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Leserbrief/Stellungnahme an die Redaktion des „Stern“

 

Bei sehr wohlwollender Betrachtungsweise kann man den von Werner Schmitz im „Stern“ veröffentlichten Artikel „Gefährliches Mitleid“ als ein nachlässig recherchiertes Gemisch aus Dichtung und Wahrheit bezeichnen.  So ist es beispielsweise nicht auszuschließen, daß sich auch unter dem Deckmantel des Auslands-Tierschutzes gelegentlich Ganoven tummeln,  die nur an der schnellen Mark interessiert sind. Bei ihren finsteren Geschäften nehmen sie vermutlich weder auf geltendes Recht, noch auf die Belange von Mensch und Tier Rücksicht. Damit unterscheiden sich diese Menschen unter ethisch-moralischen Gesichtspunkten nicht im geringsten von jenen korrupten Dunkelmännern, die sich auf Gebieten wie Politik, Gesundheitswesen, Seelsorge, Umwelt- und Kinderschutz  -  oder auch dem Journalismus - ausschließlich um den eigenen materiellen Vorteil kümmern. Bestenfalls sind es „nur“ virtuelle Leichen, die den Lebensweg dieser Mitmenschen pflastern. Parallel zu dieser schmerzlichen Wahrheit hat Werner Schmitz aber auch „gelogen“, da man bekanntlich durch das Weglassen, durch aus dem Zusammenhang gerissene Experten-Zitate, bzw. die einseitige Auswahl von Informationen die Unwahrheit sagen, bzw. vermitteln kann.

In seinem vor Voreingenommenheit strotzenden Artikel malte der Journalist nämlich ein erschreckend einseitiges Bild jener engagierten Tierschutz-Szene, die es sich seit vielen Jahren zum Ziel gesetzt hat, akut von Folter und Tod bedrohte Hunde aus dem Ausland nach Deutschland zu holen, um deren Leben zu retten und um sie in liebevolle Familienhaltung zu vermitteln.  In seinem Artikel übertreibt der Autor die mit dem Tierimport verbundenen Nachteile und angeblichen Gefahren  - die positiven Seiten läßt er dafür ganz unter den Tisch fallen.


Expertin wurde sinnentstellend zitiert

Damit der Text seriöser wirkt, werden nicht nur Tierärzte zitiert, sondern auch die bekannte Verhaltensforscherin Dr. Feddersen-Petersen. Der international geschätzte Expertin unterstellt der Autor mit dem Zitat „Warum geht es Pariahunden eigentlich so furchtbar schlecht – weil sie dünn aussehen? Ganz anders als der durchgefütterte Labrador der Familie?“ daß diese generell gegen den „Hunde-Import aus Mitleid“ sei. Doch dies ist unsinnig, da Pariahunde überhaupt nicht von Tierschützern nach Deutschland gebracht werden. Pariahunde sind nämlich die ohne Menschenkontakt aufgewachsene Vorstufen neuer Wildformen. Das Wort "Paria" stammt aus dem Indischen und bedeutet "Ausgestoßener". Diese Hunde entstammen vor allem dem Vorderen Orient und Afrika. Ihre Entwicklung geht auf die Entstehung des Islam zurück, der Hunde - mit Ausnahme von Windhunden - als unrein bewertet, weshalb die Tiere verwilderten und sich untereinander vermischten. 

Feddersen-Petersen hat sich daher mittlerweile mit Nachdruck von dem Artikel, bzw. den verallgemeinernden Aussagen des Artikels distanziert. Doch die nicht zur Aussage des Artikels passenden Zitate sind weder der einzige, noch der wichtigste Kritikpunkt: bei den im Ausland von engagierten Frauen und Männern geretteten und nach Deutschland gebrachten Hunden handelt es sich weder um die erwähnten „Pariahunde“, noch in erster Linie um die mageren, aber perfekt an ihre Umwelt angepaßte Straßenhunde, die aufgrund ihrer „street-smartness“ jenes freie Leben unter Palmen führen, von dem ein deutscher Sparkassen-Angestellter nur träumen kann.  Die organisierten Tierschützer betreuen und retten seit Jahren nämlich überwiegend jene Hunde, die an südlichen Stränden skalpiert werden, die man mit

heißem Teer übergießt, die aufgehängt als Trainingsobjekt sog. „Kampfhunde“ dienen, denen man in griechischen  Kneipen die Zigaretten im Fell ausdrückt, denen man die Pfoten „zum Spaß“ abhackt, Ohren abschneidet und die beispielsweise in Spanien zu Tausenden – wenn sie als Jagdhunde versagen, bzw. wenn die Jagdsaison vorbei ist – im Wald so an Drahtschlingen aufgehängt werden, daß sie noch einige Stunden, oder auch Tage auf den Hinterbeinen balancierend überleben.  Und natürlich werden von den organisierten Tierschützern auch jene Hunde gerettet, die von den lokalen Behörden in Hunde-Konzentrationslagern zusammengepfercht werden, um eines nicht all zu fernen Tages mit Schraubenziehern erstochen, oder mit Gas, bzw. Giftspritzen ermordet zu werden.  All dies, und vieles mehr, ist bis zum Erbrechen auch mit Fotos dokumentiert und hätte bei einer gründlichen Internet-Recherche auch gefunden werden können.       

      

                     > hier finden Sie weitere Fotos die zeigen was
Hunden im europäischen Ausland drohen kann

 

Zielgruppen der Tierschützer sind in erster Linie akut von Tod und Folter bedrohte Hunde

 

Diese akut in ihrem Leben bedrohten Tiere sind die eigentlichen Ur-Zielgruppen, um die sich die nicht kommerziell motivierten Tierschützer kümmern. Der durch Formfehler „illegale“  Import von Hunden auf „eigene Kappe“ durch weichherzige, aber schlecht informierte Urlauber ist ein belangloser Nebenaspekt des Themas. 

Wenn nun in Deutschland ein Ganove beobachtet, daß selbst Hunde  vermittelt werden können, denen beispielsweise auf Mallorca bei Verkehrsunfällen ein oder gar zwei Beine abgefahren wurden, dann entwickelt sie schnell  eine clevere „Geschäftsidee“.   Dies hat aber nichts mit den Bemühungen der „echten“ Tierschützer zu tun. Man kommt ja auch nicht auf die Idee jene europäischen,  oder nordamerikanischen Familien böswillig zu diffamieren, die aus Entwicklungsländern stammende Kinder adoptieren. Auch hier kommt es schließlich in Ausnahmefällen vor, daß  die kleine Mädchen und Jungen in Kinderbordellen landen.  

Will man sich als Journalist mit diesem brisanten Tierschutz-Thema beschäftigen, so kann man  - wenn einem Ausgewogenheit nicht liegt - zwei diametral entgegengesetzte Positionen beziehen. Man kann sich einmal auf die Schattenseiten dieser Auslands-Tierschutz-Szene einschießen, indem man die Machenschaften jener skrupellosen, am Tierschutz nicht im geringsten interessierten  Trittbrettfahrer bloßstellt, die unter Ausnutzung gutgläubiger Tierfreunde -und mit minimalem Eigenaufwand - ungeimpfte und/oder kranke Tiere nach Deutschland schmuggeln, um mit diesen hier eine schnelle Mark zu machen.  

 

Seriöse Tierschützer halten sich an geltendes EU-Recht

Man kann aber auch mit Empathie und Verständnis über jene Tierschützer berichten, die  - bis hin zum Riskieren ihrer eigenen Gesundheit und Sicherheit – aus meist südländischen Hunde-KZ´s akut vom Tode bedrohte Tiere retten, und mit erheblichem Finanzeinsatz bereits im Ausland tierärztlich versorgen lassen, um sie dann  - gelegentlich auf eigene Kosten – ausfliegen zu lassen. In Deutschland werden diese armen Tiere  - oft auf unbestimmte Zeit – in ehrenamtlich tätigen Pflegefamilien weiter tierärztlich versorgt und resozialisiert, um sie schlußendlich  – wenn alles gut geht – in ein liebevolles Heim zu vermitteln, wo sie Familienanschluß genießen.  Diese Tiere werden im Regelfall aufgepäppelt, kastriert, entwurmt, gechipt und geimpft in Deutschland abgegeben.   

Es leuchtet jedem Gutwilligen sofort ein, daß Tierschutz aus finanzieller Sicht immer ein hoffnungsloses Zuschußgeschäft ist. In der Großstadt deckt die Abgabegebühr bei weiblichen Tieren oft nicht einmal die Kastrationskosten ab. 

 

Schutzgebühr ist nur selten kostendeckend

Während sich die im Artikel zitierte Abgabegebühr von 220 Euro für kriminelle Pseudo-Tierschützer – brutto für netto –übers Jahr vermutlich tatsächlich zu einem saftigen Gewinn aufaddieren kann, sieht die Bilanz bei den „echten“ Tierschützern naturgemäß ganz anders aus.  Hier muß man nämlich bedenken, daß es sich nicht um einen Profit abwerfenden „Verkaufspreis“ handelt, sondern vielmehr um eine vertraglich vereinbarte „Schutzgebühr“, die die tatsächlich angefallenen Kosten oft nur teilweise abdeckt. Dieser Begriff „Schutzgebühr“ sagt ansonsten keineswegs, daß das Geld die Tierschützer vor der drohenden Verarmung schützen soll – was übrigens auch sehr sinnvoll wäre. Die „Schutzgebühr“ ist vielmehr das einzige praktikable Mittel, um die abzugebenden Hunde davor schützen, von  verdeckt arbeitenden „Lockfamilien“ aufgenommen und gewinnbringend weiterverkauft zu werden – beispielsweise an Labors, die Tierversuche durchführen.  Wenn deutschen Tierheime Hunde gelegentlich billiger abgeben – was im Regelfall nicht der Fall ist – dann liegt dies daran, daß es erfreulicherweise Institutionen gibt, die aufgrund von Erbschaften zu Geld gekommen sind. Oder es wird das Bestreben nach schneller Vermittlung der Hunde höher bewertet, als der Sicherheitsaspekt. 

Eine „Schutzgebühr“ muß also - logischerweise - so hoch sein, daß sich die Weitervermarktung der schutzlosen Tiere für die falschen „Tierfreunde“ finanziell nicht mehr lohnt. Bei den „echten“ Tierschützern werden die anfallenden Kosten im Regelfall nur zu einem kleinen Teil durch diese „Schutzgebühren“  abgedeckt. Nicht selten zieht aktiver Tierschutz für die weichherzigen Tierschützer sogar gravierende wirtschaftliche Probleme nach sich  - gelegentlich wird sogar die bürgerliche Existenz dieser Idealisten durch die tierschutzbedingte Schuldenlast vernichtet.  

 

In vielen deutschen Tierheimen fehlen oft familientaugliche Hunde die vermittelt werden können

Das ist jener Teil der Wahrheit, den Werner Schmitz bedauerlicherweise in seinem Stern-Artikel unter den Tisch fallen ließ. Erwähnt wird auch nicht die Tatsache, daß deutsche Tierheime sehr oft nicht in der Lage sind, den „Möchte-gern-Hundehaltern“ jene Hunde anzubieten, die diese sich wünschen. In vielen Tierheimen sitzen überwiegend große Hunde ein, die  außerdem aufgrund von Verhaltensstörungen kaum für eine Vermittlung in Frage kommen. Daher sind die im Ausland geretteten Hunde oft für jene deutschen Tierfreunde die einzige gangbare Alternative, da sie sich keinen teuren Rassehund leisten können.  Die im Ausland geretteten Hunde sind oft klein und eignen sich außerdem aufgrund ihrer guten Sozialisation – „auffällige“ Hunde verlieren im Ausland als erste ihr Leben – gut als anspruchslose und anpassungswillige Familienhunde.  

Da der „Stern“ in früheren Jahren immer wieder sehr engagiert Tierschutz-Themen aufgegriffen und publiziert hat, kann man der Redaktion ansonsten keineswegs in einer Art Generalverdacht unterstellen, den Qualen unserer Mit-Lebewesen gleichgültig gegenüber zu stehen. Es ist also wohl eher eine vom persönlichen Geschmack gesteuerte Entscheidung,  welche Position man als Journalist in Bezug auf dieses Thema einnimmt.

Das Thema Tierschutz bewegt ansonsten gerade mit Bezug auf Hunde viele Menschen in ähnlicher Weise wie den deutschen Philosophen Arthur Schopenhauer, der über das Mit-Lebewesen Hund so geurteilt hat: „Woran sollte man sich von der endlosen Verstellung, Falschheit und Heimtücke der Menschen erholen, wenn die Hunde nicht wären, in deren ehrliches Gesicht man ohne Mißtrauen schauen kann?“ 

Für die Mehrzahl der „echten“ Tierschützer ist der „Wert“ eines Hundelebens daher vom Prinzip her durchaus mit jenem eines Menschenlebens vergleichbar. Die etwas andere Intelligenz der Tiere ist für sie kein Grund, das Leiden der Tiere zu ignorieren.

 

Deutsche Strassen für deutsche Hunde?


Aus ihrer Sicht ist es ansonsten durchaus legitim - und der Motivation der Tierschützer dienend - sich die Frage zu stellen, ob es  tatsächlich sinnvoll ist, Hunde unter Tierschutzaspekten aus dem Ausland nach Deutschland zu bringen.  Immer wieder werden sie schließlich mit Meinungen konfrontiert, die man unter dem Motto „Deutsche Strassen für deutsche Hunde“ subsumieren könnte. In diesem Zusammenhang ist es somit auch vertretbar, sich selbst die Frage zu beantworten, ob man deutschen Hunden vielleicht tatsächlich mehr helfen sollte, als beispielsweise Hunden, die in Rumänien oder der Türkei leben. 

Während es unter entwicklungsbiologischen Gesichtspunkten logisch und sinnvoll ist, den Nachkommen jener Menschengruppe den uneingeschränkten Vorzug einzuräumen zu der man selbst gehört– immerhin reduziert sich der „Sinn“ des menschlichen Daseins letzten Endes darauf,  seine Erbmasse wie bei einem Stafettenlauf weiter zu reichen – kann dies auf die mit uns „befreundeten“ Tiergattungen nicht übertragen werden.  Beim Menschen ist es eher kontraproduktiv - und in gewissem Sinn sogar „widernatürlich“ - wenn man sich zu sehr um den Nachwuchs der biologischen Konkurrenz kümmert. Dieser Gesichtspunkt wäre – wie bereits angedeutet - beim Umgang mit nicht-menschlichen Lebensformen sinnlos, da ein griechischer Hund mit einem deutschen Menschen nicht weniger verwandt ist, als ein Pudel der sein ganzes Hundeleben in Dortmund verbracht hat. Hilft ein Tierschützer also zuerst einem in einer spanischen Tötungsstation einsitzenden Galgo-Jagdhund, so ist dies für die Vielfalt, oder den Weiterbestand des „deutschen“ Genpools von keinerlei Bedeutung. 

 

 

Zuerst wird den Hunden geholfen denen es am schlechtesten geht

Will man also die Frage „Sollen wir unter tierschützerischen Gesichtspunkten Hunde aus dem Ausland nach Deutschland holen, obgleich es auch hier viel Tierelend gibt?“ beantworten, so kann es nur eine intellektuell nachvollziehbare Antwort geben: “Wir helfen jenen Hunden zuerst, denen es in diesem Moment besonders schlecht geht, bzw. jenen, die gefoltert werden und deren Tod von den zuständigen Behörden bereits angeordnet ist.“

Dies trifft unter dem Gesichtspunkt der Praktikabilität und Kosteneffizienz  besonders auf jene Hunde zu, die in den ost- und  südeuropäischen Ländern, bzw. den europäischen Randgebieten in der  Türkei leben und schutzlos leiden.
 

Natürlich gibt es ansonsten auch in Deutschland Tierelend – doch dies ist – von Ausnahmen einmal abgesehen – viel weniger dramatisch als die Situation vieler im Ausland lebenden Hunde.  Während in manchen ausländischen Tierauffangstationen am Nachmittag „mal eben “ Dutzende von gesunden Hunden getötet werden, tut sich selbst ein deutscher Amts-Tierarzt sehr schwer damit, eine einzige Euthanasie juristisch einwandfrei durchzusetzen. Zwischen diesen Extremen liegen also Welten. 

 

"Flugpaten" sind eine wichtige Stütze der im Ausland tätigen Tierschützer

Wenn sich tierliebe Urlauber zur Verfügung stellen, um als „Flugpaten“ ordnungsgemäß geimpfte, und von engagierten Tierschützern bis unmittelbar vor dem Abflug und gleich nach der Landung in Deutschland betreuten Hunden zu einem neuen Leben zu verhelfen, dann  verdient dies unsere Hochachtung, unseren dank und unsere Unterstützung. Der Vergleich mit Drogenkurieren ist bösartig und geschmacklos, da nichts dafür spricht, daß die Mehrzahl der Flugpaten nicht genau wissen worauf sie sich einlassen.  Seine Leistung beschränkt sich darauf, daß er einwilligt, einen mit allen erforderlichen Papieren ausgestatteten Hund als sein persönliches „Reise-Gepäck“ auszugeben. Dies führt dazu, daß der Hund zu deutlich geringeren Kosten nach Deutschland gebracht werden kann als wenn er unbegleitet als „Fracht“ reisen müßte. Keiner der Beteiligten hat dadurch einen erwähnenswerten Nachteil.

Und zum Schluß meiner Betrachtung will ich mich noch der Frage zuwenden, ob die Überschrift „Gefährliches Mitleid“ in irgendeiner Weise gerechtfertigt ist.   

 

Die vom Hundeimport ausgehenden Gesundheitsgefahren wurden übertrieben dargestellt

Betrachten wir zuerst die Frage der angeblichen tödlichen  Leishmaniose-Gefahr. Entsprechend der generell mangelhaft durchgeführten Recherche für diesen Artikel sind auch diese Aussagen zum großen Teil einseitig und übertrieben.  Zwar trifft es zweifellos zu, daß ein Teil der in südlichen Ländern lebenden Hunde Kontakt zu Parasiten der Leishmanien-Familie hatte – und daher oft einen erhöhten entsprechenden Blut-Titer  aufweist – doch das gleiche trifft auch auf die in diesen Ländern lebenden Menschen zu.  

Derzeit sind etwa 12 Millionen Menschen in 88 Ländern auf allen Kontinenten (mit Ausnahme von Australien) mit Leishmanien infiziert. Pro Jahr gibt es weltweit zwischen 1,5 bis 2 Millionen Neuerkrankungen. 350 Millionen Menschen leben weltweit mit dem täglichen Risiko, sich mit den Parasiten zu infizieren. Die Infektionsrate ist prozentual gesehen für Mensch und Tier nahezu identisch.

Wollte man hieraus also einen Einreisestopp nach Deutschland ableiten, so müßte dieser logischerweise in gleicher Weise für Hunde und Menschen gelten.  Doch dies wird mit guten Grund nicht so gehandhabt da eine Übertragung von Leishmanien von Mensch zu Mensch oder von Hund zu Hund nicht möglich ist – und schon gar nicht von Mensch zu Hund oder umgekehrt. Eine Übertragung setzt nicht nur den Biß einer ihrerseits infizierten Sandmücke voraus, sondern auch ein schwach entwickeltes oder geschädigtes Abwehrsystem.   Selbst in den den südlichen Endemiegebieten werden Infektionen mit Leishmanien nahezu ausschließlich Kinder im Alter von bis zu drei Jahren an Leismaniose erkranken.  Nahezu überflüssig zu sagen, daß tödliche Verläufe bei Mensch und Hund alle andere als wahrscheinlich sind.

Die auf Auslands-Tierschutz spezialisierten Organisationen lassen die Hunde bereits im Ausland von Tierärzten testen und legen den Flugpaten, bzw. den in Deutschland lebenden Interessenten die ärztlichen Atteste vor, die besagen „Der Hund ist Leishmaniose frei“.

 

Hunde können mit Parasiteninfektion leben

Da aber selbst ein erhöhter Blut-Titer nicht automatisch bedeutet, daß das Tier an Leishmaniose erkrankt ist – leichte Erkrankung oder Spontanheilungen nach Kontakt mit dem Parasiten sind möglich – ist auch ein nachgewiesener Leishmaniose-Titer nicht unbedingt ein Grund dafür, einen von Mord und Totschlag bedrohten Hund nicht in die Familie aufzunehmen. Viele Hunde leben mit der Infektion noch viele Jahre lang und haben eine vertretbare Lebensqualität.

Eine rationale Risikobewertung wird daher meist zu dem Schluß kommen, daß das Risiko in Deutschland an Leishmaniose zu erkranken – beispielsweise für kleine Kinder - deutlich geringer ist, als von der eigenen Mutter ermordet zu werden.

In dem Artikel „gefährliches Mitleid“ wird schließlich noch die „Trumpfkarte“ Tollwut gezogen, indem der im Ruhestand befindliche Veterinärdirektor Karl Fikuart mit der epochalen Erkenntnis zitiert wird, daß Tollwut beim Menschen immer tödlich verläuft. Das stimmt tatsächlich -  allerdings macht diese Aussage nur Sinn wenn sofort hinzugefügt wird, daß das Tollwutrisiko  - mit lediglich 1-3 Todesfällen pro Jahr – extrem gering ist.

 

Tollwutrisiko ist sehr niedrig

Außerdem attestiert der Impfstoffhersteller „Chiron Vaccines“ allen in Frage kommenden südeuropäischen Länder ein „niedriges Tollwut-Infektionsrisiko“. Auch hier macht also nur eine sinnvolle Einordnung des durch Hundeimporte bedingten zusätzlichen Risikos Sinn. Denn  es ist einige tausend Mal wahrscheinlicher, daß ein Deutscher vom Blitz oder einem abstürzenden Hubschrauber erschlagen wird oder aufgrund von Passivrauchen zu Tode kommt,  als durch eine Tollwutinfektion, die von einem aus Südeuropa eingeführten Hunde ausgelöst wurde.

Ein Tierfreund wird sich also von dem Artikel „Gefährliches Mitleid“ nicht davon abhalten lassen das zu tun, was ihm sein Gewissen rät. Er wird sich in der emotionalen Bewertung des Auslands-Tierschutzes der Meinung einer Ikone der deutschen Kultur anschließen, der man auf diesem Gebiet den Expertenstatus kaum absprechen kann. Der deutsche Zoologe Alfred Brehm charakterisierte unsere vierbeinigen Freunde so: „Kein einziges Tier der ganzen Erde ist der vollsten und ungeteiltesten Achtung, der Freundschaft und Liebe des Menschen würdiger als der Hund.“

 

Dr. Jochen Kubitschek
Arzt und Wissenschaftsjournalist

 

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