...von der Seele geschrieben:

 

 

 

 

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Eine Krähe hackt der anderen ein Auge aus.....

Die Vorstellung, die so genannten „Kampfhunde“ hätten nur einen Bruchteil der Aggressivität, die die Menschen untereinander haben, liess mich unlängst frösteln....

Zwangsläufig hat man als HundevermittlerIn täglich eine Flut von mails im Briefkasten. Der Grossteil bezieht sich auf Hunde, die dringend ein Zuhause suchen. Etliche Verteiler, in denen man gelistet ist, schicken die gleichen mails zig-fach herum.
Am Ende des Tages hat man also die Nachricht über die aktuelle Not des Hundes XY ca. 10 – 15 mal erhalten.

Diese Verteiler sind aber auch dazu da, damit die Leute sich untereinander nicht nur austauschen, sondern sich auch „kennen lernen“ – soweit man das ohne persönlichen Kontakt kann....

Lange Vorgeschichte, kurzer Sinn:
Die mail, die ich neulich über 10 Ecken weitergeschickt bekam, machte mich sehr hellhörig.
Ich will gar nicht auf die Unsitte eingehen, dass eigentlich alle Tierschützer diese mails mit sichtbaren Adressen durch die elektronische Welt jagen. Mir ist es ein Rätsel, weshalb bis auf die erste, sichtbare Adresse nicht alle weiteren Adressen als Blind-Kopie (Bcc -> Blind carbon copy) aufgeführt sind, also unsichtbar.

Ich will vielmehr auf den Inhalt zu schreiben kommen:
Eine Frau einer neu gegründeten Hundevermittlung, die sich um die Rettung spanischer Hunde kümmert, hatte eine sog. Vorkontrolle in einer Tierschutz-Vereins-Einrichtung durchgeführt.
Dieser Verein hatte sich als Pflegeplatz zur Verfügung gestellt.
Die besagte Verfasserin der mail (und Kontrolleurin) äusserte sich in geradezu erschreckend herabsetzender Weise über den inspizierten Ort des Tierschutzes.
Hunde, die in Badezimmern eingesperrt gehalten sein sollten; Hunde, die auf Grund von Mangel an Unterbringungsplatz ins Auto ausquartiert wurden; überfüllte Flure mit vielen Hunden aller Altersgruppen usw. SIE, die Kontrolleurin, empfand die Zustände als nicht tragbar und nahm die Pflegehunde wieder mit zurück.


Ich kann mich nicht zu den Eindrücken am Kontrolltag äussern. Ich kann mich auch nicht zu der Belegung/ Besatzdichte am Kontrolltag äussern. Was ich aber sagen kann, ist, dass mir die Person, die diesen Tierhof leitet, bekannt ist. Ich weiss, dass der Gedanke des Tierschutzes tief in ihr verwurzelt ist. Ich weiss, dass sie Schwierigkeiten hat, sich nach langem Aufenthalt der Tiere bei ihr vor Ort problemlos von ihnen zu trennen. Ich weiss, dass trotz Berufstätigkeit und trotz Überlastung vor Ort noch Reisen ins südliche Ausland unternommen werden, um dort Freunden bei Kastrationsprogrammen und ähnlichem zu helfen.
Ich habe lange genug Kontakt zur Leiterin dieses Hofes, um sagen zu können, dass bei allen Handlungen ihr tief verwurzelter Wille steht, Tieren in Not helfen zu wollen.
Und deshalb frage ich mich: Musste dieser in der Tierschutz-Szene breitgetretene Vorwurf wirklich sein? Hätte ein persönliches Gespräch nicht geholfen?


Ist es wirklich so schrecklich, wenn Menschen aus Mitleid zu viele Tiere vor Ort aufnehmen und auf schnelle Vermittlung hoffen?
Dieser Verein, dem die Kritikerin angehört, möchte Hunde privat in Pflegestellen untergebracht sehen. Dazu kann man stehen, wie man will.
Aber ist deshalb ein Ort, an dem die Tiere eng zusammen leben, (mit daraus resultierendem Krach und sicher auch Stress für das einzelne Tier), eine Hölle für ein aus Spanien oder Griechenland oder Italien kommendes Tier?
Tatsache ist doch, dass die Haltungsbedingungen in genannten Ländern unvorstellbar schlechter sind. Die Hunde sind weder entwurmt noch geimpft, sie leiden Hunger, sie haben Angst vor Menschen. Diese Hunde kommen nun zu einer Organisation, in der eine Tier-Übervölkerung ist.
Ja und? Was heisst das? Das heisst, dass der Neuankömmling vielleicht nicht häufig in den Arm genommen wird. Das heisst aber gleichzeitig, das Kontakt zu Artgenossen stattfindet. Das heisst auch, dass nicht mehr gehungert werden muss. Und es heisst, dass der Hund, wenn er vermittelt wird, keine tiefen Verlustängste Menschen gegenüber entwickelt hat, da er ja keinerlei tiefe Bindung aufgebaut hat, die es nun wieder gilt, zu zerstören.
Man kann also die Art der Unterbringung sicher sehr individuell beurteilen, was ich jedoch nicht individuell beurteilt sehen möchte, ist die weitreichende Kritik an dem Ort und den dort arbeitenden Personen! Diese Kritik hätte ich gerne ein wenig diskreter gehandhabt!


Zum zweiten, ebenfalls für meinen Geschmack sehr aggressivem Vorgehen in der Tierschutzszene: PETA, die internationale grosse Tierrechtsorganisation, hat eine Ausstellung gegen die Leiden der Tiere gestartet. Titel: Der Holocaust auf Ihrem Teller. In dieser Ausstellung werden gemordete Schweine neben gemordeten KZ-Insassen gezeigt. Gemordete Hühner werden ebenfalls im direkten Vergleich mit Nazi-Opfern dargestellt.
Adorno wird mit den Worten zitiert: "Auschwitz beginnt dort, wo Menschen auf ein Schlachthaus schauen und denken: Das sind doch bloß Tiere."
Und Isaac Bashevis Singer, ein jüdischer Schriftsteller, wird so zitiert: "Wo es um Tiere geht, wird jeder zum Nazi.... Für für die Tiere ist jeden Tag Treblinka."

Ein sicher sehr provokantes Thema, für die Menschen jedoch, für die jedes LEBEWESEN ein Wesen mit vielfältigen Gefühlen ist, der naheliegende Schluss.
Und PETA hat glücklicherweise, wenn es um die Tiere geht, noch nie zu Halbheiten geneigt.
Das Tierheim Olpe  sah sich nun genötigt, PETA aufgrund dieser Ausstellung wegen "Volksverhetzung" zu verklagen. Sie rechtfertigen die Klage u.a. damit, dass sie sagen: „Die Leidensfähigkeit von Tieren ist vorhanden, aber begrenzt. Sie ist nicht vergleichbar mit der Leidensfähigkeit von Menschen.“
Diese Begründung GEGEN die PETA-Kampagne finde ich geradezu abstrus. Wer von uns Menschen will sich anmassen, zu beurteilen, wie und wie intensiv Tiere leiden? Wer kann es wagen, LEBEWESEN zu unterstellen, sie würden WENIGER als Menschen (bekanntlich die selbsternannte Krone der Schöpfung!) leiden?
Aber um nicht vom Thema abzukommen: Wie kann es sein, dass ein TierSCHUTZverein eine TierRECHTS-Organisation verklagt? Wie kann es sein, dass jemand, der in erster Linie an Tiere und deren Wohlergehen denken sollte, jemand anderen mit dem gleichen Objekt des Schutzes angreift?
Hätte eine bestimmte politische Partei, die sich eine christliche Orientierung auf die Fahnen schreibt, dazu hinreissen lassen (wobei ich nicht weiss, ob sie es evtl. taten...), würde es mich nicht verwundern.
Aber in diesem Fall geht es – wie bereits erwähnt – um das gemeinsame Ziel: Den Schutz der Tiere!
Und deshalb finde ich einen Angriff aus den Reihen der Tierschützer gegen andere Tierschützer geschmacklos – im Gegensatz zur Kampagne im übrigen.....
Und der TSV Olpe kann sich eine Klage gegen meine Person gleich im Vorfeld sparen: Ich habe hier nach Art. 5 (1) GG lediglich vom Recht der Meinungsfreiheit Gebrauch gemacht.
Denn ich habe die Meinung: Unter Tierschützern sollte man es UNTER der Oberfläche brodeln lassen. Kämpfe, Unwahrheiten, Schuldzuweisungen, Unterstellungen, Verleumdungen und viele andere Verbalwaffen sollten nicht für Aussenstehende öffentlich sichtbar ausgefochten werden! Das ist es nämlich, was der Bewegung schadet. Das ist es, was das Vertrauen der Bevölkerung in eine bestimmte Gruppe zerbröseln lässt.
Und wenn Tierschutz etwas benötigt, dann sind es Mitmenschen, die sich gut beraten, kompetent behandelt und friedfertig „weitergereicht“ fühlen. (Im Falle der Übergabe an eine andere Organisation/Verein)

Krähen, hört endlich auf, Euch gegenseitig die Augen auszuhacken!!

 



 


 

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