Diese Geschichte, sie ereignete sich letzten Winter, ist kaum zu glauben, vor allem, wenn man die Einzelheiten erfährt.

In Kürze: Ein Hund, ähnlich einem Wolf, spielte am Ufer, höchstwahrscheinlich in der Nähe der Stadt Thorn (Polen). Vielleicht ist er abgerutscht, vielleicht ist er in Spiellaune auf eine Eisscholle gesprungen. Jedenfalls trieb er auf dieser Eisscholle stromabwärts. Seine Weichsel-Ostsee-Odyssee begann an einem Freitag und dauerte bis …. Montag! Während dieser Zeit trieb der Hund über 200 km auf der Eisscholle und wurde schließlich in der Danziger Bucht auf offenem Meer gerettet. 

 

Die Odyssee:

Die Rettungsversuche in Thorn missglückten, die Thorner Feuerwehr alarmierte ihre Kollegen in Graudenz, der nächsten talwärts gelegenen Stadt. In dieser Gegend wurde der Hund am Samstag gesichtet. Die Retter unternahmen aber keine Versuche, die Eisscholle, auf der sich der Hund befand, zu erreichen, angeblich wegen des großen Risikos und der Lebensgefahr, wie sie vorgaben. Genau genommen haben sie gar nichts unternommen. Sie haben nicht versucht, den Hund  vom Ufer aus ausfindig zu machen, um bei sich bietender Gelegenheit einen Rettungsversuch zu wagen. Sie haben keinen Helikopter angefordert, um es aus der Luft zu probieren, obwohl zur selben Zeit Berichte über die Rettung eines Hundes in den USA auf genau diese Weise in allen Medien zu sehen waren. Ihre einzige Beteiligung beschränkte sich auf eine Kurzmeldung an ihre Kollegen der nächsten flussabwärts gelegenen Gemeinde Kwidzyn. 

 

Die Feuerwehrleute aus Kwidzyn haben den Hund auch nicht gerettet, wie denn auch, sie haben es ebenfalls nicht einmal versucht. Nein, dieses Schicksal hat sie so wenig interessiert, dass sie nicht einmal ihre Kollegen aus Dirschau, der weiter talwärts gelegenen Gemeinde, benachrichtigt haben.  In der Zwischenzeit trieb der Hund auf seiner Eisscholle weiter, die Mündung der Weichsel in die Ostsee nicht weit voraus. Nachts herrschten eisige Temperaturen. Die Presse hat den Hund bereits aufgegeben, seine Überlebenschancen als nicht realistisch dargestellt, als plötzlich, am Montag!! gegen 15 Uhr die Besatzung des Forschungsschiffes „Baltica“ auf einer in der Danziger Bucht treibenden Eisscholle einen kleinen Seehund gesichtet hat. Beim genaueren Hinsehen stellten die Matrosen fest, dass der Seehund vier Pfoten und einen Schwanz hatte, woraufhin der Kapitän den Kurs änderte. Das Schiff befand sich auf offener See, ca. 15 Seemeilen (1 sm = 1852 m) vom Festland entfernt, und es dämmerte bereits.  

 

Die ersten Versuche, den Hund mit einem Netz zu erfassen, misslangen. Es fehlte nicht an kritischen Momenten, als der Hund, bedingt durch den Wellengang verursacht durch die Manöver des Schiffes , von der Eisscholle rutschte. Einmal sogar rutschte er unter den Schiffsrumpf, tauchte aber wieder auf kletterte aus eigener Kraft auf die Eisscholle zurück. Berührt von seinem Überlebenskampf beschlossen die Seeleute, nichts unversucht zu lassen, um ihn zu retten. Sie ließen einen Rettungsponton mit einem Matrosen zu Wasser, und dieser griff, sich weit hinauslehnend, nach dem Hund. Angeblich packte er den Hund nur an seinem Ohr. Der aber gab keinen Laut von sich, wehrte sich auch nicht gegen den Schmerz, ließ sich  in den Ponton ziehen, und wurde so gerettet.  An Deck gebracht, gefüttert und in Decken eingemurmelt, kam er bald wieder zu sich. Die Seeleute gaben ihm den Namen „Baltic“, auch „Drifter“ war im Gespräch. 

 

Nach der spektakulären Rettung, über die in allen Medien berichtet wurde, meldeten sich dutzende vermeintliche „Besitzer“, die den Hund wieder haben wollten.  Sie alle hatten es aber nicht sehr eilig, ihren Liebling wieder zu sich zu holen. So ist die erste angebliche Besitzerin erst am Freitag gekommen. Bei ihrem Anblick drehte ihr Baltic den Rücken zu und ging gleichgültig weg. Ihr folgten zahlreiche andere. In der Zwischenzeit ist Baltic der Besatzung, vor allem seinem Retter, so ans Herz gewachsen, dass der Kapitän schließlich entschieden hat, weitere vorgebliche Besitzer nicht an Bord zu lassen und den Hund in der Obhut seines Retters zu lassen. Die Medien griffen diese rührende Geschichte auf und begannen, über die menschliche Unmenschlichkeit der Rettungskräfte zu berichten.
Die Feuerwehrleute, die den Hund gerettet hätten, würden landesweit als Helden gefeiert werden (wie es die Schiffsbesatzung wurde). Was sie statt dessen ernteten, war Hohn, Spott und Wut. Die Gemeinden überschlugen sich daraufhin mit Erklärungen und gegenseitigen Schuldzuweisungen. So hieß es in offiziellen Erklärungen zwar, man sei für solche Einsätze weder ausgerüstet noch ausgebildet, man hätte aber selbstverständlich Meldung an die anderen Bezirke erstattet. Der Erhalt einer solchen Meldung aber wurde von anderen Gemeinden ausdrücklich dementiert.  



Inoffiziell kamen die Rettungskräfte aus Graudenz und Kwidzyn aber einfach zu dem Schluss, „es sei doch nur ein Hund.“ Diese „geistreichen Äußerungen“ wurden, für die Vortragenden fatal, auf Video aufgezeichnet. Die Veröffentlichung dieser Aufnahmen verursachte eine Welle der Empörung. Die Personen, deren aufgenommene Gespräche veröffentlicht wurden, wurden an den Pranger gestellt. Die Behörden distanzierten sich von den Äußerungen ihrer Mitarbeiter als die Meinung einzelner Individuen. 

Ironie des Schicksals:

Obwohl die Rettungskräfte dem Hund nicht helfen (konnten)/wollten, bekommen sie jetzt indirekt Hilfe durch ihn. Der Vorfall löste nämlich eine heiße Diskussion darüber aus, wie das Krisenmanagement ausgesehen hätte, wenn sich auf dieser Scholle nicht „nur ein Hund“, sondern ein Mensch befunden hätte. Und da die Rettungskräfte vorgaben, weder über die notwendige Ausrüstung noch Ausbildung zu verfügen, um in solchen Situationen agieren zu können, haben die Gemeinden beschlossen, die notwendigen Mittel anzuschaffen und gemeinsam den Ernstfall zu trainieren. 

Na ja, besser spät als nie.... 

Ich persönlich vertrete fest die Meinung, dass das Verhalten eines Menschen Tieren gegenüber seinen Charakter widerspiegelt. Ob sich die Rettungskräfte bei einem Menschen anders verhalten hätten... ??? 

(Autor Piotr Salecki, Übersetzer Michael Kurc)                                             

Die Grosseltern von Michael Kurc haben einen anfangs sehr schwierigen Hund aus dem Hundshuus (ursprünglich aus der Slowakei) adoptiert.  Für sie stand vom ersten Moment an fest: Dieser Hund - komme, was wolle - ist unser neues Familienmitglied.  Ich danke Ihnen noch heute dafür und bin immer tief gerührt, was für Opfer sie für diesen Hund  gebracht haben!  Ihnen gehört mein ganzer Respekt!

                                                    ***

Auch ich finde es wunderbar, was aus Timmy aufgrund der ihm geduldig entgegengebrachten Liebe geworden ist. (Der Webmaster)

 
                

Timmy (ganz rechts) mit Familie





 

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