speziellen
Region.
Weintrauben und Rosinen gehörten unterschiedlichen Sorten an und
waren weder
mit Spritzmitteln noch anderen chemischen Mitteln oder
Schwermetallen übermäßig belastet. Deshalb gehen die Wissenschaftler
davon aus, dass es tatsächlich die Früchte sind, die die
Vergiftungen bei den Hunden ausgelöst
haben. Sie vermuten, dass Rosinen sogar noch gefährlicher als
frische Trauben sind, weil sie den giftigen Stoff in konzentrierter
Form enthalten.
Bisher gibt es nur Schätzungen
Auch die Dosis, die den Weintraubengenuss zum Gift für den Hund
macht, ist noch nicht bekannt. Die amerikanischen Forscher schätzen,
dass umgerechnet 11,6 g Trauben pro kg Körpergewicht des Hundes zu
Vergiftungserscheinungen führen können (also bei einem 20 kg
schweren Hund rund 232 g Trauben). In Großbritannien ermittelten die
Wissenschaftler, dass ca. 14 g Rosinen/kg Hund
zu einem Todesfall bei einem Labrador Retriever geführt haben.
Wichtig ist, die Hunde nicht erst auf den Geschmack zu bringen,
damit sie sich nicht selbst bedienen.
Weitere Informationen:
www.aspca.org/site/PageServer?pagename=grapes
www.vetinfo.com/doginfo.html
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